Gesundheitspolitik

Grippeimpfstoffe: In Hessen künftig zum Festpreis

In Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Hamburg ist Sanofi exklusiver Partner

Berlin (ks). Die hessischen Krankenkassen – unter der Federführung der AOK Hessen – und der Hessische Apothekerverband (HAV) haben für die Impfsaison 2013/14 einen neuen Liefervertrag über Grippeimpfstoffe geschlossen. Er sieht vor, dass die Abrechnung zum Festpreis erfolgt und Ärzte nach wie vor die freie Wahl des Wirkstoffes haben. Andernorts haben die Krankenkassen erneut exklusive Rabattverträge mit einem Impfstoffhersteller unter Dach und Fach gebracht.

In Hessen setzte man schon zuvor auf eine vertragliche Lösung zwischen Apotheken und Kassen. Nun aber dachten auch dort die Krankenkassen über eine Ausschreibung der Grippeimpfstoffe für den Sprechstundenbedarf nach. Und das trotz der wenig ermutigenden Erfahrungen der auslaufenden Saison in einigen Regionen der Republik. Der Mangel in Ausschreibungsregionen führte auch dazu, dass in Hessen die Impfstoffe knapp wurden. Während viele Kassen sich durch den Ausfall von Novartis nicht davon abhalten ließen, wieder auszuschreiben, verzichtete man in Hessen erneut auf einen Rabattvertrag mit einem Impfstoffhersteller.

Weniger Aufwand bei der Abrechnung

Beim Hessischen Apothekerverband ist man zufrieden. Und ebenso wie bei der AOK Hessen zuversichtlich, dass Beschaffungsprobleme in der kommenden Saison weitestgehend vermieden werden können. Zudem soll die Abrechnung erheblich "entkompliziert" werden. Denn im letzten Jahr habe die Abwicklung der europäischen Referenzpreise bei den Impfstoffen zu zahlreichen Rückfragen von Apotheken und einem hohen Verwaltungsaufwand bei Krankenkassen geführt. Das soll nun besser werden – Apotheker, Ärzte und Krankenkassen sollen am Ende gleichermaßen profitieren.

Konkret wurde in Hessen der Arzneiliefervertrag geändert, der zuvor Nettoaufschläge auf Impfstoffe vorsah. Stattdessen gibt es künftig Festpreise. Die Apotheken werden nicht-adjuvantierte Impfstoffe für den Sprechstundenbedarf für 8,30 Euro abgeben, adjuvantierte für 9,30 Euro. Dies ist mehr als bei der ähnlich gestrickten Vereinbarung für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Zu erklären ist dies damit, dass im Nordosten die Ärzte überzeugt werden konnten, reine Wirkstoffverordnungen vorzunehmen. In Hessen können Ärzte nach wie vor jeden Impfstoff verschreiben, den sie für richtig halten.

Zuschlag für Sanofi Pasteur MSD

Anders sieht die Situation in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Hamburg aus. Während in Westfalen-Lippe die abgelaufene Grippe-Impfsaison mit Sanofi Pasteur MSD als exklusivem Vertragspartner reibungslos vonstatten ging, sah es in den beiden nördlichen Bundesländern, die Novartis versorgen sollte, bekanntlich schlechter aus. Nordrhein war bislang noch keine Ausschreibungsregion. Für die kommende Saison starteten die drei Bundesländer dennoch eine gemeinsame Ausschreibung. Im Vorfeld hatten die Kassen auch Gespräche mit den Apothekerverbänden geführt um die Optionen für ein Festpreismodell auszuloten. Zueinander fand man jedoch nicht. Nun hat Sanofi Pasteur MSD den Zuschlag erhalten. Das Pharmaunternehmen aus Leimen/Baden-Württemberg kann sich jetzt erneut in Westfalen-Lippe unter Beweis stellen – und zusätzlich in den anderen drei Gebietslosen Schleswig-Holstein, Hamburg und Nordrhein. Insgesamt geht es um rund drei Millionen exklusive Impfdosen.

"Mit Sanofi Pasteur MSD haben wir einen renommierten und verlässlichen Partner gefunden, der sich bereits in der Vergangenheit durch seine hohe Zuverlässigkeit ausgezeichnet hat", erklärte Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest, stellvertretend für die gesetzlichen Krankenkassen. Und er betonte: "Die Versorgungssicherheit bei der Belieferung mit Grippeimpfstoff steht für uns im Mittelpunkt." Auch Sanofi gibt sich selbstbewusst: "Wir haben bereits in dieser laufenden Impfsaison bewiesen, dass wir ein zuverlässiger Partner für die gesetzlichen Krankenkassen sind und jederzeit ausreichend Impfstoff für die Ärzte und Apotheker in Westfalen-Lippe verfügbar hatten. Diese Geschäftspolitik werden wir selbstverständlich auch in den anderen Bundesländern fortsetzen", so Giuseppe Pinto, der bei Sanofi Pasteur MSD für die Ausschreibungen zuständige Vertriebsdirektor.

Apotheker bleiben für Impfstoffversorgung wichtig

Die Apotheker vor Ort, so versprechen die gesetzlichen Krankenkassen und Sanofi, werden auch weiterhin eine wichtige Rolle für die Sicherstellung der Impfstoffversorgung spielen. "Beide Vertragspartner wollen partnerschaftlich und in enger Abstimmung mit den Ärzten und Apothekern vor Ort eine gute Verteilung und Versorgung der Bevölkerung mit Grippeimpfstoff sicherstellen", so die Vertragspartner.



AZ 2013, Nr. 8, S. 8

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