Arzneimittel und Therapie

Kein erhöhtes Risiko bei Rheumatikern festgestellt

TNF-alpha-Inhibitoren zählen mittlerweile als etablierte Therapieoption bei rheumatoider Arthritis und anderen chronisch-entzündlichen Erkrankungen. Es ist bekannt, dass Rheumatiker ein zwei- bis dreifach höheres Risiko haben, an Herpes Zoster zu erkranken. Unklar war bisher, ob die Anwendung von TNF-Antagonisten den Ausbruch von Herpes Zoster bei Rheumapatienten begünstigt. US-amerikanische Wissenschaftler konnten nun zeigen, dass TNF-Blocker kein höheres Risiko als die Therapie mit Nicht-Biologicals darstellen.

Herpes Zoster, auch Gürtelrose genannt, stellt vor allem für ältere und immunsupprimierte Personen eine Gefahr dar. Neben Schmerzen durch akute Neuritis ist die postherpetische Neuralgie sehr gefürchtet.

Die Inzidenz für Herpes Zoster erhöht sich mit steigendem Lebensalter. Daneben sind Patienten, die an rheumatoider Arthritis leiden, häufiger von Gürtelrose betroffen als Gesunde. Inwiefern die weit verbreitete Therapie mit Biologicals wie TNF-alpha-Inhibitoren dieses erhöhte Risiko beeinflusst, war bislang unklar. Die bisher durchgeführten Beobachtungsstudien zu dieser Fragestellung lieferten widersprüchliche Ergebnisse.

Neue Studie aus den USA

Im Rahmen einer US-weiten Initiative zur Sicherheitsbewertung von Biologicals wurde kürzlich eine retrospektive Kohortenstudie mit Patientendaten aus vier großen Datenbanken durchgeführt. Ziel der Studie war es, die Herpes-Zoster-Erkrankungsrate bei unterschiedlichen chronisch-entzündlichen Krankheiten in Abhängigkeit von der Therapie zu ermitteln. Die Studie wurde über einen Beobachtungszeitraum von neun Jahren durchgeführt. Eingeschlossen wurden Patienten mit rheumatoider Arthritis und anderen chronisch-entzündlichen Erkrankungen (psoriatische Arthritis, Psoriasis und Spondylitis ankylosans sowie entzündliche Darmerkrankung), die innerhalb des Beobachtungszeitraumes mit der Basistherapie begannen. Die Basistherapeutika wurden in zwei Gruppen eingeteilt:

  • Anti-TNF-Therapie (Infliximab, Adalimumab und Etanercept) sowie

  • sonstige Basistherapie (Leflunomid, Sulfasalazin oder Hydroxychloroquin bzw. Azathioprin oder Mercaptopurin bei entzündlicher Darmerkrankung).

Patienten, die vor Beginn der Basistherapie orale Corticosteroide einnahmen, wurden ebenfalls dokumentiert. Herpes-Zoster-Fälle wurden durch ärztliche Diagnose plus Therapie mit Virustatika (Aciclovir, Valaciclovir) identifiziert.

Impfung gegen Herpes Zoster


Der Herpes-Zoster-Impfstoff Zostavax® von Sanofi Pasteur MSD wurde 2006 von der europäischen Zulassungsbehörde EMA zugelassen. Es handelt sich dabei um einen Lebendimpfstoff, der bei Personen ab 50 Jahren zur Prävention von Herpes Zoster (Gürtelrose) sowie dadurch verursachter postherpetischer Neuralgie indiziert ist.

Der Impfstoff ist zurzeit nicht verfügbar; er wird laut Aussage des Herstellers 2014 wieder erhältlich sein.

Bisher wurde der Impfstoff nicht in die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) aufgenommen.

Der Erreger der Gürtelrose ist das Varizella-Zoster-Virus (VZV). Dieses kann zwei klinische Krankheitsbilder verursachen: Windpocken (Varizellen) bei Erstinfektion sowie Gürtelrose (Herpes Zoster) bei endogener Reaktivierung des Virus.

Im Gegensatz zur Herpes-Zoster-Impfung wird die Varizellen-Schutzimpfung seit 2004 von der STIKO für alle Kinder und Jugendlichen empfohlen. Die beiden Impfungen enthalten übrigens den gleichen Virus-Stamm; nur ist dieser im Herpes-Zoster-Impfstoff deutlich höher dosiert.

Kein Unterschied zwischen Therapieschemata

Insgesamt wurden 59.066 Patienten ermittelt, die während des Beobachtungszeitraumes mit Anti-TNF-Therapie (33.324 Patienten) oder sonstiger Basistherapie (25.742 Patienten) begannen. Unter Biological-Therapie wurden 310 Herpes-Zoster-Fälle identifiziert, unter Therapie mit sonstigen Basistherapeutika 160 Fälle. Dabei war die Herpes-Zoster-Inzidenzrate in beiden Gruppen vergleichbar – die TNF-Inhibitor-Therapie war mit keinem höheren Risiko assoziiert als die Therapie mit sonstigen Basistherapeutika. Zwischen den einzelnen TNF-Inhibitoren (Infliximab, Adalimumab, Etanercept) konnten ebenfalls keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Interessanterweise korrelierte die Einnahme hoher Corticosteroid-Dosen (Tagesdosis > 10 mg Prednison-Äquivalente) mit einem erhöhten Herpes-Zoster-Risiko. Insgesamt waren Patienten mit rheumatoider Arthritis eher von Herpes Zoster betroffen als die anderen untersuchten Erkrankungen.


Quelle

Winthrop KL, et al. Association Between the Initiation of Anti-Tumor Necrosis Factor Therapy and the Risk of Herpes Zoster. J Am Med Assoc 2013; 309(9): 887 – 895.


Apothekerin Dr. Birgit Benedek


Zum Weiterlesen


Herpes Zoster. Impfstoff gegen Gürtelrose auch bei Älteren wirksam.

DAZ 2011, Nr. 3, S. 38.



DAZ 2013, Nr. 12, S. 68

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