Gedenktage dieses Jahres*

Vor …

… 50 Jahren trafen sich Konrad Adenauer und Charles de Gaulle zu einem Hochamt in der Kathedrale zu Reims, um die "Erbfeindschaft" zwischen Frankreich und Deutschland zu beenden (8.8.1962). Im selben Jahr musste der Dirigent Bruno Walter den Taktstock aus den Händen legen (17.2.), starb die Malerin Gabriele Münter (19.2.), schied Marylin Monroe freiwillig aus dem Leben (5.8.), hörte Hermann Hesse auf zu schreiben (9.8.), verstummte der Komponist Hanns Eisler (6.9.), entschlief der Atomphysiker Niels Bohr (18.11.) und hatte der Sportfunktionär Carl Diem sein Lebenswerk vollbracht (17.12.).

… 60 Jahren wurde Königin Elisabeth II. gekrönt (6.2.1952), starb der schwedische Asienforscher Sven Hedin (19.2.), wurde der Münchner Kardinal Michael von Faulhaber (12.6.) zu Grabe getragen und tat der Komponist Wolfgang Rihm seinen ersten Schnaufer (13.3.).

… 70 Jahren hörte Alexander Zemlinsky auf zu komponieren (15.3.1942), und es erblickten das Licht der Welt: der Astrophysiker Stephen W. Hawking (8.1.), die Biologin und Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard (20.10.), die chilenische Autorin Isabel Allende (2.8.), die amerikanische Schriftstellerin Donna Leon (28.9.), der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff (1.10.), der israelische Pianist und Dirigent Daniel Barenboim (15.11.), die feministische Journalistin Alice Schwarzer (3.12.).

… 80 Jahren wurden Umberto Eco (5.1.1932; "Name der Rose") und Omar Sharif (10.4.; "Dr. Schiwago") geboren, während Eugen d’Albert im "Tiefland" die Augen schloss (3.3.).

… 90 Jahren wurden der Herzchirurg Christiaan Barnard (8.11.1922), der Langläufer ("tschechische Lokomotive") Emil Zátopek (19.9.) und der Tiefseetaucher Jaques Piccard (28.7.) geboren; der damalige deutsche Außenminister Walther Rathenau wurde von Rechtsextremisten ermordet (24.6.).

Bedeutende Persönlichkeiten, die vor 100, 150, 200, 250, 300, 350, 400, 450, 500 und 600 Jahren geboren wurden oder starben, verzeichnet die Tabelle. Es sind Musiker, bildende Künstler, Literaten, Philosophen, Wissenschaftler, Mediziner, Schauspieler, Verleger, Unternehmer, Politiker, Sportler (mit Einschränkungen), also Menschen, die die Welt verbessert, bereichert oder vor Unheil bewahrt haben und die mir so interessant erscheinen, um sie mit ein paar Zeilen in Erinnerung zu rufen. Zurückgeblickt sei auch auf einige bemerkenswerte Ereignisse.

Kurzbiografien der Jubilare

Jeanne d’Arc, die Jungfrau von Orleans, französische Nationalheilige, besiegte die Engländer u. a. vor Orleans und ermöglichte die Krönung Karls VII. in Reims, geriet in Gefangenschaft der Burgunder und wurde in Rouen als Ketzerin verbrannt.

Wernher von Braun, Konstrukteur der "Wunderwaffe" V2, ab 1955 US-Bürger, entwickelte bei der NASA die Trägerrakete Saturn.

Aristide Briand, französischer Politiker der linken Mitte, führte als Minister für Unterricht und Kultus die Trennung von Kirche und Staat durch, schloss 1925 mit dem deutschen Außenminister Gustav Stresemann die Locarnoverträge, wofür beide zusammen 1926 den Friedensnobelpreis erhielten.

John Cage, US-amerikanischer Komponist und Schriftsteller, revolutionierte den überkommenen Musikbegriff und schuf entsprechende Werke.

Sergiu Celibidache, rumänischer Dirigent, war Chef der Berliner Philharmoniker (Nachfolger von Wilhelm Furtwängler), des schwedischen Rundfunk-Symphonieorchesters und der Münchner Philharmoniker.

Claude Debussy, französischer Komponist, schuf Musikstücke mit impressionistischer Tonsprache und hoch differenzierter Rhythmik.

Charles Dickens, englischer Schriftsteller, wurde bekannt durch die "Pickwick papers" und berühmt durch seine Romane Oliver Twist und David Copperfield.

Johann Gottlieb Fichte, Philosoph, hielt "Reden an die Deutsche Nation", war Professor an den Universitäten Jena, Erlangen und Berlin (hier auch erster gewählter Rektor).

Friedrich II. von Preußen, seit 1740 König, später "der alte Fritz" und "der Große" genannt, vielseitig begabter Flötenspieler, Komponist und Feldherr, führte u. a. den Siebenjährigen Krieg und machte Preußen zur europäischen Großmacht.

