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Ein mühsamer Weg
In den städtischen Apotheken, die ab dem 13. Jahrhundert gegründet wurden, waren Frauen in der Regel nur "inoffiziell" tätig. Zumindest als mithelfende Ehefrauen von Apothekern waren sie aber aus dem Apothekenwesen der damaligen Zeit nicht wegzudenken, und manche Witwe führte den Betrieb des Mannes weiter. Als steinernes Denkmal solch einer Apothekerin kann die Grabplatte von Margareta Ehinger († 1383) im Ulmer Münster gelten.
Klosterapothekerinnen
Heilkundige Frauen gab es auch in den Klöstern, wo Nonnen Arzneimittel herstellten und abgaben. Die Klosterpharmazie in Frauenklöstern stand der ihrer Ordensbrüder in nichts nach. Während die Ausbildung zunächst durch die fachlich versierten Mitschwestern erfolgte, schrieb die Medizinalverordnung des Kurfürstentums Bayern von 1785 für Klosterpharmazeuten und ‑pharmazeutinnen ein Examen vor dem Collegium medicum vor, nachdem sie zuvor eine drei- bis vierjährige Lehre in einer öffentlichen Apotheke absolviert hatten.
Bei den evangelischen Diakonissen war die Ausbildung eher "semiprofessionell", so Prof. Friedrich. Der Schriftsteller Theodor Fontane, der selbst jahrelang als angestellter Apotheker tätig war und 1847 die "Approbation erster Klasse" erhielt, arbeitete im folgenden Jahr im Berliner Krankenhaus Bethanien und bildete dort Emmy Danckwerts, die erste Oberin der Henriettenstiftung in Hannover, und Aurelie von Platen zu Apothekenschwestern aus. Trotz der eher anekdotenhaften Lehrtätigkeit Fontanes bestanden beide ihre Prüfung mit besten Noten.
Apothekergehilfinnen in Oper und Literatur
Auch vom 17. bis zum 19. Jahrhundert waren die Frauen offiziell nur als mithelfende Familienangehörige in den Apotheken aktiv. So erlaubte die Apothekerordnung für Henneberg im Jahr 1612 Frauen nur den "gemeinen Handverkauf", aber keine Herstellung oder Abgabe von Rezepturen.
Die weiblichen Helferinnen wurden in der zeitgenössischen Kunst verewigt, beispielsweise in der zu seinen Lebzeiten sehr erfolgreichen komischen Oper "Doktor und Apotheker" von Carl Ditters von Dittersdorf [1]. Dort sitzen die Apothekertocher Leonore und ihre Cousine Rosalie am Tisch und "bringen Kräuter in Pakete". Und der russische Dichter Anton Tschechow beschreibt in einer Erzählung eine Apothekergattin, die mit ihrem weiblichen Charme nachts bei den männlichen Kunden für guten Umsatz mit Soda, Selters und Rotwein sorgt [2].
Zulassung zum Studium
Während Frauen in Frankreich schon 1863 Zugang zu den Hochschulen erhielten und in Holland 1879, taten sich die Deutschen – und hier insbesondere der Apothekerstand – schwer mit der Emanzipation. Einer der größten Kritiker war der Pharmaziehistoriker Hermann Schelenz, der sich zwar in einer Studie mit "Frauen im Reiche Aeskulaps" beschäftigt hatte, aber trotzdem zu dem Urteil kam: Frauen sollten nicht vergessen, "dass ihre Schwäche ihre Stärke ist". Auch andere Zeitgenossen bezweifelten, dass Frauen "die unerlässliche Exaktheit und geistige Konzentriertheit" für den Apothekerberuf besitzen.
Obwohl sich der preußische Apothekerrat 1897 mehrheitlich kritisch bis ablehnend zum Thema "Apothekerinnen" ausgesprochen hatte, hat der Bundesrat 1899 beschlossen, Frauen zum Medizin-, Zahnmedizin- und Pharmaziestudium zuzulassen. Bereits 1900 setzte die Technische Hochschule Karlsruhe den Beschluss um, und bis 1909 war in allen deutschen Ländern die Ausbildung von Frauen zur Apothekerin geregelt. 1911 waren unter den 2500 weiblichen Studierenden im Deutschen Reich allerdings nur acht Pharmazeutinnen.
Quellen[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Doktor_und_Apotheker. [2] A. Tschechow: Die Apothekerin; http://gutenberg.spiegel.de/buch/ 3979/7.
LiteraturtippsG. Beisswanger et. al.: Frauen in der Pharmazie. Stuttgart 2001. K.-M. Reske: Weibliche Apotheker – die ersten Absolventinnen in der Pharmazie an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität 1908 – 1937. Stuttgart 2008. C. Friedrich: Forscher, Künstler, Unternehmer – Apothekerkarrieren aus vier Jahrhunderten. Eschborn 2012. |
Dr. Sigrid Joachimsthaler
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