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Die ersten studierten Apothekerinnen
Magdalena Neff, geborene Meub, Tochter eines Bäckermeisters in Karlsruhe, schloss 1906 als erste Deutsche das Pharmaziestudium regulär und mit einem sehr guten Staatsexamen ab. Da sie einen Apotheker heiratete, blieb sie der Pharmazie auch treu und leitete zusammen mit ihrem Mann fast ein halbes Jahrhundert lang die Löwen-Apotheke in Ehingen an der Donau.
Anders die erste Pharmaziestudentin in Berlin, die Apothekertochter Luise von Gusnar: Nach der Approbation 1914/15 arbeitete sie in verschiedenen Apotheken, im Ersten Weltkrieg auch in Lazaretten, aber nach der Heirat mit einem Witwer aus München gab sie ihren Beruf auf, um sich dessen halberwachsenen Söhnen zu widmen.
Jüdische Pharmaziestudierende
Unter den ersten Pharmaziestudierenden waren überproportional viele junge Frauen jüdischen Glaubens, gerade in Berlin. Das hatte mehrere Gründe, wie Karolien-Maria Reske in ihrer Dissertation ausgeführt hat. Zum einen war für jüdische Familien die Bildung auch für Mädchen traditionell wichtig, zum anderen boten akademische und freie Berufe gute Aufstiegschancen, während das Lehrerinnenseminar und die christlich-konfessionellen Schulen Jüdinnen nicht offenstanden.
Bald nach 1933 wurde es jüdischen Mitbürgern verboten, zu studieren und das Vor- oder Staatsexamen abzulegen. Viele jüdische Apotheker emigrierten, etwa jeder fünfte wurde deportiert und ermordet.
Lehre und Gehilfenzeit – für Frauen oft problematisch
Wer studieren wollte, musste zuvor eine zwei- bis dreijährige Lehre in der Apotheke und nach der Gehilfenprüfung – ab 1904 "pharmazeutische Vorprüfung" genannt – eine dreijährige Gehilfenzeit absolvieren. Das anschließende Studium war mit drei, später vier Semestern recht kurz.
Die Apothekengehilfin Sophie Wißmar gründete 1902 zusammen mit Magdalena Meub eine Rundbriefaktion zum Austausch mit anderen Pharmazeutinnen in spe, das "Apothekerinnenkränzchen", aus dem sich der "Bund deutscher Pharmazeutinnen" entwickelte.
Die Suche nach einer Lehr- oder Gehilfenstelle war für die jungen Frauen nicht leicht, denn die dafür notwendige Hausgemeinschaft war oft problematisch – insbesondere im Fall von ledigen Apothekenleitern.
In Friedenszeiten verschmäht, in Kriegszeiten gesucht
Vor Beginn der NS-Zeit waren schon fast 30 Prozent der Apothekerschaft Frauen – allerdings fast nur im Angestelltenverhältnis, denn die Konzession für eine Apotheke erhielten sie höchstens durch eine Erbschaft.
Die Nationalsozialisten standen der Berufstätigkeit von Frauen zunächst ablehnend gegenüber, auch um die Arbeitslosigkeit zu beheben: "Die Frau aber, die heute noch einen Arbeitsplatz einnimmt, wird […] zugunsten des Mannes verzichten müssen", schrieb 1933 ein Autor zur Frage "Frauen im Apothekerberuf?".
Als aber nach Kriegsausbruch Arbeitskräftemangel herrschte, wurde die Apothekertätigkeit von Frauen in die Tradition der heilkundlich erfahrenen "Hausmutter" gestellt. Dabei wurde der Nutzen einheimischer Arzneipflanzen betont, denn Importdrogen waren knapp.
Im Zweiten Weltkrieg mussten viele Frauen die Leitung einer Apotheke übernehmen, weil der bisherige Apothekenleiter (oft der Ehemann) eingezogen wurde, so wie bei Margarete Lammers in Lauenburg an der Elbe. Auch Pharmaziestudierende und Vorexaminierte wurden ab 1939 per Notdienstverordnung zur Vertretung herangezogen.
Dass viele Apothekerinnen aufgrund von Heirat und – angeblich – auch wegen der kriegsbedingt verschärften Arbeitsbelastung aus dem Beruf ausschieden, sah der stellvertretende Reichsapothekerführer 1942 als "besorgniserregend" an, zumal der Frauenanteil beim Berufsnachwuchs sehr hoch war. Tatsächlich waren es vor allem die Frauen, die dafür sorgten, dass die Apotheken trotz Bombardierung und Rationierung geöffnet blieben.
(Fortsetzung folgt)
Quellen: Vortrag von Prof. Dr. Christoph Friedrich am 11. 12. 2012 in Hamburg im Rahmen der Vortragsreihe der DPhG-Landesgruppe Hamburg sowie Literatur, siehe Kasten.
LiteraturtippsG. Beisswanger et. al.: Frauen in der Pharmazie. Stuttgart 2001. K.-M. Reske: Weibliche Apotheker – die ersten Absolventinnen in der Pharmazie an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität 1908 – 1937. Stuttgart 2008 (vergriffen). |
Dr. Sigrid Joachimsthaler
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