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Die DPV-Vorsitzende Martina Hahn im Interview
DAZ: Frau Dr. Hahn, könnten Sie uns zunächst einen kurzen Überblick über Ihre bisherigen Tätigkeiten geben?
Hahn: Mein Pharmaziestudium habe ich in Marburg absolviert und bin dann zu einem Studienaufenthalt am College of Pharmacy in Gainesville, Florida gegangen, weil ich glaubte, meinen Interessensschwerpunkt Klinische Pharmazie dort am besten vertiefen zu können. Die Ausbildung schließt mit einem „Doctor of Pharmacy“ (PharmD) ab. Danach habe ich dann an der Uni Mainz promoviert, mit einem Thema zu Interaktionen in der Psychopharmakotherapie. Ganz so schnell bin ich aber beruflich nicht in diesem Bereich „gelandet“, denn zunächst habe ich noch einige Erfahrungen bei einem Generikahersteller und auch in der öffentlichen und Krankenhaus-Apotheke gesammelt. Seit August 2011 bin ich in der Vitos-Klinik Eichberg in Eltville beschäftigt und habe dort, wenn man so will, meine Berufung als klinische Pharmazeutin gefunden.
DAZ: Könnten Sie die Schwerpunkte Ihrer Tätigkeit dort kurz umreißen?
Hahn: Die Klinik hat keine eigene Apotheke. Unsere Arzneimittel bekommen wir von einer Krankenhaus-versorgenden Apotheke geliefert. Mit der Beschaffung der nötigen Medikation oder Kostenerwägungen habe ich nichts zu tun und kann mich daher voll auf meine fachlichen Aufgaben konzentrieren. Diese sind die Beratung der Klinikärzte über die Pharmakotherapie, die Begleitung bei Visiten auf Station und die Beratung und direkte Betreuung der Patienten. Ich halte zum Beispiel eine eigene Patientensprechstunde ab und leite psychoedukative Patientengruppen. Wir nennen das, was die Klinikdirektorin Frau Dr. Roll und ich dort gemeinsam erfolgreich entwickelt haben, das Eichberger Modell.
DAZ: Welche Verbindungen haben Sie zur Offizinpharmazie?
Hahn: Ich weiß, dass arzneimittelbezogene Probleme auch in der ambulanten Versorgung eine große Rolle spielen. Ich kann ja verstehen, dass den Kolleginnen und Kollegen in der öffentlichen Apotheke oft die Zeit fehlt, um hier Abhilfe zu schaffen, würde mir aber doch wünschen, dass wir auf diesem Gebiet einfach mehr an einem Strang ziehen. Ich werde inzwischen auch öfter von Kollegen aus der Offizin angerufen, die mich nicht nur um fachlichen Rat bitten, sondern auch darum, die entsprechende Frage an ihrer Stelle direkt mit dem involvierten Arzt abzuklären. Sie meinen, ich hätte dort ein besseres Standing. Das kann aber jeder Offizinapotheker auch erreichen, indem er oder sie sich durch Kompetenz Vertrauen schafft und so für die Ärzte zu einem wertvollen Partner auf Augenhöhe wird.
DAZ: Wie sind Sie zum Deutschen Pharmazeutinnen Verband gekommen?
Hahn: Über ein Vorstandsmitglied des DPV. Der Verband hatte in den Jahren 2007–2008 in Kooperation mit der ADKA für Studenten und Pharmazeuten im Praktikum eine deutschlandweite Vortragsreihe zu Interaktionen und zur Kommunikation mit Ärzten und Patienten aufgelegt. Ich gehörte damals zum Kreis der Referenten und habe mich gleich vom DPV mitreißen lassen. Seit 2008 bin ich im DPV-Vorstand.
DAZ: Welche Ziele und Vorstellungen haben Sie für Ihre Tätigkeit als DPV-Vorsitzende?
Hahn: Das Wichtigste ist und bleibt für mich die Nachwuchs- und Karriereförderung in allen Bereichen, in denen Frauen pharmazeutisch arbeiten. Hinzu kommt die Stärkung der Klinischen Pharmazie. Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie liegt mir am Herzen. Da ist noch sehr viel zu tun.
DAZ: Wie wichtig sind für Sie die Außen-Kontakte des DPV?
Hahn: Sehr wichtig, nicht nur auf nationaler, sondern auch auf europäischer Ebene. Der DPV hat hier von Beginn an viel investiert, vor allem in den engeren Schulterschluss mit den ausländischen Schwesterorganisationen NOVA in den Niederlanden und NAWP in Großbritannien. Für die weitere internationale Vernetzung mit den Kolleginnen aus dem Ausland sorgen unsere alljährlichen Europäischen Pharmazeutinnen-Treffen, eine außerordentlich fruchtbare Tradition. Ich besuche selbst auch viele Kongresse im Ausland, um Kontakte zu pflegen und zu vertiefen. In Deutschland kooperieren wir mit dem Akademikerinnenbund, sowie dem Deutschen Ärztinnenbund.
DAZ: Wie kann man Frauen im pharmazeutischen Alltag am besten dabei helfen, mehr Selbstbewusstsein aufzubauen und ihre Ziele tatkräftig zu verfolgen?
Hahn: Durch positive Erfahrungen, und zwar gleich von Beginn der Berufstätigkeit an. Wer sich mutig an eine neue Aufgabe heranwagt und als erstes eine „Schlappe“ erleidet, ist nur schwer wieder zu motivieren. Wenn wir den jungen Kolleginnen von Anfang an den Rücken stärken, überträgt sich das übrigens auch auf die Akzeptanz der Beratung durch die Ärzte. Vor diesem Hintergrund freue ich mich sehr darüber, dass ich meine Erfahrungen nun seit August 2012 als Clinical Assistant Professor an der University of Florida auf breiterer Ebene weitergeben kann.
DAZ: Möchten Sie uns auch etwas zu Ihren Hobbys und sonstigen Interessen erzählen?
Hahn: Ich fotografiere und mache gerne Reisen, vor allem Fernreisen. Diese können durchaus auch mit ein bisschen Abenteuer verbunden sein.
DAZ: Frau Dr. Hahn, danke für dieses Gespräch und viel Erfolg für Ihre Tätigkeit als DPV-Vorsitzende.
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