DAZ aktuell

Moderates Wachstum setzt sich fort

Arzneimittelmarkt Juli 2012

BERLIN (lk). Umsatz und Absatz des Apothekenmarktes erhöhten sich im Juli 2012 wie im gesamten ersten Halbjahr moderat. Der Umsatz stieg um 3,4 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Der Absatz legte um 1,8 Prozent auf 119 Millionen Packungen zu. Das ergibt sich aus aktuellen Marktdaten von IMS Health. Dabei ist ein zusätzlicher Arbeitstag dieses Jahr zu berücksichtigen.

Absatzstark sind in der Apotheke nach wie vor insbesondere Schmerzmittel – allerdings mit rückläufiger Tendenz. Foto: Robert Kneschke – Fotolia.com

Die kumulierte Entwicklung über die ersten sieben Monate des Jahres zeigt gleichfalls eine moderate Entwicklung: Der Umsatz erhöhte sich um knapp drei Prozent auf 14,8 Milliarden Euro, während der Absatz bei einer "schwarzen Null" und 851 Millionen Packungen stagnierte. Allerdings sind hier laut IMS Health seit Längerem Packungsgrößeneffekte durch Verschreibungen größerer Arzneischachteln zu berücksichtigen. Dies mache sich zum einen bei Arzneien unter Rabattvertrag bemerkbar, bei denen nach Abschluss neuer Verträge eher größere Packungen verordnet würden. Verstärkt werde der Trend durch die Packungsgrößenänderungsverordnung, da diese Regelung die Austauschbarkeit von Packungen in einer definierten Bandbreite ermögliche. Zum anderen etablierten sich bei der Therapie bestimmter Erkrankungen auch neuere patentgeschützte Präparate. Infolge der Abgabe größerer Packungen stiegen dann auch die Ausgaben.

Zuwachs bei Rx und OTC

Rx-Präparate legten im Juli laut IMS Health nach Wert und Menge um 3,5 Prozent (1,8 Milliarden Euro) bzw. um 2,8 Prozent (60 Millionen Packungen) zu. In den ersten sieben Monaten wuchs der Umsatz um 3,3 Prozent (12,5 Milliarden Euro), während der Absatz um 1,2 Prozent auf 412 Millionen Packungen zulegte. OTC-Produkte legten im Juli 2012 ebenfalls nach Umsatz um drei Prozent auf zwei Milliarden Euro zu, während der Absatz nur mit einem leichten Plus von 0,8 Prozent auf 59 Millionen Packungen aufwarten konnte. Kumuliert über die ersten sieben Monate des Jahres sank die Packungsmenge sogar geringfügig um 0,8 Prozent auf 438 Millionen Stück. Der Umsatz erhöhte sich kaum (plus 1 Prozent) auf zwei Milliarden Euro.

Drei Prozent mehr im GKV-Markt

Im GKV-Markt erhöhten sich Umsatz und Absatz im Juli 2012 laut IMS Health jeweils um drei Prozent (incl. Impfstoffe und Testdiagnostika) auf 2,6 Milliarden Euro und 58 Millionen Packungen. Hierbei gilt wie für den Apothekenmarkt, dass der aktuelle Monat im Vergleich mit dem Vorjahr einen Arbeitstag mehr beinhaltete. Über die ersten sieben Monate des Jahres belief sich der Zuwachs nach Wert (incl. Impfstoffe) auf 2,7 Prozent (17,6 Milliarden Euro) und nach Menge um ein Prozent auf 400 Millionen Packungen. Auch hier sind die oben in Zusammenhang mit der Apothekenmarkt-Entwicklung genannten Veränderungen bei der Verordnung von Packungsgrößen zu berücksichtigen, wobei segmentspezifische Unterschiede zum Tragen kommen. So verbuchten Generika infolge der Rabattverträge Zuwächse und bestimmte patentgeschützte Präparate im Zuge der Etablierung neuerer Therapien. Altoriginale mit ausgelaufenem Patent verloren hingegen und die einer sog. Restgruppe zugeordneten Kategorien (neben Impfstoffen Arzneien, die körpereigene Stoffe substituieren oder ergänzen) stagnierten.

Versandhandel wieder auf Kurs

Der Versandhandel zeigte sich im Juli wieder auf Kurs, nachdem bereits der Juni positiv ausfiel. Dies geht hauptsächlich auf das Geschäft mit rezeptfreien Produkten zurück, während der Umsatz bei verschreibungspflichtigen Präparaten rückläufig ausfällt. Das ergibt sich aus aktuellen Marktdaten von IMS Health.

Im Juli 2012 verzeichnete der Versandhandel bei OTC-Produkten ein Umsatzplus von 15 Prozent auf 43 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahresmonat. Abgesetzt wurden 6,3 Millionen OTC-Packungen. Der Rx-Umsatz sank dagegen leicht um circa drei Prozent auf 17 Millionen Euro und 500.000 Stück.

In den ersten sieben Monaten stieg der gesamte Umsatz des Versandhandels um 4,5 Prozent auf 408 Millionen Euro. Umsatztreiber waren dabei die OTC-Produkte mit einem Plus von 8,5 Prozent auf 295 Millionen Euro. Der RX-Umsatz sank hingegen um 4,5 Prozent auf 113 Millionen Euro.

Führende Kategorien mit zweistelligen Absatzzuwächsen in den ersten sieben Monaten des Jahres bleiben Erkältungspräparate und verschiedene therapeutische Präparate wie etwa sog. Umstimmungsmittel (Immunstimulanzien, Erkältungsprophylaxe).

Weiteres Plus bei umsatzstärksten Arzneien

Die Verlagerung von Behandlungen aus den Krankenhäusern in den ambulanten Bereich hat in den ersten sieben Monaten dieses Jahres zu einer Verschiebung bei den Verordnungen geführt. Laut aktuellen Zahlen von IMS Health verzeichneten sieben der zehn umsatzstärksten Arzneigruppen (Klassifikation nach ATC3-Niveau) Ausgabenzuwächse. Bei drei Kategorien gab es Rückgänge.

Die Zuwächse fanden im Wesentlichen bei Therapien statt, die der Behandlung schwerer Erkrankungen dienen wie Krebs, Autoimmunkrankheiten, AIDS. Einen deutlichen Rückgang verbuchen Antipsychotika (minus 14 Prozent) infolge von Patentabläufen bzw. der steigenden Marktpräsenz von Generika.

Beim Blick auf die zehn absatzstärksten Medikamentgruppen stehen Schmerzmittel an der Spitze, allerdings mit rückläufiger Tendenz. Diese Entwicklung könnte laut IMS Health mit der aktuellen Diskussion um eine Größenbegrenzung der Packungen bei rezeptfreien Schmerzmitteln zusammenhängen.

Die meisten Medikationen mit Absatzzuwächsen dienen nach Angaben von IMS Health der Behandlung von Erkrankungen mit hoher Prävalenz wie z. B. Herz-Kreislauf-Krankheiten, rheumatischen Beschwerden, Schilddrüsenerkrankungen, Depressionen/depressive Verstimmungen oder Diabetes. Dies korrespondiere mit Ergebnissen aus epidemiologischen Recherchen, wonach mit steigenden Inzidenzen für einige dieser Erkrankungen zu rechnen sei, beispielsweise für Depression und Diabetes mellitus.



DAZ 2012, Nr. 36, S. 31

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