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Arzneimittel und Therapie
Verhüten mit dem Vaginalring
Zu den Optionen einer effektiven und sicheren Kontrazeption gehört neben kombinierten oralen Kontrazeptiva (KOK) oder Intrauterinspiralen auch der Vaginalring (NuvaRing®, Circlet®). Er wird zu Beginn des Zyklus von der Frau selbst in die Vagina eingesetzt, ähnlich wie ein Tampon, und 21 Tage später wieder entfernt. Nach einem hormonfreien Intervall von sieben Tagen wird ein neuer Vaginalring eingeführt. Während der Liegezeit setzt der Ring täglich 15 µg Ethinylestradiol (EE) und 120 µg Etonogestrel frei. Die Hormone werden über die Vaginalschleimhaut, die gut vaskularisiert ist und eine gute Resorptionsfähigkeit aufweist, in den Blutkreislauf aufgenommen und wirken dann wie nach oraler Applikation. Es handelt sich also nicht um eine mechanische Form der Verhütung, wie manchmal angenommen wird, sondern um eine hormonelle Kontrazeption. Die kontrazeptive Sicherheit des Vaginalrings ist hoch mit einem Pearl Index von 0,25 bis 0,65 in verschiedenen Studien. Nebenwirkungen, Kontraindikationen und gesundheitliche Risiken sind vergleichbar denen der kombinierten oralen Kontrazeptiva. Studien zur Häufigkeit venöser Thromboembolien (VTE) ergaben ein vergleichbar hohes VTE-Risiko wie bei der Mikropille (VTE-Inzidenz/10.000 Frauen jährlich: Nuvaring®/KOK: 8,3 vs 9,2).
Gute Zykluskontrolle – kaum Zwischenblutungen
Zu den Vorteilen des Vaginalrings gehört die gute Zykluskontrolle. Vergleichsstudien zwischen dem Vaginalring und kombinierten oralen Kontrazeptiva (30 µg Ethinylestradiol/150 µg LNG und 30 µg Ethinylestradiol/ 3 mg Drospirenon) belegen, dass "ideale" Zyklen mit Blutungen nur im hormonfreien Intervall unter einer Kontrazeption mit dem Ring häufiger sind. Zwischen- und Schmierblutungen sowie Spottings sind entsprechend seltener. Prof. Dr. Inka Wiegratz, Frankfurt, betonte bei einem von MSD Pharma unterstützten Symposium im Rahmen des diesjährigen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in München die Bedeutung einer guten Zykluskontrolle für die Compliance. Häufige Zwischenblutungen führten oft zum Absetzen oraler Kontrazeptiva mit der Folge unerwünschter Schwangerschaften. Als Ursache der guten Zykluskontrolle werden die relativ konstanten systemischen Ethinylestradiol-Serumspiegel vermutet, die über den vaginalen Applikationsweg erreicht werden.
Schwächere Blutung – seltener PMS
Der Vaginalring hat auch einen günstigen Effekt auf Blutungsstärke, Blutungsdauer und Dysmenorrhö. In einer randomisierten Studie mit 95 Frauen mit idiopathischer Hypermenorrhö, die über drei Zyklen entweder mit dem Vaginalring NuvaRing® oder Norethisteron behandelt wurden, kam es unter beiden Regimes zu einer signifikanten Reduktion des PBAC (PBAC = Pictorial Blood Assessment Chart; Score zur Erfassung der Stärke der Monatsblutung) und der Blutungsdauer im Vergleich zum Ausgangswert. Klinische Erfahrungen zeigen Daten einer offenen, prospektiven, nicht-randomisierten Beobachtungsstudie bei 1053 Frauen. Sie verhüteten erstmals bzw. erneut (Starter) oder wechselten von einer anderen Verhütungsmethode auf den Vaginalring (Switcher). Nach Beginn der Behandlung mit dem kontrazeptiven Vaginalring nahmen Zyklusunregelmäßigkeiten ab. Dysmenorrhö, prämenstruelles Syndrom und Menstruati-ons-assoziierter Kopfschmerz besserten sich. Dabei profitierten nicht nur die "Starter", sondern, in geringerem Ausmaß, auch die "Switcher" vom Vaginalring. Die Zufriedenheit der Anwenderinnen war hoch: 85 bis 90% zeigten sich zufrieden, 80 bis 85% würden den Vaginalring weiter verwenden. Für mehr als 94% der Frauen war die Einlage und Entfernung des Rings unproblematisch. Bei 90% störte der Ring nie oder selten beim Geschlechtsverkehr. Sollte dies der Fall sein, kann der Ring für drei Stunden entfernt werden, ohne dass er seine kontrazeptive Wirksamkeit verliert. Drei Viertel der Frauen bewerteten es als Vorteil, dass der Ring nur alle vier Wochen eingelegt werden muss. Etwa ein Viertel beurteilte die niedrige Hormonexposition und die gute Zykluskontrolle als positiv. Insgesamt 17,5% gaben Nebenwirkungen an. Knapp 9% nannten vaginalen "Dyskomfort", spürten den Ring oder hatten den Ring ausgestoßen. Zwischenblutungen kamen bei 2,8%, Kopfschmerzen bei 2,1% vor. Nur 1% beklagten einen Einfluss auf die Libido. Im Vergleich zu kombinierten oralen Kontrazeptiva und kontrazeptivem Pflaster zeigten mehrere Studien für den Vaginalring seltener Kopfschmerzen, Brustspannen und Stimmungsschwankungen, aber häufiger lokale Reaktionen wie vaginalen Fluor oder vaginale Irritationen.
Auch für Jugendliche
Der Vaginalring eignet sich unter anderem aufgrund der einfachen Anwendung und der hohen kontrazeptiven Effektivität auch für Frauen in der Adoleszenz. Eine Evaluation von 164 Jugendlichen zwischen 14 und 21 Jahren ergab allerdings, dass 52% von dieser Option noch nie gehört hatten. Von denen, die davon wussten, verfügte nur ein Drittel über ausreichendes Wissen. Nach Erklärung und Demonstration fanden 60% die "Idee mit dem Ring" gut, 45% wollen ihn ausprobieren.
Apothekerin Dr. Beate Fessler
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