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- DAZ 39/2012
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Aus Kammern und Verbänden
Ehmen: "Nicht nachlassen!"
Auch für den Delegierten Gerhard Wandel ist der Kassenabschlag nun die nächste Runde in der Honorarfrage. Die Apotheker müssten den nicht erhaltenen Teil der geforderten Anpassung nun beim Kassenabschlag einfordern. Ausgehend von 1,75 Euro ergäbe dies einen Kassenabschlag von rund einem Euro. Der Delegierte Ulrich Ströh bezeichnete die 25 Cent als "gnadenlos schlechtes Ergebnis".
Ehmen mahnte, es gehe nicht nur darum, dass alle betriebswirtschaftlich über die Runden kommen, sondern wichtiger sei die Frage "Wie erhalten wir das Versorgungssystem?" (s. u.).
Für die kürzlich angekündigte verbesserte Honorierung der Notdienste sieht Ehmen "noch viel Regelungsbedarf". Dr. Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, erklärte dazu: "Es geht darum, eine Strukturkomponente zu schaffen – das ist die politische Absicht." Doch wie diese im Detail gestaltet wird, sei noch nicht klar. Für Diskussionen über Einzelheiten sei es noch zu früh. Allerdings bräuchten die Apotheker unabhängig von einer neuen Honorierung die Notdienstgebühr von 2,50 Euro pro Patient. Denn diese habe eine Steuerungswirkung, indem sie den Missbrauch des Notdienstes verhindern kann.
Kommunikation in der ABDA
In der Kammerversammlung wurde auch gefragt, ob die Kammer eine Antwort auf die Resolution der Kammerversammlung vom 14. März über die Zusammensetzung der ABDA-Mitgliederversammlung und die Funktion des Deutschen Apothekertages erhalten habe (siehe DAZ Nr. 12, Seite 111).
Kammergeschäftsführer Frank Jaschkoswki berichtete dazu, die Kammer habe von der ABDA keine Antwort erhalten. Wahrscheinlich sei diese von ihrer derzeitigen Struktur und Effizienz überzeugt. Ströh drückte sein Missfallen über diesen Umgang der ABDA mit einer "Kundenreklamation" aus.
Ehmen räumte ein, er habe den Verantwortlichen in der ABDA gesagt, diese Form der Kommunikation mit den Ländern sei mangelhaft. Ohne Informationen könne die Basis nicht mit Entscheidungen mitgehen.
ApBetrO in der Praxis
In seinem Bericht blickte Ehmen auch auf die Verabschiedung der neuen Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) zurück. In einigen Punkten sei diese zukunftsweisend. Wenn das Qualitätsmanagement um uns herum selbstverständlich sei, warum sollte die Apotheke davon ausgenommen sein, argumentierte Ehmen. Das QMS werde nicht in allen Apotheken gleich aussehen, aber es schaffe eine Sicherheit, die die anderen apothekenrechtlichen Vorschriften nicht bieten würden. Doch andere Aspekte der neuen ApBetrO würden noch Fragen aufwerfen, insbesondere die Ungleichbehandlung von Vor-Ort-Apotheken und Versandapotheken, die Plausibilitätsprüfung bei Rezepturen, die Defekturen und die Reinraumanforderungen. Die Kammer habe dazu Gespräche mit dem zuständigen Landesamt begonnen, bei dem alle Beteiligten dazulernen würden. In wichtigen Punkten erwarte er auch eine Einigung zwischen den Behörden der Bundesländer.
Zudem berichtete Ehmen über einen ersten guten Kontakt zur neuen schleswig-holsteinischen Sozial- und Gesundheitsministerin Kristin Alheit (SPD).
