Prisma

Neuer Ansatz zur Therapie der Präeklampsie

US-amerikanische Wissenschaftler haben vor Kurzem Erkenntnisse zu den molekularen Grundlagen der Präeklampsie vorgestellt. Sie werden zur Früherkennung genutzt und bieten möglicherweise auch therapeutische Ansätze.

Die Präeklampsie ist in Deutschland fürbis zu 20.000 Frühgeburten jährlich verantwortlich. Foto: Tobilander – Fotolia.com

Nahezu 70.000 Schwangere sterben pro Jahr weltweit an Präeklampsie. Eine Therapie gibt es bisher nicht, die einzige Möglichkeit, um Mutter und Kind zu retten, ist eine frühzeitige Entbindung. Wie ein Team um Ananth Karumanchi nun auf einem Symposium berichtete, spielen zwei Eiweiße, die von der Placenta ausgeschüttet werden, eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Präeklampsie: Das Protein PlGF (Placental Growth Factor) sorgt dafür, dass Blutgefäße zur Placenta wachsen, damit der Fötus mit Nährstoffen versorgt wird. Sein Gegenspieler sFlt-1 (soluble Fms-like tyrosine kinase-1) hemmt das Gefäßwachstum und bindet PlGF. Für eine gesunde Schwangerschaft ist das richtige Verhältnis beider Faktoren entscheidend. Bei der Präeklampsie liegt ein Überschuss an sFlt-1 und ein Mangel an PlGF vor. Das führt zu einer schlechteren Durchblutung der Plazenta und somit häufig zu einer Unterversorgung des Fötus. Bei der Mutter entwickelt sich durch den Mangel an PIGF Bluthochdruck, das Hauptsymptom der Präeklampsie. Außerdem sind die Nieren betroffen, was sich durch erhöhte Eiweißausscheidung im Urin bemerkbar macht. Während die Präeklampsie früher nur anhand dieser Symptome diagnostiziert wurde, kann heute bereits vor Auftreten der ersten Symptome im Blut nachgewiesen werden, dass das Verhältnis von sFlt-1 und PlGF krankhaft verändert ist. So können gefährdete Patientinnen frühzeitig überwacht werden. Ein neues Verfahren ermöglicht zudem, sFlt-1 aus dem Blut herauszufiltern. In einer Pilotstudie konnte bei fünf Präeklampsie-Patientinnen durch eine einzige Behandlung der sFlt-1-Spiegel gesenkt werden. Bei drei weiteren Frauen mit besonders schwerer Präeklampsie gelang es, durch wiederholte Behandlung den Blutdruck zu stabilisieren und die Schwangerschaft zu verlängern.


hel/ral


Quelle: Karumanchi, A.: Vortrag auf dem "Franz-Volhard" Symposium am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin



DAZ 2012, Nr. 38, S. 6

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