Arzneimittel und Therapie

Britische Studie spricht von kausaler Assoziation

Seit 2010 besteht der Verdacht, dass zwischen der Pandemrix®-Impfung und dem Auftreten einer Narkolepsie ein Zusammenhang besteht. In mehreren europäischen Studien wurde dieser Frage nachgegangen, die jüngste Untersuchung hierzu wurde Ende Februar 2013 publiziert. Die Autoren sprechen von einer kausalen Assoziation zwischen der A/H1N1-Impfung und einer Narkolepsie, halten sich aber mit einer konkreten Einschätzung des Risikos zurück.
Erhärteter Verdacht. Auch in England gilt es als wahrscheinlich, dass eine Impfung mit Pandemrix® für das Auftreten zusätzlicher Narkolepsie-Fälle bei Kindern und Jugendlichen verantwortlich ist.
Foto: GlaxoSmithKline

In der neuesten, aus England stammenden Studie wurde das Risiko für eine Narkolepsie bei Kindern und Jugendlichen untersucht, die 2009 eine Impfung mit Pandemrix® erhalten hatten. Das zugrunde liegende Studiendesign gleicht einer Fall-Kontroll-Studie, bei der aufgrund mangelnder Kontroll-Individuen die Bevölkerung als Kontrolle dient. Die Studienautoren werteten retrospektiv (bis Juli 2011) die Daten von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen vier und 18 Jahren aus, die seit Anfang 2008 an Narkolepsie erkrankt und in schlafmedizinischen und pädiatrisch-neurologischen Zentren behandelt worden waren. Insgesamt wurden 245 Fallberichte gesichtet. Bei 75 Betroffenen lag eine Narkolepsie vor. Elf dieser Patienten wurden vor Einsetzen der Symptome geimpft und sieben innerhalb von sechs Monaten vor Symptombeginn. Der Vergleich mit der Kontrollgruppe führte zu folgende Ergebnissen:

  • Betroffene, die vor Einsetzen der Symptome eine Pandemrix®-Impfung erhalten hatten, wiesen im Vergleich zur nicht geimpften gleichaltrigen Bevölkerung ein rund 14-fach erhöhtes Risiko auf, an einer Narkolepsie zu erkranken (Odds ratio 14,4; 95% Konfidenzintervall 4,3 – 48,5).

  • Wurden die Betroffenen innerhalb von sechs Monaten vor Symptombeginn geimpft, war das Risiko rund 16-fach erhöht (odds ratio 16,2; 95% Konfidenzintervall 3,1 – 84,5).

  • Die Narkolepsie-Inzidenz im Zeitraum von sechs Monaten nach der Impfung war rund 10-mal höher als außerhalb dieses Zeitraums (relative Inzidenz 9,9; 95% Konfidenzintervall 2,1 – 47,9).

  • Das zusätzliche Risiko, durch eine Impfung mit Pandemrix® an einer Narkolepsie zu erkranken, lag bei etwa 2 Fällen pro 100.000 geimpften Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen vier und 18 Jahren.

Narkolepsie-Risiko


Was war bekannt?

  • Erste Assoziationen zwischen einer Impfung mit Pandemrix® und dem vermehrten Auftreten von Narkolepsie bei Kindern und Jugendlichen tauchten erstmals in skandinavischen Ländern auf.

  • Eine epidemiologische Studie aus Finnland errechnete ein um den Faktor 13 erhöhtes Narkolepsie-Risiko nach einer Pandemrix®-Impfung.

  • Ob das erhöhte Risiko auch in nicht skandinavischen Ländern nachzuweisen ist, war bislang nicht bekannt.


Was ist neu?

  • Das erhöhte Narkolepsie-Risiko nach einer Pandemrix®-Impfung wurde auch in nicht skandinavischen Ländern nachgewiesen.

  • Die Höhe des Risikos wird in der finnischen mit 6 Fällen pro 100.000 geimpfte Kinder eingeschätzt, in der britischen Studie mit 2 pro 100.000.

Fazit der Autoren

Aufgrund dieser Daten sehen die Studienautoren einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten einer Narkolepsie und der Pandemrix®-Impfung. Das erhöhte Risiko nach der Impfung weise auf eine kausale Assoziation hin, die bereits in einer finnischen Studie beobachtet wurde. Allerdings wird in der englischen Studie das Risiko geringer eingestuft als in der finnischen Studie, die von 6 Fällen auf 100.000 geimpfte Kinder ausgeht. Möglicherweise sei dies auf die höhere Suszeptibilität der finnischen Bevölkerung oder auf den hohen Anteil geimpfter Jugendlicher in Finnland zurückzuführen, so die Autoren.


Literatur

Miller E., et al.: Risk of narcolepsy in children and young people receiving AS303 adjuvanted pandemic A/H1N1 2009 influenza vaccine: retrospective analysis. BMJ online vom 26.2.2013. BMJ 2013;346:f794 doi:10.1136/bmj.f794.

http://www.pei.de/DE/arzneimittelsicherheit-vigilanz/archiv-sicherheitsinformationen/narkolepsie/narkolepsie-inhalt.html (enthält ausführliche Informationen zum vermehrten Auftreten einer Narkolepsie im zeitlichen Zusammenhang mit der A/H1N1-Impfung).


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr



DAZ 2013, Nr. 10, S. 32

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