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Außergewöhnlich

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

"It‘s the patient, stupid!" – mit diesem Vortrag versucht Prof. Dr. Hartmut Derendorf seit Jahren, Apothekerinnen und Apotheker, aber auch Verantwortliche in Hochschulen und Politik aufzurütteln. So auch bei unserem Zukunftskongress zum 150-jährigen DAZ-Jubiläum im Juni 2011 in Berlin. Sein Anliegen: die Förderung der patientenorientieren Pharmazie, einer Pharmazie, in deren Mittelpunkt die Probleme der Patienten und deren Lösung durch Apotheker zusammen mit den behandelnden Ärzten stehen.

Professor Derendorf, der in Münster Pharmazie studiert hat, ist Distinguished Professor und Chairman des Departments of Pharmaceutics an der University of Florida in Gainesville. Seine Visionen sind geprägt von der Ausbildung in Klinischer Pharmazie in den USA.

Der Vortrag in Berlin war die Initialzündung für unsere neue DAZ-Serie Klinische Pharmazie – Patienten-orientierte Pharmazie (POP). Schon im Dezember 2011 traf sich erstmals eine Gruppe hochmotivierter Apothekerinnen und Apotheker unter Federführung von Professor Derendorf in Stuttgart.

Dr. Benjamin Wessinger, Chefredakteur der DAZ

Viele von ihnen hatten eine PharmD-Ausbildung in den USA absolviert. Sie alle hatten und haben ein Ziel: ihr Wissen in Klinischer Pharmazie an alle Wissbegierigen weiterzugeben. Was mit diesem vorweihnachtlichen Treffen 2011 in Stuttgart in die Wege geleitet wurde, war und ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich.

Außergewöhnlich war, dass innerhalb weniger Stunden feststand, wie die neue Serie zur Klinischen Pharmazie in der DAZ aussehen sollte, wer welche Aufgaben übernimmt und dass die Serie im April 2012 an den Start gehen sollte. Herzstück sollte das Medikationsmanagement sein, Schritt für Schritt erläutert anhand eines Fallbeispiels. Und tatsächlich, im April dieses Jahres war es so weit. Pünktlich mit der Verankerung des Medikationsmanagements als pharmazeutische Dienstleistung in der neuen Apothekenbetriebsordnung ging der erste POP-Fall in DAZ 16 an den Start, flankiert von Hintergrundbeiträgen zum Medikationsmanagement, zur Arzneimitteltherapiesicherheit und zur Kommunikation.

Dass dieser Start so planmäßig gelungen ist und dass bis zu dieser Ausgabe nicht nur monatlich ein neuer POP-Fall erschienen ist, sondern auch eine Reihe von Basisbeiträgen, ist ebenfalls außergewöhnlich. Denn alle Autoren sind berufsmäßig stark eingebunden: als Apothekenleiter, als angestellte Apotheker, als Ärzte und das in öffentlichen Apotheken, Hochschulen und in Kliniken.

Heute können wir feststellen: der Funke ist übergesprungen – unsere Leserinnen und Leser sind begeistert! Immer wieder hören wir, dass genau so ein Fall gerade in der Apotheke aufgetreten ist und dass genau die Probleme zu lösen waren. Endlich werde aufgezeigt, was unter einem Medikationsmanagement zu verstehen ist und wie mit einem erweiterten Medikationsmanagement nicht nur Patienten, sondern auch Ärzten geholfen werden kann.

Der POP-Gruppe ist es gelungen, der Klinischen Pharmazie in Deutschland neues Leben einzuhauchen. Andere Fachmedien möchten auf den Zug aufspringen, Fortbildungen in Klinischer Pharmazie werden immer gefragter. Auch Krankenkassen scheinen langsam zu verstehen, welches Potenzial die Zusammenarbeit mit hochqualifizierten Apothekerinnen und Apothekern haben kann. Wenn es gelingt, das Wissen in Klinischer Pharmazie in die Breite zu tragen und auch den Kostenträgern zu zeigen, dass auf solche Dienstleistungen und deren Honorierung nicht verzichtet werden kann, dann ist viel gewonnen: für unseren Berufsstand, für die Patienten und das gesamte System.

Außergewöhnlich in anderer Hinsicht ist der Jubilar, dem wir mit dieser DAZ-Ausgabe gratulieren wollen: Dr. Klaus G. Brauer, DAZ-Herausgeber und beliebter Kommentator wird 65 Jahre alt. Ein Blick in die Laudationes ab Seite 116 lässt erahnen, wie sehr Klaus Brauer die DAZ über 30 Jahre geprägt hat. Und das nicht nur bei standes- und gesundheitspolitischen Themen. Seine bohrenden Fragen zu pharmazeutisch-wissenschaftlichen Beiträgen prägen unsere redaktionsinternen Diskussionen, immer getrieben von dem Willen, die Zusammenhänge zu verstehen und sie für die Patienten zu übersetzen.

Einen so außergewöhnlichen und vielseitig begabten Menschen als Herausgeber und Diskussionspartner zu haben, ist für uns ein großes Geschenk. Umso mehr freuen wir uns, dass Klaus Brauer auch nach seinem 65. Geburtstag der DAZ erhalten bleibt. Wir gratulieren im Namen der ganzen Redaktion, wünschen Gesundheit, Glück und Zufriedenheit und hoffen auf viele weitere spannende Diskussionen, Anregungen und inspirierende Kommentare.



Doris Uhl

Benjamin Wessinger



DAZ 2012, Nr. 50, S. 3

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