Gesundheitspolitik

Industrie bekennt sich zur Apotheke

Expopharm: Verbände der pharmazeutischen Hersteller loben die Zusammenarbeit mit der Apothekerschaft

MÜNCHEN (diz) | Traditionell überbrachten Vertreter der Industrie und des Großhandels Grußworte zur Eröffnung der Expopharm. Sie standen in diesem Jahr unter dem Vorzeichen der guten Partnerschaft mit den Apotheken und dem gemeinsamen Anliegen, gegen Arzneimittelfälschungen mithilfe des Projekts Securpharm vorzugehen.

Dr. Thomas Trümper, Vorsitzender des Bundesverbands des pharmazeutischen Großhandels, lobte die derzeitige politische Arbeit im Bundesgesundheitsministerium. Allerdings mahnte er, Korrekturen nicht zu verpassen. Denn der Markt sei nicht statisch. Im Großhandelsbereich sollte das Prinzip der Vollversorgung nicht aufgegeben werden. Die Mischkalkulation im Großhandel werde derzeit verzerrt durch viele aufwendige Maßnahmen, die finanziert werden müssten. Die Gewinnerzielungsabsicht kann nicht auf Null reduziert werden, so Trümper.

Der neue Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH), Jörg Wieczorek, lobte die ABDA, den Deutschen Apothekerverband als verlässliche Partnerorganisationen. Vieles sei im Schulterschluss mit den Apothekern erreicht worden, beispielsweise das Grüne Rezept und die gemeinsame Initiative Securpharm im Bereich der Arzneimittelfälschungen. Gegen den Ausschluss der rezeptfreien Arzneimittel aus der Erstattung werde man weiterhin kämpfen. Vor diesem Hintergrund begrüße der BAH den Antrag des Deutschen Apothekertags zur OTC-Erstattung für Kinder bis 18 Jahren und bei älteren, multimorbiden Patienten. Beim Thema On-Pack-Promotions müssten sich die Hersteller „an die eigene Nase fassen“, so Wieczorek, „hier wurden die Dinge manches Mal durchaus übertrieben. OTC-Arzneimittel sollten nicht Gegenstand von Bazar und Lockpreisen werden.“ Deutlich machte der Vorstandsvorsitzende auch, dass der BAH am bewährten Distributionssystem, der freiberuflich-inhabergeführten Apotheke und der grundsätzlichen Apothekenpflicht für Arzneimittel festhalte.

Leitbilddiskussion für die Krankenkassen

Wolfgang Späth, Vorstandsvorsitzender von ProGenerika, hielt eine Leitbilddiskussion für Krankenkassen für sinnvoll, damit dort die Einsicht reift, mit Leistungserbringern fairer umzugehen und die Arzneimitteltherapie nicht gering zu schätzen. Er bedauerte, dass die Apotheker nicht als Arzneimittelfachleute bei der Substitutionsausschlussliste mit am Tisch sitzen dürfen. Apotheker sollten nicht „Supplier“ von austauschbaren Gütern sein, sondern ihre Rolle als Arzneimittelfachleute selbstbewusst wahrnehmen.

Dr. Martin Zentgraf, Vorsitzender des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI), machte deutlich, dass der Apotheker nicht nur ein Verkäufer von Waren der Industrie ist. Er sei vielmehr Sachwalter von pharmakologischem Wissen. Auch Zentgraf stellte die positive Zusammenarbeit mit den Apothekern beim Projekt Securpharm gegen Arzneifälschungen heraus. Das Ziel, das System bis 2018 zum Laufen zu bringen, sei ehrgeizig. Ein Knackpunkt im Verhältnis zu den Apotheken sei die Arzneimittelinitiative Armin. Dieses System sei aus Sicht der Industrie ungeeignet für eine optimale Versorgung von Patientinnen und Patienten. Schade findet es der BPI, dass die Apotheker nicht mit Sitz und Stimme im Gemeinsamen Bundesausschuss vertreten seien.

Han Steutel, Vorstandsmitglied des Verbandes forschender Pharma-Unternehmen (vfa), beklagte, dass das Preismoratorium für die Industrie, der jetzt siebenprozentige Zwangsrabatt, verlängert wurde – eine „eindeutig negative Entwicklung“ für die Industrie. Auch die Reimportförderklausel sei nicht mehr zeitgemäß. Unverständlich sei auch die Anpassung der Apothekenmargen auf Basis des Erstattungsbetrags. Durch Ausweisung der Erstattungsbeträge in der Lauer-Taxe werde der Listenpreis quasi funktionslos. Positiv stellt Steutel das System Securpharm gegen Arzneifälschungen heraus, es sei ein erfolgversprechendes Projekt. 

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