Prisma

Leichte kognitive Störungen bei männlichen Senioren häufiger

An einer Demenz erkranken mehr Frauen als Männer. Leichte kognitive Beeinträchtigungen (MCI; "mild cognitive impairment"), eine mögliche Vorstufe von Morbus Alzheimer, zeigen hingegen ältere männliche Patienten wesentlich häufiger. Zu diesem Ergebnis kommt die US-amerikanische "Mayo Clinic Study of Aging".

Über einen Zeitraum von drei Jahren wurde der Gesundheitszustand von nahezu 1500 Männern und Frauen im Alter von 70 bis 89 Jahren beobachtet, die zunächst keine kognitiven Auffälligkeiten zeigten. Während dieser Zeit entwickelten nahezu 300 Senioren leichte kognitive Störungen. Eine Differenzierung in Personen mit amnestischer MCI und solche, bei denen nicht vornehmlich Gedächtnisstörungen auftraten, ergab einen jeweils deutlicheren Anteil von männlichen Betroffenen in beiden Gruppen. Insgesamt entwickelten 72 von je 1000 Männern und 57 von 1000 Frauen leichte kognitive Beeinträchtigungen. Neben dem Geschlecht korrelierte die Häufigkeit der kognitiven Beeinträchtigung auch mit der früheren Schulbildung. Eine mangelhafte Schulbildung erwies sich in der Studie – wie bereits in anderen Untersuchungen – als negativ.

Bei etwa zwölf Prozent der Senioren mit MCI kam es anschließend zur Entwicklung einer zumeist nicht reversiblen Demenz. Es ist derzeit nicht bekannt, warum manche Betroffene mit leichten kognitiven Störungen an einer Demenz erkranken, andere aber nicht. Auch ist unklar, warum weniger Männer als Frauen vollständig erkranken, obwohl Männer vom Frühstadium der Demenz offensichtlich häufiger betroffen sind. Möglicherweise kommt es durch die kürzere Lebenserwartung für Männer gar nicht erst zur Entwicklung der fortgeschrittenen Demenzerkrankung. Auch ist die Vermutung geäußert worden, sportliche Aktivitäten als präventive Maßnahme wirkten sich bei Männern positiv auf eine Verbesserung der kognitiven Leistungen aus, während sie bei Frauen vornehmlich eine Verlängerung der Lebenszeit bewirkten. Hier sind weitere Forschungsarbeiten notwendig, um Klarheit zu schaffen.


hph


Quelle: Roberts, R. O. et al.: Neurology, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1212/WNL.0b013e3182452862



DAZ 2012, Nr. 5, S. 8

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.