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Arzneimittel und Therapie
Hohe Effektivität der Impfung gegen Rotaviren
Für klinisch relevante Durchfallerkrankungen sind Rotaviren mit einem Anteil von 35 bis 52% verantwortlich. Nach Schätzungen der WHO sterben insbesondere aufgrund unzureichender medizinischer Versorgung etwa 850.000 Kinder jährlich an einer Rotavirus-Infektion. In Deutschland ist der Nachweis von Rotaviren nach § 7 Infektionsschutzgesetz meldepflichtig. Impfstoffe gegen Rotaviren sind wegen möglicher Nebenwirkungen, v. a. Darmeinstülpungen (Intussuszeptionen), immer wieder Gegenstand von Studien zur Risiko-Nutzen-Abschätzung gewesen. Seit 2006 sind in Europa und den USA wieder Rotavirus-Impfungen für Kinder im Alter bis zu sechs Monaten zugelassen, nachdem eine Schluckimpfung Ende der 90er Jahre nach kurzer Zeit aus dem US-Impfplan zurückgezogen wurde. Die derzeit zur Verfügung stehenden monovalenten bzw. pentavalenten Impfstoffe (Rotarix®, GlaxoSmithKline, und RotaTeq®, Sanofi Pasteur MSD) sind ebenfalls Schluckimpfungen. Die Immunisierung muss mit dem vollendeten 6. Lebensmonat abgeschlossen sein.
Hohe Effektivität der Impfung auch bei Koinfektionen
In der EU war Belgien das erste Land, das eine routinemäßige Impfung gegen Rotaviren Ende 2006 in das Impfprogramm für Kinder aufnahm. Wie die Ergebnisse einer belgischen Fallkontrollstudie zur Effektivität der beiden Impfstoffe jetzt zeigen, ist die Zahl einer durch Rotavirus-Infektionen bedingten Hospitalisierung von Kleinkindern seitdem deutlich zurückgegangen. Die Wissenschaftler verglichen dabei Datenmaterial aus den Jahren 2008 bis 2010 mit Erhebungen aus der Zeit vor Einführung der Impfempfehlung. Danach waren Rotavirus-Infektionen nur noch in 16% der Fälle der Grund für einen Krankenhausaufenthalt von Kleinkindern wegen Gastroenteritis, während es zuvor 58% gewesen waren. Ausgehend von einer notwendigen Hospitalisierung als primärem Endpunkt der Studie wurde für zwei Dosen des monovalenten Impfstoffs eine Gesamteffektivität von 90% erhalten, die bei Kindern zwischen drei und elf Monaten etwas höher war als bei älteren Kleinkindern. Der G2P[4]-Genotyp verursachte 52% der Fälle von Rotavirus-Gastroenteritis, wobei die Effektivität gegen den Genotyp G1P[8] etwas höher war als gegen G2P[4] (95% gegenüber 85%). Gegen eine Koinfektion mit anderen Durchfallerregern (Adenoviren, Astroviren und/oder Noroviren), die in 25% der Fälle auftrat, war die Impfung in 86% der Fälle effektiv. Insgesamt bestimmten die Wissenschaftler eine Effektivität beider Impfstoffe von 91% bei mindestens einer Dosis.
Die Autoren der Studie legen den Verantwortlichen zumindest in einkommensstarken Ländern nahe, eine Impfung gegen Rotaviren für Kleinkinder in die nationalen Impfprogramme aufzunehmen.
Quelle
Braeckman, T.; et al.: Effectiveness of rotavirus vaccination in prevention of hospital admissions for rotavirus gastroenteritis among young children in Belgium: case-control study. Br. Med. J. 2012; 2012; doi: 10.1136/bmj.e4752 vom 8 August 2012.
Dr. Hans-Peter Hanssen
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