Hans Leo Hassler, in Nürnberg geborener, von Kaiser Rudolf II. geadelter Komponist, schuf Messen, 15- bis 16-stimmige Motetten und u. a. auch sehr anmutige weltliche und geistliche Lieder, darunter die Melodie des Kirchenlieds "O Haupt voll Blut und Wunden".

Gerhard Hauptmann, Schriftsteller und Dramatiker, Vertreter des Naturalismus, schuf sozialkritische Werke (z. B. "Die Weber" oder "Der Biberpelz"), erhielt vor genau 100 Jahren den Nobelpreis für Literatur.

Kaspar Hauser, berühmtestes Findelkind seit Moses, soll ein vom Hof verbannter Erbprinz von Baden gewesen sein, was trotz vieler Nachforschungen nie geklärt wurde.

Gustav Klimt, Maler, bekanntester Vertreter der Wiener Secession; sein berühmtestes Gemälde "Der Kuss" wurde vom k. und k. Ministerium für Kultus und Unterricht gekauft.

Auguste Lumière, französischer Pionier des Kinos, erfand 1895 mit seinem Bruder Louis den Kinematographen (cinématographe) mit Greifermechanismus für perforierte Filme.

Julius Maggi, schweizerischer Unternehmer, Pionier der Lebensmittelindustrie (Maggi-Würze, Fertiggerichte).

Igor Markevitch, ukrainischer Komponist, wurde vor allem als schnörkelloser, hervorragender Dirigent in Frankreich, Deutschland und den USA bekannt.

Karl May, erfolgreichster deutscher Romancier, soll über 50.000 Manuskriptseiten für seine Bücher über Winnetou, Old Shatterhand, Kara Ben Nemsi, Hadschi Halef Omar und weitere exotische Helden geliefert haben und hieß eigentlich Karl Hohenthal.

Josef Neckermann, Unternehmer, gründete 1942 die Neckermann-Versand AG und war als Dressurreiter Mannschafts-Olympiasieger und Weltmeister.

Johann Nepomuk Nestroy, Opernsänger, Schauspieler und Bühnenautor mit Witz, Skepsis, Humor und Komik, letzter und erfolgreichster Vertreter der Altwiener Volkskomödie (z. B. "Der böse Geist Lumpazivagabundus").

August Oetker, Apotheker, entwickelte in Bielefeld das Backtriebmittel "Backin" und legte mit dessen industrieller Produktion um 1900 den Grundstein für die heutige Oetker-Gruppe.

Blaise Pascal, französischer Mathematiker, Physiker und Religionsphilosoph, entdeckte das Gesetz der kommunizierenden Röhren, ist der Urheber des Pascalschen Dreiecks und der Pascalschen Gesetze und konstruierte eine Rechenmaschine.

Jackson Pollock, US-amerikanischer Maler, Vertreter des Action-painting, entwickelte das "Dripping" zur Schaffung von "Overall paintings".

Hanna Reitsch, Pilotin, Pionierin des Hubschrauberflugs, wurde 1937 erster weiblicher Flugkapitän und im Zweiten Weltkrieg Testpilotin der Luftwaffe.

Mayer Amschel Rothschild, Bankier und Vater von fünf Bankiers, gründete 1766 in Frankfurt am Main das Bankhaus Rothschild.

Jean-Jacques Rousseau, schweizerischer Philosoph und Schriftsteller, forderte in seinem Roman "Emile" ein dogmenfreies Christentum und die freie Entfaltung der Persönlichkeit.

Arthur Schnitzler, österreichischer Schriftsteller, war zuerst Arzt, schuf Erzählungen, Romane, Tragikomödien und Dramen, die sich u. a. mit der geschlechtlichen Beziehung zwischen den sozialen Schichten befassten (z. B. "Reigen").

Sir Georg Solti, temperamentvoller Dirigent in Budapest, München, Frankfurt/M., London und Chicago.

Axel Caesar Springer, Verleger, schuf mit auflagenstarken Zeitschriften und Zeitungen wie "Hörzu" und "Bild" den Springer-Konzern.

August Strindberg, gesellschaftskritischer, sarkastisch-satirischer Schriftsteller und Dramatiker, löste mit einer Reihe von Zeitungsartikeln die "Strindbergfehde" aus, die größte Pressedebatte Schwedens.

Lope de Vega wurde nach einem sehr bewegten Leben um 1600 der führende spanische Literat (Kanzonen, Sonette, Romane) und ließ sich nach dem Tod seiner zweiten Frau zum Priester weihen.

Amerigo Vespucci, italienischer Seefahrer und Entdeckungsreisender in spanischem und später in portugiesischem Dienst, erkannte, dass "Westindien" nicht ein Teil Indiens, sondern eines neuen Kontinents ist, der nach ihm Amerika genannt wurde.

Autor

Prof. Dr. rer. nat. Dr. h. c. Hermann J. Roth
Friedrich-Naumann-Str. 33, 76187 Karlsruhe
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DAZ 2012, Nr. 50, S. 84