Arzneimittel und Therapie

Keine Auswirkungen auf die fetale Entwicklung in der Embryonalphase

Eine große epidemiologische Studie zeigte keinen Zusammenhang zwischen der mütterlichen Einnahme von Ondansetron während der Schwangerschaft und dem Auftreten fetaler Störungen. Obwohl ein potenzielles Risiko nicht vollständig ausgeschlossen werden kann, erachten die Studienautoren die Einnahme von Ondansetron in der frühen Schwangerschaft für unbedenklich.

Bei rund 10 bis 15% aller Schwangeren verlaufen Übelkeit und Erbrechen während der Frühschwangerschaft so gravierend, dass konservative Maßnahmen keine Abhilfe schaffen und eine medikamentöse Therapie eingeleitet werden muss. Die Beschwerden treten vornehmlich zwischen der siebten und zwölften Schwangerschaftswoche auf, das heißt in einer Zeitspanne, in der der Fötus besonders empfindlich auf mögliche teratogene Auswirkungen einer Arzneimitteltherapie reagiert. Wie sicher ist eine medikamentöse Therapie während dieser Zeit, und gibt es Hinweise auf eine beeinträchtigte Entwicklung des Fötus? Dieser Frage ging eine dänische Studie nach, die sich mit der Einnahme von Ondansetron während des ersten Trimenons befasste. Der 5-HT3 -Antagonist Ondansetron ist das in den USA mit Abstand am häufigsten eingesetzte Antiemetikum in der Frühschwangerschaft und wird von beinahe 3% aller graviden Frauen eingenommen. Trotz der häufigen Verordnungen sind die bislang vorliegenden Sicherheitsdaten, die aus prospektiven Studien oder Fall-Kontrollstudien abgeleitet wurden, von begrenzter Aussagekraft.

Keine Hinweise auf fetale Schädigungen

Um die Sicherheit von Ondansetron besser bewerten zu können, griff eine Arbeitsgruppe auf epidemiologische Daten des dänischen Nationalregisters aus der Zeit zwischen Januar 2004 und März 2011 zurück. In diesem Zeitraum waren 608.385 schwangere Frauen registriert worden, von denen 1970 (das entspricht 0,3%) meist in der zweiten Hälfte des ersten Trimenons Ondansetron erhalten hatten. Die Daten dieser Frauen wurden nun mit den Daten von Schwangeren verglichen, die kein Ondansetron erhalten hatten. Dieser Vergleich umfasste mehrere Parameter wie das Risiko für eine spontane Fehlgeburt, Totgeburt, schwerwiegende Geburtsfehler, Frühgeburten, ein niedriges Geburtsgewicht oder eine für das Gestationsalter zu geringe Größe.


Hinweise zum Schwangerschaftserbrechen


Den Angaben der Datenbank des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie www.embryotox.de zufolge sollte Ondansetron nur bei Versagen besser untersuchter Antiemetika und bei schwerer Symptomatik eingesetzt werden. Als Mittel der Wahl werden Antihistaminika wie Dimenhydrinat oder Doxylamin genannt. Desweiteren kann Metoclopramid eingesetzt werden. Bei mäßigen Beschwerden kommen auch Pyridoxin oder Ingwer infrage. Bei starkem Erbrechen können Phenothiazine wie Promethazin, bei erfolgloser antiemetischer Therapie auch kurzfristig Glucocorticoide wie Methylprednisolon in Betracht gezogen werden.


Die Auswertung der Daten gab keinen Hinweis auf eine fetale Schädigung. Das Risiko für eine spontane Fehlgeburt zwischen der siebten bis zwölften Schwangerschaftswoche lag in der Ondansetron-Gruppe bei 1,1% vs. 3,7% in der Vergleichsgruppe, zwischen der dreizehnten bis zweiundzwanzigsten Woche bei 1,0% vs. 2,1%. Totgeburten erlitten 0,3% der Frauen, die Ondansetron eingenommen hatten, vs. 0,4% der Frauen der Vergleichsgruppe. Schwerwiegende Fehlbildungen traten in beiden Gruppen gleich häufig auf (bei 2,9%). Die Rate der Frühgeburten betrug in der Ondansetron-Gruppe 6,2%, in der Vergleichsgruppe 5,2%. Der Anteil der Neugeborenen mit niedrigem Geburtsgewicht lag in der Ondansetron-Gruppe bei 4,1% vs. 3,7% in der Vergleichsgruppe, und eine für das Gestationsalter zu geringe Größe wurde bei 10,4% der Ondansetron-Gruppe und bei 9,2% in der Vergleichsgruppe registriert.

Anhand dieser Ergebnisse stufen die Studienautoren die Therapie mit Ondansetron in der Frühschwangerschaft als sicher ein. Allerdings könne die Möglichkeit unerwünschter Auswirkungen auf das Kind bzw. auf die Entwicklung des Föten nicht mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden, so die Autoren.


Zum Weiterlesen


Vom Kinderwunsch zum Wunschkind.

DAZ 2013, Nr. 13, S. 32– 46.



Quelle

Pasternak B, et al. Ondansetron in pregnancy and risk of adverse fetal outcomes. N Engl J Med 368; 814 – 823 (2013).

www.embryotox.de, Zugriff am 4. April 2013.


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr



DAZ 2013, Nr. 15, S. 24

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