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ADEXA Info
Mehr Arbeit, weniger Gehalt
An der Umfrage konnten alle Kolleginnen und Kollegen teilnehmen, egal, ob sie Mitglieder bei der Apothekengewerkschaft sind oder nicht.
Erwartungsgemäß meldeten sich viele PTA (40%), gefolgt von Approbierten (28%), PI (19%) und PKA (13%).
Tanja Kratt, ADEXAs Zweite Vorsitzende, stellte jetzt detaillierte Ergebnisse hinsichtlich Arbeitszeit und Einkommen vor.
Sinkende Gehälter
Noch vor zwei Jahren bekamen 65,0 Prozent der Umfrageteilnehmer ein volles Tarifgehalt oder sogar ein übertarifliches Salär. Dieser Wert ist jetzt auf 62,9 Prozent abgesunken. Mussten in 2010 bereits 13,3 Prozent aller Kolleginnen und Kollegen auf ihre Sonderzahlung verzichten, waren es in 2012 sogar 15,2 Prozent. „Ganz klar: Viele Inhaber geben den wirtschaftlichen Druck des Gesetzgebers eins zu eins an ihre Angestellten weiter“, sagt Kratt.
Regionale Unterschiede
Im Detail betrachtet, unterscheidet sich die Gehaltssituation aber stark nach Kammerbezirk beziehungsweise Bundesland. Während Apothekenangestellte aller Berufsgruppen in Bayern, Baden-Württemberg oder Hessen meist über Tarif bezahlt werden, sieht es in anderen Regionen weitaus magerer aus. Unter Tarif verdienen nach wie vor viele Angestellte in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. Kratt: „Tarifgehälter sind zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern ausgewogen verhandelte Mindeststandards und keine Maximalwerte.“ Eine extreme Ungleichbehandlung führe letztlich zur Abwanderung von Angestellten und – aus Sicht der Inhaber – zu extremer Personalknappheit vor Ort.
Steigende Arbeitsbelastung
Während im Jahr 2010 nur 21,9 Prozent aller Umfrageteilnehmer in Vollzeit tätig waren, stieg dieser Wert jetzt auf 23,5 Prozent an. Die durchschnittlichen Arbeitszeiten erhöhten sich erwartungsgemäß von 27,7 auf 28,7 Stunden. Tanja Kratt: „Als Erklärung kommt vor allem eine ständig steigende Arbeitsbelastung im HV durch administrative Aufgaben wie Rabattverträge infrage.“
Parallel dazu sank die Zahl von Mitarbeitern, die regelmäßig Überstunden machen müssen, geringfügig von 42,3 auf 40,9 Prozent. Laut Kratt ist jede Entwicklung hin zu regulären Arbeitsverhältnissen positiv zu bewerten. „Überstunden können keine Dauerlösung sein, diese sollen Angestellten und Chefs lediglich mehr Flexibilität gewähren.“
Mehr Unzufriedenheit im Beruf
Die Spargesetze im Gesundheitswesen und schlechtere Einkommen bleiben aber nicht ohne Folgen: Immer mehr Kolleginnen und Kollegen sind mit ihrer beruflichen Situation unzufrieden. Waren es 2010 noch 16,2 Prozent, so ist dieser Wert mittlerweile auf 22,2 Prozent angestiegen. Dies ist sicher kein Quantensprung nach oben, aber die Tendenz ist gefährlich, denn nach wie vor werden Mitarbeiter öffentlicher Apotheken händeringend gesucht, besonders Apotheker und PTA. „Verliert der Job durch schlechte Rahmenbedingungen an Attraktivität, zieht es immer mehr Kolleginnen und Kollegen in andere Branchen“, gibt Kratt zu bedenken. „Dann verlieren Inhaber ihr wichtigstes Potenzial.“
Michael van den Heuvel
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