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Goldgrube Apotheke

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin

Auch wenn die Medien in den letzten Wochen mit einem gewissen Verständnis über die Honorarforderungen der Apotheker berichtet haben – nach wie vor zählen wir in den Augen der Bevölkerung zu den Profiteuren des Gesundheitswesens. "Das ist eine Apotheke!" ist ein geflügeltes Wort, wenn es um Geschäfte mit überteuerten Preisen geht. Die Apotheke ist für viele immer noch eine Goldgrube, in der es sich zu schürfen lohnt.

Mit großer Selbstverständlichkeit haben sich die gesetzlichen Krankenkassen unter der Schirmherrschaft der Politik an den Apotheken schadlos gehalten. Sie missbrauchen sie als Inkasso-Stelle für die Eintreibung der Herstellerrabatte, sie wälzen schamlos Verwaltungskosten auf die Apotheken ab – Stichworte Hilfsmittelversorgung über externe Dienstleister und Rabattverträge. Sie bürden den Apotheken einen Wust an bürokratischen Vorschriften auf, der ihnen die Luft für ihre eigentliche Aufgabe, die Patientenversorgung, nimmt. Und wenn den Vorschriften nicht Folge geleistet wird, dann werden Apotheken mit Vollabsetzungen auch noch wirtschaftlich stranguliert, sie erhalten keinen Cent für die abgegebenen Arzneimittel.

Und wie sehen uns die Patienten? Zum Beispiel diejenigen, die alt und gebrechlich sind, die aufgrund einer Vielzahl von Erkrankungen ständig auf mehrere Medikamente angewiesen sind?

Sie dürfen immer häufiger in der Apotheke Schlange stehen, oft mit dem Gefühl, gar nicht wahrgenommen zu werden, weil das pharmazeutische Personal nur noch Augen für die vielen Bildschirme auf dem "Tresen" zu haben scheint. Endlich an der Reihe, verschwindet die Apothekerin, der Apotheker, die PTA wieder hinter dem Bildschirm, weil er/sie nach Informationen darüber sucht, was jetzt unter welchen Bedingungen abgegeben werden kann. Oft mit der wenig frohen Botschaft, dass man das Medikament, das die Kasse bereit ist zu zahlen, erst bestellen muss. Oder mit dem Hinweis, dass die Kasse jetzt ein anderes Medikament zahlt. Und auf die Frage, ob es denn tatsächlich identisch mit dem gewohnten ist, verschwindet das pharmazeutische Personal wieder hinter dem Computer, um den notwendigen Vergleich anzustellen.

Früher war das anders – denkt sich der Patient – , da wussten die Apothekerinnen und Apotheker noch Bescheid, hatten schnell die notwendigen Medikamente zur Hand, Fragen konnten sie ohne den Blick in den Computer beantworten, sie wirkten einfach kompetenter.

Dass heute die Wahrnehmung in vielen Fällen eine andere ist, verdanken wir jedoch nicht nur den Sparexzessen von Regierungen und Krankenkassen, sondern auch uns, die wir allzu lange dieses Spiel mitgespielt haben.

Das kann so nicht weitergehen. Wer wirklich daran interessiert ist, die Kompetenz der Apothekerinnen und Apotheker für die optimale Arzneimittelversorgung der Patienten zu nutzen, der muss andere Rahmenbedingungen schaffen. Er muss ihnen die Möglichkeit geben, ihre gesetzlich vorgegebenen und für die Gesellschaft unentbehrlichen Aufgaben mit einem minimalen bürokratischen Aufwand durchführen zu können – und das bei einer angemessenen Vergütung. Dazu muss ein transparentes Honorierungsmodell entwickelt werden, bei dem ganz klar ersichtlich ist, was für welche Dienstleistung gezahlt wird. Dieses Modell muss auch Platz bieten für die Weiterentwicklung unseres Versorgungsauftrags, beispielsweise für ein erweitertes Medikationsmanagement.

Denn das ist es, was die Patienten brauchen: Kompetente Ansprechpartner, die sie durch den Dschungel ihrer Arzneimittelverordnungen führen, die Zeit haben, zuzuhören, die ihre Therapieprobleme nicht nur erkennen, sondern auch lösen. Wenn wir so wahrgenommen werden, wenn die Honorierung transparent und nachvollziehbar wird, dann ist für Neiddebatten kein Platz mehr. Niemand wird mehr auf die Idee kommen, in der Apotheke eine Goldgrube zu sehen.

Hoffentlich setzt der Deutsche Apothekertag 2012 in München die richtigen Signale – und hoffentlich werden sie von den entscheidenden Stellen wahrgenommen!


Doris Uhl



DAZ 2012, Nr. 41, S. 3

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