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- DAZ 37/2012
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Arzneimittel und Therapie
Inhalative Glucocorticoide hemmen das Wachstum
Inhalative Glucocorticoide sind die empfohlene Therapie für chronisches Asthma bei Kindern. Bei Kindern vor der Pubertät zeigte sich aber, dass die Geschwindigkeit des Körperwachstums durch diese Therapie vermindert wurde, was in den ersten Jahren der Therapie zu einer Reduktion der Körpergröße von 0,5 bis 3,0 cm (durchschnittlich ca. 1 cm) führte. Dieser Effekt wurde bei geringen bis mittleren Dosierungen beobachtet, aber das Ausmaß der Verlangsamung des Wachstums schien abhängig vom Arzneistoff selber und der Art, wie er appliziert wurde. Zwar normalisiert sich einige Jahre nach Beginn der Therapie die Geschwindigkeit des Körperwachstums wieder. Somit waren die Langzeiteffekte der initialen Verlangsamung des Wachstums bisher unklar, und verschiedene retrospektive Studien über den Effekt von inhalierten Glucocorticoiden auf das Wachstum lieferten unterschiedliche Ergebnisse. Am Ende der klinischen Studie Childhood Asthma Management Program (CAMP), in der Kinder im Mittel 4,3 Jahre Budenosid, Nedromil oder Placebo bekommen hatten, und während dieser Zeit engmaschig beobachtet wurden, wurde die Vorhersage getroffen, dass die Patienten letztlich eine gleiche Größe als Erwachsener erreichen würden. Man glaubte, dass die Kinder, die mit inhalativen Corticoiden behandelt worden waren, eben über eine längere Zeitperiode wachsen würden und dass die kurzfristige Wachstumsverlangsamung keine Langzeiteffekte habe und es nicht zu einer geringeren adulten Körpergröße komme.
Geringere Größe nach regelmäßiger Budenosid-Inhalation
Grundlage für die jetzt veröffentlichten Ergebnisse war das kontinuierliche Follow-up der Körpergröße der Kinder aus der CAMP-Studie, um den Effekt von Budenosid und Nedocromil auf die adulte Größe zu bestimmen. In die dreiarmige, doppelblinde CAMP-Studie waren von Dezember 1993 bis September 1995 1041 Kinder im Alter zwischen fünf und 13 Jahren mit mildem bis moderatem Asthma aufgenommen und randomisiert worden. Ihr Asthma wurde entweder mit Budenosid (Trockenpuder-Inhalation von 200 µg zweimal täglich = 400 µg Tagesdosis), Nedocromil (Inhalation von zweimal täglich 8 mg = 16 mg/Tag) oder Placebo behandelt. Für die Behandlung von Asthma-Symptomen wurde in allen drei Gruppen zusätzlich Albuterol angewendet. Größe und Gewicht wurden in der Initialphase von 4,5 Jahren alle sechs Monate bestimmt, in den Jahren danach ein bis zweimal im Jahr. Die adulte Größe wurde im Mittel (± SD) im Alter von 24,9 ± 2,7 Jahren bestimmt. Als Kovariaten wurden bei Studieneintritt Alter, Rasse, Geschlecht, Klinik, Größe, Dauer des Asthmas (< 3 Jahre, ≥ 3 bis < 7 Jahre oder ≥ 7 Jahre), Schweregrad des Asthmas (moderat oder mild) und allergische Reaktivität auf Hauttests aufgenommen.
Die Ergebnisse von 943 (91%) der ursprünglichen Studienteilnehmer standen für die aktuell publizierte Studie schließlich zur Verfügung. Die an die Kovariaten adjustierte Körpergröße war in der Budenosid-Gruppe im Vergleich zu Placebo um 1,2 cm geringer (171,1 cm vs. 172,3 cm, p = 0,001); die mediane Größe in der Nedocromil-Gruppe (172,1 cm) unterschied sich nicht signifikant von Placebo (p = 0,61). Bei Einbeziehung der Kovariaten fiel unter anderem auf, dass die Größe zwischen Frauen der Budenosid- bzw. der Placebo-Gruppe sich deutlicher unterschieden (- 1,8 cm, p = 0,001) als bei den Männern (- 0,8 cm, p = 0,10). Beim Vergleich der Altersgruppen zeigte sich außerdem eine besondere Verlangsamung des Wachstums bei Kindern vor der Pubertät (Mädchen zwischen fünf und zehn Jahren, p = 0,001, Mädchen elf bis 15 Jahre, p = 0,54, Jungen fünf bis elf Jahre p < 0,001, Jungen 12 bis 15 Jahre p = 0,57). Auch höhere Tagesdosen führten direkt zu geringeren adulten Körpergrößen (- 0,1 cm für jedes µg/kg, p = 0,007).
Offene Fragen und Empfehlungen
Bei der Auswertung der Kovariaten konnten ja bereits einige Unterschiede herausgearbeitet werden. Aber die genaue Ermittlung vom Einfluss der Therapiedauer, dem Alter zur Zeit der Behandlung und dem Status der Pubertät, die möglicherweise direkte Einflussfaktoren auf die Wachstumsgeschwindigkeit sein könnten, konnten anhand der Daten aus der CAMP-Studie nicht bis ins Detail beantwortet werden. Auch der Effekt anderer Glucocorticoide auf das Wachstum wäre interessant. In weiteren Studien wurden auch andere Arzneimittel bereits getestet, so zeigte z. B. auch Beclomethasondipropionat eine Wachstumsreduktion, ganz besonders bei präpubertären Kindern. Weitere Studien wären wünschenswert.
Aber wenn hier auch eindeutig eine Wachstumsverzögerung und letztlich eine geringere Körpergröße für Kinder unter einer inhalativen Budenosid-Behandlung gezeigt werden konnte, sollten Eltern, die bezüglich der Asthma-Therapie ihrer Kinder beraten werden, auch auf den großen und nachgewiesenen Nutzen dieser Arzneimittel für die Kontrolle von persistierendem Asthma hingewiesen werden. Angemessen ist nach Meinung der Autoren die geringste effektive Glucocorticoid-Dosis zur Symptomlinderung zu finden, um die Effekte auf die adulte Größe zu minimieren.
Quelle:
Kelly H.W.; et al.: Effect of Inhaled Glucocorticoids in Childhood on Adult Height. N Engl J Med (2012) doi: 10.1056/NEJMoa1203229 vom 3. September 2012.
The Childhood Asthma Management Program Research Group. Long-term effects of budenoside or nedocromil in children with asthma. N Engl J Med (2000) 343: 1054 – 1063.
Apothekerin Dr. Annette Junker
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