Fragen zur künftigen Versorgung
Mit Blick auf die Zukunft des Versorgungssystems erklärte Ehmen, in einigen Teilbereichen breche die ärztliche Versorgung bereits zusammen. Obwohl die Zahl der Approbationen bei Ärzten und Apothekern steigt, würden sich immer weniger niederlassen. Dies liege auch an den höheren Ansprüchen der Bevölkerung und der Verwaltung an die Leistungserbringer. Nach Einschätzung von Froese würden Schließungen "uns kalt erwischen". Froese beklagte die Verlagerung ärztlicher Tätigkeit in den fachärztlichen Bereich. Apotheker und Hausärzte seien gemeinsam die Grundlage der Versorgung und sollten sich gemeinsam äußern.
Als Reaktion auf diese strukturellen Probleme wird der Kammervorstand die möglichen Aufgaben für eine Arbeitsgruppe diskutieren, die demnächst von der Kammerversammlung eingesetzt werden soll. In Zusammenarbeit mit dem Apothekerverband soll auch der Kontakt zu anderen Heilberuflern gesucht werden.
Zufrieden mit Testkäufen
Im Rahmen der Kammerversammlung dankte Ehmen dem Kammergeschäftsführer Frank Jaschkowski, der seit 25 Jahren in dieser Funktion tätig ist. Die Kollegen im Land wüssten ihn als gute Adresse zu schätzen, und er sei mit seinen Kenntnissen und seinem Wissen auf allen Feldern zu Hause. Jaschkowski erklärte: "Ich empfinde es als eine Ehre, dass ich für uns alle hier arbeiten darf." Bei der Versammlung berichtete er über die Ergebnisse der Beratungsinitiative der Kammer im Jahr 2012. Für die 200 Testkäufe hätten sich mehr als 60 Apotheken freiwillig angemeldet. Jaschkowski wertete es als sehr gutes Ergebnis, dass bei der Frage nach Dolortriptan® in 80% der Apotheken unaufgefordert beraten worden sei. In 50% der Fälle sei die Eigendiagnose hinterfragt worden. Bei der Frage nach zwei Packungen Paracetamol sei bei etwa 80% der Tests auf Nachfrage eine Beratung angeboten worden. In fast 90% der Fälle seien Hinweise zur Anwendung gegeben worden. Auch hier könne man mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein, meinte Jaschkowski.
Versorgungswerk erfolgreich
Auf der Tagesordnung der Kammerversammlung stand auch der Jahresabschluss des Versorgungswerks der Kammer. Die auf zehn Jahre veranschlagte Verarbeitung der Aufwendungen für Längerlebigkeit und einen angepassten Rechnungszins konnte zum Jahresende 2011 vorzeitig abgeschlossen werden, und es sei sogar ein Überschuss entstanden. Aus diesem Anlass ging Dr. Stefan Zerres, Kammerjustiziar und Geschäftsführer des Versorgungswerks, auf aktuelle Berichte über die Folgen der Finanzkrise für die Versorgungswerke ein. Diese Berichte würden "viel Stimmungsmache" gegen die Versorgungswerke enthalten. Die Versorgungswerke ständen keinesfalls "auf der Kippe", und ihre Aufsicht sei strenger und wirkungsvoller als bei anderen Finanzinstitutionen. Allerdings verschlechtern niedrige Zinsen am Kapitalmarkt die Rendite. Wenn die niedrigen Zinsen über etwa zehn Jahre bestehen blieben, müssten die Anwartschaften reduziert werden, weil die Versorgungswerke die niedrigen Zinsen nicht durch höhere Risiken ausgleichen würden. Die bestehenden Renten könnten dagegen wegen der Bestandskraft der Rentenbescheide nicht verringert werden.
Vor diesem Hintergrund diskutierte die Kammerversammlung über die Generationengerechtigkeit innerhalb des Versorgungswerks. Jüngere Delegierte beklagten, dass in den zurückliegenden zehn Jahren nur die Renten, aber nicht die Anwartschaften erhöht wurden. Die jetzt Erwerbstätigen würden die Risiken neuer Belastungen tragen, aber nicht von Überschüssen profitieren.
tmb
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