Prisma

Knoblauchrauke – ein Küchenkraut der Steinzeit

(cae). Die Knoblauchrauke war vor 8000 Jahren in Holstein und Jütland ein „Küchenkraut“.

Ein von Hayley Saul, Universität York, geleitetes internationales Team untersuchte den Inhalt von 76 keramischen Töpfen, die um 5750 bis 6100 v. Chr. als Kochtöpfe gedient hatten. Fünf davon stammen aus Neustadt an der holsteinischen Ostseeküste, die übrigen von zwei Ausgrabungsstätten im Binnenland Jütlands. Außer Resten von Fisch bzw. von Fleisch wurden in den Töpfen die Überbleibsel von Samen der Knoblauchrauke (Alliaria petiolata) nachgewiesen, und zwar in Form von Phytolithen. Dabei handelt es sich um verkohltes pflanzliches Material, das die Archäobiologen inzwischen aufgrund von vergleichenden Analysen in vielen Fällen bestimmten Pflanzenarten zuordnen können. Die jetzt publizierten Funde sind die prähistorisch frühesten Belege für den Verzehr der Knoblauchrauke durch den Menschen.

Die Knoblauchrauke ist eine Crucifere und enthält wie der nah verwandte Senf und die Kresse-Arten Senfölglucoside, die bei der Verletzung der Pflanze enzymatisch gespalten werden und die scharf schmeckende Senföle freisetzen. Als einheimische Pflanze, die in Laubwäldern und Gebüschen wächst, stand die Knoblauchrauke der Bevölkerung reichlich zur Verfügung – im Gegensatz zu exotischen Gewürzen. Da nichts dagegen spricht, dass die Menschen der Steinzeit einen schlechteren Geschmack hatten als der Mensch der Gegenwart, erstaunt es nicht, dass sie durch bestimmte Kräuter ihre Speisen wohlschmeckender zu machen versuchten. Was selbstverständlich zu sein scheint, wurde in diesem Fall wissenschaftlich bewiesen. 

Quelle: Saul H, et al. Phytoliths in Pottery Reveal the Use of Spice in European Prehistoric Cuisine. PLoS ONE 20138(8):e70583.

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