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Adexa-Info
„Auch Chefs profitieren vom Betriebsrat“
Interview mit Christian Charissé und Michaela Jäger
Frau Jäger, wie kam es zu Ihrer Wahl als Betriebsrätin im Jahr 2005?
Jäger: Mir war es wichtig, dass auch für die Mitarbeiter unserer Apotheke das Betriebsverfassungsgesetz Anwendung findet. Hierzu war es notwendig, einen Betriebsrat zu wählen. Durch meine Mitarbeit bei ADEXA konnte ich das vereinfachen, da auch die zuständige Gewerkschaft das notwendige Verfahren einleiten kann. Zusammen mit einer angestellten Apothekerin habe ich mich dann zur Wahl gestellt, und wir wurden danach von den Kollegen auch gewählt.
Herr Charissé, welche Wünsche bzw. Befürchtungen hatten Sie ursprünglich vor der Betriebsratsgründung, und wie sieht Ihre Bewertung jetzt nach acht Jahren aus?
Charissé: Die Befürchtungen bestanden aus den leider üblichen Vorurteilen – also eher diffuse Vorstellungen. Heute bin ich dankbar, in Frau Jäger eine Mitstreiterin zu haben, die mir hilft, Prozesse umzusetzen und die Akzeptanz zu erhöhen. Außerdem erhalte ich durch Frau Jäger immer wieder einen von Emotionen ungetrübten Einblick in die Welt der Mitarbeiter und kann so auch den Befürchtungen und Erwartungen meiner Mitarbeiter besser gerecht werden.
Und kommen dazu auch schon mal kritische Nachfragen von anderen Apothekenleitern?
Charissé: Eigentlich nichts mit Inhalt, eher nur mitleidsvolle Blicke, aber wenige. Die meisten Apotheken sind mit eher wenigen Mitarbeitern auch leichter zu organisieren, denke ich. Wir haben 23 Mitarbeiter, und da entstehen die Probleme eben auch vielfältiger. Man kriegt nicht alles mit und ist auf die Mitarbeit, wie Frau Jäger sie leistet, angewiesen.
Gab es einen speziellen Konflikt oder eine besondere Herausforderung, die durch die Betriebsratsarbeit besser gelöst werden konnte?
Charissé: Nein, keine speziellen Konflikte, aber eben gerade der Alltag, eben Kündigungen, Änderungen der Arbeitszeit, Umbesetzungen in der Apotheke werden integrativer gelöst, es werden mehr Aspekte berücksichtigt und somit die Umsetzung erleichtert. Nicht zu unterschätzen sind auch die gesetzlichen Aspekte und ihre selbstverständliche Berücksichtigung; da habe ich einen echten Vorteil durch Frau Jäger und kann „Spätfolgen“ total vermeiden.
Jäger: Wir haben ein Team mit überdurchschnittlich langen Arbeitsverhältnissen, was ja auch für das Betriebsklima spricht. Durch meine ehrenamtliche ADEXA-Tätigkeit bin ich natürlich mit der arbeitsrechtlichen Materie besser vertraut und kann den Kollegen und meinem Chef da auch zur Seite stehen. So bleiben die Rechte beider Seiten gewahrt. Dadurch lassen sich Konflikte auch vermeiden.
Frau Jäger, was für eine Resonanz bekommen Sie von Ihren Kollegen im Team? Und kennen Sie andere Apothekenangestellte, die auch als Betriebsrat tätig sind?
Jäger: Ich denke, die Kollegen sind froh, wenn sie nicht mit allem selber zum Chef müssen. Oft kann ich auch Anliegen mehrerer Mitarbeiter bündeln. Und sollte mal etwas Unangenehmeres anliegen, ist es ein Vorteil, wenn ich das als „dritte Person“ vorbringen kann. Ich weiß von anderen Betriebsräten, kenne aber keine persönlich. Leider gibt es viel zu wenige Mitarbeiter, die sich für dieses Amt zur Verfügung stellen, und zu viele Apothekenleiter, die denken, Betriebsräte wollen ihnen nur schaden. Ich denke, das Beispiel unserer Apotheke zeigt, dass ein Betriebsrat auch ein Vorteil sein kann!
Frau Jäger, Herr Charissé, ganz herzlichen Dank für Ihre Gesprächsbereitschaft.
Fortsetzung folgt
Von März bis Mai 2014 finden in vielen deutschen Unternehmen turnusmäßige Betriebsratswahlen statt. Deshalb informiert ADEXA hier in einer kleinen Serie von Beiträgen über verschiedene Aspekte von Betriebsräten.
Im zweiten Teil geht es um das vereinfachte Wahlverfahren der Betriebsräte in Kleinbetrieben nach § 14a Betriebsverfassungsgesetz.
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