Arzneimittel und Therapie

Lieferengpass für Daunorubicin

Therapie von Leukämie-Patienten gefährdet

Anfang September wird ein vorübergehender Engpass für Daunorubicin erwartet. Lieferschwierigkeiten bei der Versorgung mit Zytostatika traten in jüngster Zeit häufiger auf und werden von Fachgesellschaften mit Sorge betrachtet.

Leukämietherapie Daunorubicin ist ein aus Streptomyces peuceticus und St. coeruleorubidus isoliertes Antibiotikum mit antineoplastischen Eigenschaften. Es werden dringend gesetzliche Regelungen bei drohenden Versorgungsengpässen benötigt. Foto: DAK/Scholz

Die DGHO (Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e.V.) weist in einem Schreiben vom 3. September 2012 auf Lieferschwierigkeiten für das Zytostatikum Daunorubicin (Daunoblastin) hin. Laut einer Ankündigung der Firma Pfizer wird Anfang September ein vorübergehender Lieferengpass erwartet. Prof. Dr. Gerhard Ehninger, Vorsitzender der DGHO, sieht dies mit Sorge, da dadurch die Heilungschancen von Leukämie-Patienten gefährdet sind.

Daunorubicin ist ein zytotoxisches Anthracyclin-Antibiotikum. Es entfaltet seine Wirkung durch DNA-Interkalation, Hemmung der Topoisomerase II und Biotransformation zu freien Radikalen. Es kommt zu Strangbrüchen und zu einer Hemmung der Nukleinsäure- und Proteinsynthese. Daunorubicin wirkt phasenspezifisch in der S- und G2-Phase des Zellzyklus. Es wird in Kombination mit weiteren Zytostatika zur Remissionsinduktion bei akuten lymphoblastischen bzw. lymphatischen sowie bei akuten myeloischen Leukämien im Kindes- und Erwachsenenalter eingesetzt.

Kein Einzelfall

Lieferengpässe bei der Versorgung mit Zytostatika traten in der Vergangenheit häufiger auf, und betrafen in jüngster Zeit etwa Caelyx®, Abraxane® und Depocyte®. Dies liegt Ehniger zufolge daran, dass einige Wirkstoffe von den pharmazeutischen Unternehmen nicht selbst hergestellt, sondern möglichst preiswert auf dem Weltmarkt eingekauft werden. Fällt einer der Lieferanten für den entsprechenden Wirkstoff aus, kommt es zu Lieferengpässen. Vonseiten der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) werden gesetzliche Rahmenbedingungen zur Überwachung der Arzneimittelversorgung gefordert. Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der AkdÄ, weist darauf hin, dass ein entsprechender Absatz im Regierungsentwurf für das vom Bundestag verabschiedete "Zweite Gesetz zur Änderung arzneimittelrechtlicher und anderer Vorschriften" (§ 52b, Absatz 5) aufgenommen, dann aber kommentarlos gestrichen wurde. Aktuell steht das Gesetz vor der Verabschiedung im Bundesrat. AkdÄ und DGHO fordern den Bundesrat auf, eine entsprechende gesetzliche Formulierung wieder in das Gesetz aufzunehmen.


Quelle

Krebsmedikament für Leukämie nicht lieferbar! Mitteilung der DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e.V. vom 3. September 2012, www.dgho.de


pj



DAZ 2012, Nr. 37, S. 42

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