Prisma

Neuer Impfansatz mit altem Adjuvans

(jb). Die pathologischen Veränderungen im Gehirn von Alzheimer-Kranken führen zu einem Verlust von Synapsen und damit zum Absterben von Neuronen. So kommt es letztendlich zum Funktionsverlust. Eine kausale Therapie ist bisher nicht verfügbar. Jetzt haben kanadische Forscher gemeinsam mit der Firma GlaxoSmithKline eine Methode entwickelt, die natürlichen Abwehrmechanismen des Gehirns gegen die Ablagerung der Plaques zu aktivieren.

Im Gehirn von Alzheimer-Kranken sind extrazelluläre Amyloidplaques, die aus pathologisch gespaltenem β-Amyloid-Protein entstanden sind und intrazelluläre Neurofibrillen, nachweisbar.

Diese Veränderungen gehen mit einem Verlust von Synapsen und damit mit dem Absterben von Neuronen einher. Es kommt zum Funktionsverlust bzw. Ausfall des Acetylcholin-Neurotransmittersystems.

Momentan sind Cholinesterasehemmer und durchblutungsfördernde Stoffe die einzig verfügbaren Therapieoptionen. Eine kausale Therapie existiert bisher nicht.

Ein möglicher Ansatz wäre, die natürlichen Abwehrmechanismen des Gehirns gegen die Ablagerung der Plaques zu aktivieren, also gegen Alzheimer zu impfen. Kanadische Forscher haben gemeinsam mit der Firma GlaxoSmithKline eine Substanz identifiziert, die genau das vermag. Es handelt sich um Monophospheryl Lipid A (MPL). MPL ist ein Derivat der Lipopolysaccharide (LPS), einem Bestandteil der äußeren Membran gramnegativer Bakterien. LPS führen im Körper zur Ausschüttung proinflammatorischer Zytokine. MPL stimuliert ebenso wie LPS das Immunsystem über Toll-like-Rezeptoren. Allerdings mit deutlich geringerer Toxizität. Es wird seit Längerem als Adjuvans in Impfstoffen (z. B im HPV-Impfstoff Cervarix®) verwendet. Bei Mäusen mit Alzheimer-Symptomen führte die Injektion von MPL über zwölf Wochen zu einer signifikanten Reduktion der Plaques und außerdem zu einer Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten.

Auch wenn das auf den ersten Blick sehr vielversprechend klingt, bleibt abzuwarten, ob diese Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind.


Quelle: Michaud JP, et al. Proc Natl Acad Sci USA. 2013 Jan 15. [Epub ahead of print].



DAZ 2013, Nr. 4, S. 8

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