Prisma

Kuschelhormon hilft beim Alkoholentzug

Das Neuropeptid Oxytocin, das wegen seiner positiven Effekte auf das soziale Bindungsverhalten gerne auch als Kuschelhormon bezeichnet wird, hat sich in einer kleinen Studie als hilfreich im Kampf gegen die Alkoholsucht erwiesen.

Ein Nasenspray mit Oxytocin hat in einer Studie den Alkoholentzug erleichtert.  Foto: Klosterfrau

Oxytocin ist ein Neuropeptid aus der Gruppe der Proteohormone. Es wird im Hypothalamus gebildet und hat verschiedene Effekte im menschlichen Organismus. Wohl am besten bekannt ist seine Rolle bei der Geburt und beim Stillen: Das Hormon bewirkt eine Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur und löst damit Wehen aus und stimuliert Zellen der Milchdrüsen. Da Oxytocin wohl auch durch angenehme Sinneswahrnehmungen freigesetzt werden kann, Stress reduziert, sexuell anregend wirkt und soziale Bindungen fördert, hat es den Beinamen Kuschelhormon erhalten. Um Kuscheln ging es in der aktuellen Studie zwar nicht, doch auch hier konnte Oxytocin zur Steigerung des Wohlbefindens beitragen. Eingesetzt wurde das Neuropeptid bei Personen im Alkoholentzug. Die Studienteilnehmer hatten alle bereits früher Entzugsversuche gemacht, diese wegen Entzugssymptomen jedoch abgebrochen. Beim aktuellen Versuch erhielten sieben Probanden zweimal täglich ein Nasenspray mit Oxytocin, weitere vier ein Placebospray. Oxytocin erwies sich dabei als gute Stütze des Entzugsversuchs. Die Probanden der Verumgruppe benötigten weniger Benzodiazepine als die des Placeboarms, vier von ihnen kamen sogar ganz ohne Benzodiazepin aus. Oxytocin scheint damit eine Option für den Alkoholentzug darzustellen. Ob es sich auch präventiv auf einen Rückfall auswirkt, ist aber noch unklar, da sich die Studie auf die ersten drei Tage des Entzugs beschränkte.


ral


Quelle: Pedersen, C. A. et al.: Alcohol. Clin. Exp. Res., Online-Vorabpublikation,
DOI: 10.1111/j.1530-0277.2012.01958.x



DAZ 2012, Nr. 42, S. 8

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