- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 3/2011
- Impfstoff gegen Gü...
Arzneimittel und Therapie
Impfstoff gegen Gürtelrose auch bei Älteren wirksam
Der Erreger der Gürtelrose ist das Varicella-Zoster-Virus (VZV), auch als Humanes-Herpes-Virus-3 (HHV-3) bezeichnet. Dieses Virus ist ein behülltes, doppelsträngiges DNA-Virus (dsDNA) und gehört zur Familie der Herpesviridae. Die Erstinfektion äußert sich in der "Kinderkrankheit" Windpocken. Etwa 90% der über 14-jährigen Europäer sind durch Windpocken-Infektionen bereits Träger von Varicella-Zoster-Viren. Nach Abklingen der Windpocken verbleiben die Viren latent in den Spinalganglien sowie in den Ganglien der Hirnnerven. Die Gürtelrose ist demnach keine Infektion im eigentlichen Sinne, sondern die erneute Aktivierung des Varicella-Zoster-Virus nach einer mehr oder weniger langen Latenzzeit. In Deutschland erkranken jährlich etwa 350.000 bis 400.000 Menschen an einer Gürtelrose (Herpes Zoster), mehr als 60% davon sind älter als 50 Jahre.
Retrospektive Studie bestätigt Wirksamkeit
Eine Impfung hat sich in der Shingles Prevention Study, einer großen randomisierten Studie mit mehr als 38.000 Teilnehmern, als wirksam erwiesen. Mit einer derartigen Impfung könnten mehr als 50% der Krankheitsfälle verhindert und auch eine Post-Zoster-Neuralgie (PZN), eine häufig vorkommende Komplikation, konnte deutlich vermieden werden. Tritt trotz Impfung dennoch eine Gürtelrose auf, verläuft diese in der Regel weitaus milder und mit weniger Komplikationen.
Der 2006 eingeführte Impfstoff stieß jedoch vielfach auf Zurückhaltung: Die unter den idealen Bedingungen einer klinischen Studie erhaltenen Ergebnisse der Shingles Prevention Study seien auf den Alltag kaum übertragbar. Auch ließ die Schutzwirkung tatsächlich im hohen Alter nach. Eine jetzt veröffentlichte retrospektive Untersuchung bestätigt die Ergebnisse der Studie jedoch überzeugend. Dabei wurden die Krankenakten von mehr als 75.000 geimpften Personen im Alter über 60 Jahren mit denen von fast 230.000 Nichtgeimpften verglichen.
Die Inzidenz für eine Zoster-Erkrankung betrug bei den Nichtgeimpften 13,0 pro 1000 Personenjahre, unter den Geimpften sank sie auf 6,4 pro 1000 Personenjahre.
Die Effektivität nahm mit dem Alter der Patienten keinesfalls ab und war bei Frauen und Männern gleich stark. Selbst bei den über 80-Jährigen war die Impfung unvermindert effektiv und chronische Erkrankungen an Niere, Herz, Lunge, Leber oder ein Diabetes hatten keinen Einfluss auf die Schutzwirkung. Neben einem Rückgang der Gürtelrose (um 55% in der adjustierten Analyse) wurden insbesondere auch schwere Komplikationen vermieden: Die Inzidenz des Zoster ophthalmicus ging um 67% zurück. Hospitalisierungen wegen eines Zosters waren um 65% seltener.
In den USA wurde der Impfstoff (Zostavax™) im Mai 2006 durch die zuständige Behörde FDA zugelassen. Im Oktober desselben Jahres wurde die Verabreichung des neuen Impfstoffes auch an alle Personen älter als 60 Jahre empfohlen. Auch in der EU ist dieser Impfstoff seit 2006 zugelassen. Im Oktober 2008 wurde er in Deutschland eingeführt, ist aber zurzeit nicht erhältlich (s. hierzu auch: Das lange Warten auf den Impfstoff gegen Gürtelrose. DAZ 2010; Nr. 42, S. 45). Er wird voraussichtlich nicht vor 2012 erhältlich sein.
Quelle
Tseng, H.F.; et al.: Herpes Zoster Vaccine in Older Adults and the Risk of Subsequent Herpes Zoster Disease. J. Am Med. Assoc. (2011) 305(2): 160 – 166.
Oxman, M.N. et al.; A Vaccine to Prevent Herpes Zoster and Postherpetic Neuralgia in Older Adults. New Engl. J. Med. (2005) 352(22): 2271 – 2284.
Dr. Hans-Peter Hanssen
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.