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Arzneimittel und Therapie
Krebsprävention mit Statinen?
HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren (Statine) sind weltweit die am häufigsten verschriebene Substanzklasse und mit über 25-jähriger Erfahrung in der Anwendung Wirkstoffe mit wenigen (leichte Erhöhung des Diabetes-Risikos, Myalgien), aber auch sehr selten auftretenden schwerwiegenden (Rhabdomyolyse, erhöhte Leberenzyme) Nebenwirkungen. Sie spielen in der Therapie zur Senkung kardiovaskulärer Ereignisse eine große Rolle. Nielsen und Kollegen stellten die Hypothese auf, dass der Bedarf an Cholesterin von stark proliferierenden Krebszellen erhöht ist und die Hemmung der Cholesterinbiosynthese durch die Statine einen präventiven Effekt auf Krebserkrankungen haben könnte.
Vorangegangene Studien haben bisher keinen oder nur einen minimalen Effekt der Statine auf das Krebsrisiko zeigen können.
300.000 Patienten analysiert
In den skandinavischen Ländern, so auch in Dänemark, existiert schon seit fast zwei Jahrzehnten ein zentrales Personenregister, aus dem anhand einer einheitlichen Identifikationsnummer, die zur Geburt vergeben wird, personenbezogene Informationen zusammengeführt werden können. Somit konnten die Autoren der Studie Mortalitätsdaten zu fast 300.000 dänischen Krebspatienten analysieren. Dänen, die 40 Jahre und älter waren, zwischen den Jahren 1995 und 2007 an Krebs erkrankten und zu dieser Zeit Statine einnahmen – auch schon vor der Krebsdiagnose – wurden ermittelt, und es wurde untersucht, ob diese Medikation Einfluss auf den Verlauf der Krebserkrankung hatte.
Das Ergebnis der Studie war eine bis zu 15%ige Senkung des Risikos der Krebssterblichkeit bei Patienten, die zum Zeitpunkt der Diagnose Statine einnahmen (Hazard Ratio: 0,85; 95% CI, 0,82 bis 0,87).
Krebsprotektion nur durch Statine?
Wie auch Neil E. Caporaso, ein Arzt und Redakteur des New England Journal of Medicine in der gleichen Ausgabe feststellt, hat die vorliegende Studie bedeutende Limitierungen. Es fehlen Daten zu Rauchern und kardiovaskulären Vorerkrankungen. Desweiteren zählen Personen, die Statine einnehmen, vermutlich zu der Patientengruppe, die sowieso eher gesundheitsbewusster leben, als die Patientengruppe, die keine Statine einnimmt. So könnten Patienten der Statin-Gruppe vermehrt zur Krebsvorsorge gegangen sein, was zu einer früheren Krebsdiagnose und somit zu einem weniger aggressiven Karzinom geführt haben könnte. Auch eine tägliche Einnahme von ASS, nicht-steroidalen Antirheumatika oder Metformin könnte einen Einfluss gehabt haben, auch diesen Arzneistoffen wird eine krebsprotektive Wirkung nachgesagt. Somit wären die Statine nur ein Marker für Patienten, die gesundheitsbewusster leben.
Niedrigste Statin-Dosierung ausreichend?
Die Autoren der Studie sind sich dieser Verzerrung (Bias) bewusst und haben versucht, dies durch das Studiendesign der retrospektiven Studie zu umgehen. Sie haben jedem Statin-Patienten gleich drei gematchte Patienten gegenübergestellt. Das bedeutet, dass versucht wurde, eine genaue Übereinstimmung der Gruppen (Geschlecht, Diagnosealter, Krebstyp usw.) zu erzielen.
Dabei konnte kein Zusammenhang festgestellt werden zwischen einer abnehmenden Sterblichkeit mit zunehmender Statin-Dosierung. Die Autoren der Studie schließen daraus, dass schon die niedrigste Statin-Dosierung ausreichend ist, um die Sterblichkeit bei Krebspatienten zu reduzieren.
Aufgrund dieser Daten und Schlussfolgerungen schlagen die Autoren der Studie weitere randomisierte klinische Studien vor, um die Hypothese zu bestätigen. Sicherlich sinnvoll ist es, vorher vorhandene Statin-Studien auf das richtige Statin, die genaue Dosierung und den Follow-up-Zeitraum zu überprüfen, um dann noch eine überzeugendere Studie zu veranlassen.
Quelle
Nielsen SF, Nordestgaard BG, Bojesen SE: Statin use and reduced cancer-related mortality. N Engl J Med 2012; 367: 1792 – 802.
Apothekerin Ina Richling, PharmD
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