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Orale Immuntherapie bei Kindern ein Versuch wert

Bei einer Nahrungsmittelallergie hilft in der Regel nur das Vermeiden des oder der die allergische Reaktion auslösenden Speisen. Wie eine nun im „New England Journal of Medicine“ veröffentlichte Studie zeigte, kann bei Kindern eine Allergie auf Hühnereiweiß jedoch durch eine orale Immuntherapie mit langsam steigender Dosierung teilweise behoben werden.

Bei Kleinkindern zählt Hühnereiweiß zu den häufigsten Auslösern einer Nahrungsmittelallergie. Mit zunehmendem Alter verliert sich die Allergie bei vielen Betroffenen, teilweise bleibt sie jedoch bis ins Erwachsenenalter hinein erhalten. Für derart „hartnäckige“ Fälle könnte eine orale Immuntherapie eine Option sein. Im Rahmen einer Studie des Consortiums of Food Allergy Research (CoFAR) erhielten 40 Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren über einen Zeitraum von 22 Monaten steigende Dosen eines Pulvers aus Hühnereiweiß. 15 weitere Kinder dienten als Kontrollgruppe ohne entsprechende Immuntherapie. Alle Probanden hatten zu Studienbeginn hühnereispezifische IgE-Antikörper im Blut und zeigten bei Kontakt mit Hühnereiweiß eine allergische Reaktion. Nach zehn Monaten, zu Studienende sowie vier bis sechs Wochen nach Abschluss der Desensibilisierung verzehrten alle Kinder versuchsweise maximal ein Hühnerei. 22 der 40 Teilnehmer der Therapiegruppe bestanden diesen Versuch bereits nach zehn Monaten, aus der Kontrollgruppe dagegen niemand. Zu Studienende reagierten 30 von 34 Kindern, die die Immuntherapie erhalten hatten, nicht mehr allergisch auf Hühnereiweiß. Sechs Kinder hatten die Studie vorzeitig abgebrochen, in der Regel wegen allergischen Reaktionen auf die Immuntherapie. Den dritten Test bestanden noch elf Teilnehmer der Therapiegruppe. Bei ihnen wurde eine anhaltende Nicht-Reaktionsbereitschaft diagnostiziert und sie können nun Hühnerei und Lebensmittel, die solches enthalten, essen. Insgesamt führte die orale Immuntherapie somit bei 28 Prozent der Kinder zu einem anhaltenden Erfolg. Das ist nicht viel, für Studienautor Wesley Burks dennoch ein Grund, den Versuch zu empfehlen, da er den Kindern zumindest eine Chance auf eine künftige Ernährung ohne Einschränkung biete.


ral


Quelle: Burks, W. et al.: N. Engl. J. Med. 2012; 367: 233 – 243



DAZ 2012, Nr. 30, S. 8

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