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- DAZ 16/2013
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Imagegewinn
Sie erleben es tagtäglich: Hersteller apothekenpflichtiger Arzneimittel stehen im Konkurrenzkampf mit Herstellern von Medizinprodukten oder Nahrungsergänzungsmitteln. Die einen haben sich nicht gescheut, Studien für ihre Produkte durchzuführen, haben den aufwendigen und kostspieligen Weg der Zulassung als Arzneimittel beschritten und die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit bei definierten Indikationen nachgewiesen. Die anderen nutzen geschickt Gesetzeslücken, erwecken aber mit raffinierter Werbung ebenfalls den Eindruck, bei ähnlichen oder gleichen Beschwerden zu wirken. Alle versuchen sie, in die Köpfe der Endverbraucher zu gelangen. Am besten läuft es für die Anbieter, wenn der potenzielle Kunde sich in der Werbung wiederfindet und in dem angepriesenen Produkt die Lösung seines Problems sieht. Aufklärung und Beratung durch den Apotheker spielen gerade in der Laienwerbung keine oder nur eine untergeordnete Rolle.
Dann gibt es aber noch die Gruppe von potenziellen Kunden, die in der Apotheke um Rat fragen. Also muss man auch in die Köpfe derer, die in der Apotheke an vorderster Front stehen. Und das sind in den Augen vieler Marketingexperten nicht Apothekerinnen und Apotheker, sondern die PTA. Folgerichtig versucht man auch hier, mit gezielten Marketingaktionen die PTA für sich zu gewinnen. Eine zwiespältige Entwicklung, mit möglicherweise unerwünschten Folgen für das Image der unabhängig beratenden Apotheke. Und jede Apothekenleiterin und jeder Apothekenleiter sollte sich fragen, wie sie/er denn mit der Produktauswahl und den Beratungsempfehlungen in ihrer/seiner Apotheke umgeht, ob sie/er das Heft in der Hand behält oder das Feld seinen pharmazeutisch-technischen Angestellten überlässt.
Eine verantwortungsvolle Apothekenleiterin, ein verantwortungsvoller Apothekenleiter wird dafür Sorge tragen, dass eine PTA ihre Grenzen kennt, dass sie im Zweifel einen Apotheker zu Rate zieht und dass die Empfehlung, die sie ausspricht, Hand und Fuß hat. Denn es ist die Aufgabe von Apothekerinnen und Apothekern, bei jedem abzugebenden oder zu empfehlenden Präparat kritisch zu hinterfragen, wie denn die Datenlage ist. Worauf stützt der Hersteller seine Aussagen zur beworbenen Indikation? Gibt es einen nachgewiesenen, gibt es einen postulierten Wirkungsmechanismus? Ist Letzterer plausibel? Ist das Präparat in Studien untersucht worden? Wenn ja, von welcher Güte waren diese Studien? Wo wurden sie publiziert – in einem hochkarätigen Journal nach Durchlaufen eines Peer-Review-Verfahrens oder in einem firmengesponserten Supplement einer Zeitschrift XY? Ist die Evidenzlage vielleicht sogar so gut, dass sie sich in Leitlinien niedergeschlagen hat?
Um solche Fragen kompetent zu beantworten, ist der pharmazeutische Sachverstand von erfahrenen Apothekerinnen und Apothekern notwendig. Nur sie können eine fundierte Analyse durchführen und es ist ihre Aufgabe, ihr Team entsprechend zu instruieren.
Das ist aufwendig, aber es lohnt sich. Um Ihnen die Arbeit zu erleichtern, berichten wir in der DAZ konsequent über wichtige Studien gerade auch für den OTC-Bereich. Zudem legen wir immer wieder unser Augenmerk auf den stark umworbenen Selbstmedikationsmarkt. Wir begleiten kritisch die Werbung, aber ebenso kritisch auch die "Pharma-Kritik" – beispielsweise in Sachen rosa Creme gegen Neurodermitis und Psoriasis, Paracetamol und die Diskussion um Unterstellung unter die Verschreibungspflicht, Nagellacke gegen Nagelpilz, Lebertoxizität von Umckaloabo oder Phytopharmaka bei nervösen Unruhe- und Angstzuständen usw. Wir lassen jede Seite zu Wort kommen, denn wir wollen, dass Sie alle Argumente kennen und sich Ihr eigenes Bild machen können (siehe Leserbrief "Werbung kontra wissenschaftliche Belege"). Das gilt selbstverständlich auch für den Rx-Bereich. In dieser Ausgabe haben wir das Thema ADHS aufgegriffen. Die Diskussion um die "Ritalinisierung" wird viele Eltern betroffener Kinder verunsichern, unzählige Fragen warten auf kompetente Antwort (siehe DAZ-Interview "Schwierige ADHS-Therapie: Die häufigsten Fragen"). Eine Aufgabe, die in der Apotheke in die Hände von Apothekerinnen und Apothekern gehört.
Wir wissen, dass es in solchen Diskussionen meist keine einfachen Antworten gibt, dass im konkreten Fall Aspekte wie Vertrauen, Hoffnung und Empathie eine ganz entscheidende Rolle spielen. Aber wenn in Ihrer Apotheke den Kunden und Patienten vermittelt wird, meine Apothekerin und mein Apotheker kennen sich aus, sie haben sich mit dem Für und Wider beschäftigt, sie verstehen mein Problem und bieten mir eine auf meine Bedürfnisse zugeschnittene optimale Lösung an, dann haben nicht nur Sie und Ihre Apotheke gewonnen, dann haben Sie für einen nicht zu unterschätzenden Imagegewinn unseres Berufsstandes gesorgt.
Dr. Doris Uhl
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