Prisma

Chlamydien stören Zell-Reparatur

(rei). Infektionen mit Chlamydien können zu Unfruchtbarkeit führen. Sie stehen jedoch auch im Verdacht, Gebärmutterhals- und Eierstockkrebs zu fördern. Dass die Erreger beachtliche Schäden im Erbgut der Wirtszellen hervorrufen und somit zur Krebsentstehung beitragen können, wiesen nun Wissenschaftler um Cindrilla Chumduri vom Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie nach.

Chlamydien sind gramnegative, obligat intrazelluläre Bakterien, die einen zweiphasigen Lebenszyklus durchlaufen. Stoffwechselinaktive sogenannte Elementarkörperchen infizieren Wirtszellen und differenzieren in einer membrangebundenen Vakuole zu vermehrungsfähigen Pathogenen, die sich nach erfolgreicher Replikation wieder zu Elementarkörperchen umwandeln. Diese werden freigesetzt, und der Zyklus beginnt von Neuem.

Die WHO schätzt, dass Infektionen mit der durch Sexualkontakt übertragbaren Spezies Chlamydia trachomatis bei rund 75 Prozent der betroffenen Frauen asymptomatisch bleiben und über Jahre persistieren.

In Zellkulturtests wiesen Chumduri und ihre Mitarbeiter nun nach, dass die durch Chlamydien gebildeten reaktiven Sauerstoffspezies Doppelstrangbrüche der DNA induzieren. Gleichzeitig werden die zelleigenen Reparaturmechanismen gehemmt, die normalerweise dafür sorgen, dass Strangbrüche ohne Abweichungen im genetischen Code wieder zusammengefügt werden. Auf irreparable Schäden folgt üblicherweise Apoptose – die Zellen sterben kontrolliert ab. Dies wird jedoch durch Chlamydieninfektionen verhindert, indem eine Kaskade von Wachstumssignalen aktiviert wird. Hinzu kommt, dass die im Verlauf des Zellzyklus eingebauten Kontrollpunkte nicht funktionieren. Diese zusätzlichen Sicherheitsmechanismen dienen dazu, die Zellteilung zu stoppen, wenn bestimmte Veränderungen erkannt werden. Die befallenen Zellen proliferieren also trotz der Erbgutschädigung unkontrolliert weiter. Die Gefahr der Entartung zur Krebszelle steigt.

Dieser Mechanismus, so Chumduri, könnte die epidemiologischen Beobachtungen erklären, nach denen Chlamydieninfektionen mit Krebserkrankungen des weiblichen Reproduktionssystems assoziiert sind. 

Quelle: humduri, C., et al. Cell Host & Microbe, 2013. 13(6): p. 746–758.

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