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Gesund in jedem Lebensalter

Preisverleihung der Stiftung Rufzeichen Gesundheit!

(vdh). Am 13. Juli hat die Stiftung Rufzeichen Gesundheit! Beiträge zur eigenverantwortlichen Vorsorge ausgezeichnet. Neben Sport- und Ernährungswissenschaftlern beziehungsweise Journalisten erhielten auch Apotheker einen der begehrten Preise – für ein Projekt, das die Bedeutung öffentlicher Apotheken zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verdeutlicht.
Preisträger, Jury und Stiftungsvertreter: (v. l.) Klaus Bachmann (GEO), Erika Fink (Bundesapothekerkammer), Prof. Dr. Klaus Bös (Karlsruher Institut für Technologie), Dr. Hartmut Becker (Stiftung Rufzeichen Gesundheit!), Agnes Streber (KinderLeicht); Dr. Tilman Achtnich (SWR/ARD), Frank Nieder (Deutsche Sporthochschule Köln), Cynthia Milz (Wipig), Martin Kunz (Akademie der Bayerischen Presse/Welt am Sonntag), Silvia Grote (Wipig), Dr. Helmut Schlager (Wipig), Professor Dr. Hans Hauner (Technische Universität München). Foto: DAZ/vdh

Neben Diagnostik und Therapie setzen moderne Gesundheitskonzepte mehr und mehr auf Prävention. Während der gesetzliche Versorgungsauftrag trotz zahlreicher Kürzungen immer noch viele kurativen Leistungen aus Pharmazie und Medizin umfasst, erkennen Krankenkassen erst zögerlich die Bedeutung vorbeugender Maßnahmen. "Prävention ist etwas, das im staatlichen Rahmen so gut wie gar nicht stattfindet", kritisiert Dr. Hartmut Becker, Vorsitzender der Stiftung Rufzeichen Gesundheit!. Bürger sind selbst in der Pflicht, Erkrankungen vorzubeugen. Mittlerweile habe sich aber eine Präventionskultur etabliert, die viel bewegen könne. Becker: "Wir wollen ein Rufzeichen setzen in einem Bereich, in dem einerseits sehr viel los ist, andererseits noch zu wenig". Genau in dieser Nische bewegt sich die Stiftung Rufzeichen Gesundheit!. Sie hat sich dem Kampf gegen das metabolische Syndrom beziehungsweise gegen Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall verschrieben, und zwar unter verschiedenen Gesichtspunkten.

Gesundheitspreis: "fit für 100"

"Autonomes Altern, also fit zu bleiben und so seinen Lebensabend selbstständig gestalten zu können, ist ein Thema von großer gesellschaftspolitischer Relevanz", sagt Becker. Der mit 12.500 Euro dotierte Gesundheitspreis ging deshalb an "fit für 100", ein Bewegungsprojekt für Senioren. Frank Nieder vom Institut für Bewegungs- und Sportgerontologie, Deutsche Sporthochschule Köln, erklärt den Nutzen: Ausgangspunkt war für ihn die Frage, was ältere Menschen präventiv bis zu ihrem Lebensende erreichen möchten. "Ein Wunsch, der immer wieder an uns herangetragen wurde, war, so lange wie möglich bei körperlicher und geistiger Gesundheit in den eigenen vier Wänden zu leben." Aus diesen Überlegungen heraus entstand "fit für 100". Das Programm besteht vorwiegend aus Kraft- und Koordinationsübungen. Teilnehmer trainieren zwei Mal pro Woche je eine Stunde mit Gewichten. Dadurch ertüchtigen sie alle Hauptmuskelgruppen. "Bei uns steht nicht die medizinische Seite im Vordergrund, also positive Auswirkungen auf das metabolische Syndrom, sondern die Alltagskompetenz und Selbstständigkeit", so Nieder.

Senioren sind jedenfalls mit Spaß bei der Sache, sie halten zwei Termine pro Woche konsequent durch – die Compliance ist erstaunlich hoch. Eine Evaluation hatte zudem positive körperlichen Veränderungen hinsichtlich Kraft, Koordination, Beweglichkeit und Standsicherheit gezeigt. Nieder: "Die Resultate haben uns ermutigt, das Programm möglichst vielen älteren Menschen zugute kommen zu lassen." Und so wurden aus neun Gruppen innerhalb von sieben Jahren bundesweit 150. Rund 3200 Senioren zwischen 70 und 100 haben an den Kursen regelmäßig teilgenommen oder sind noch aktiv dabei.

Jurymitglied Prof. Dr. Klaus Bös vom Institut für Sport und Sportwissenschaft, Karlsruher Institut für Technologie, bewertet "fit für 100" als "herausragendes Projekt", vor allem durch die gesellschaftliche Relevanz: Bereits heute ist jeder Fünfte über 65, in 30 Jahren wird es jeder Dritte sein. "Und was wollen alle? Fit sein für 100", sagt der Juror. "Es hat uns beeindruckt, wie schnell es gelungen ist, dieses Projekt auch in die Fläche zu bringen." Bös wies zudem auf wissenschaftliche Grundlagen hin: Über zehn Jahre hinweg sei das Projekt evaluiert worden. Auch die Netzwerkstruktur beeindruckte ihn. "Eine Idee, die bundesweit Relevanz hat."


Weitere Infos im Web


Stiftung Rufzeichen Gesundheit!: www.die-stiftung-rufzeichen-gesundheit.de

Gesundheitspreis: "Fit für 100": http://www.ff100.de

Medienpreis: "Diät fängt im Kopf an": http://bit.ly/xhzve8

Medienpreis: "Das Steinzeitrezept": http://bit.ly/M8gi4b

Sonderpreis: "Herzensangelegenheit 50+": www.wipig.de/projekte/aktuelles_projekt/61

Sonderpreis: "KinderLeicht": www.kinderleichtmuenchen.de

Medienpreis Print und TV

Für herausragende journalistische Projekte vergab die Stiftung Rufzeichen Gesundheit! zwei Auszeichnungen, mit je 12.500 Euro dotiert. Martin Kunz, Direktor der Akademie der Bayerischen Presse (ABP), erhielt einen Medienpreis für seinen Artikel "Diät fängt im Kopf an". "Ich beschäftige mich journalistisch schon sehr lange mit Ernährungsthemen, speziell mit den verschiedenen modischen Ernährungsformen, die uns so begleiten", so Kunz. Hinzu kam das journalistische Interesse an Suchterkrankungen wie dem Alkohol-Abusus. Kunz entdeckte interessante Parallelen, die er als Grundlage seines Artikels für die "Welt" verwertete.

Ein Medienpreis der Kategorie TV ging an Dr. Tilman Achtnich (Südwestrundfunk/ARD). Bei seiner Dokumentation "Das Steinzeitrezept – wie wir unsere Zivilisationskrankheiten besiegen" stellt Achtnich Diskrepanzen zwischen der modernen Ernährung und biologischen Anforderungen dar. Bandscheibenvorfall, Rückenbeschwerden, metabolisches Syndrom oder Migräne: "Ist der Mensch eine Fehlkonstruktion?", lautet eine zentrale Frage des Beitrags. Sein Fazit: Die Evolution habe "lange Anlauf genommen, uns aber nicht auf diese Zeit vorbereitet".

Klaus Bachmann, Journalist beim Magazin "GEO", berichtete im Namen der Jury: "Beide Beiträge bringen dem Leser beziehungsweise Zuseher eine etwas andere Sicht der Dinge nahe." Anstatt neue Diäten zu bewerten oder Menschen mehr Sport nahezubringen, beleuchten die Beiträge das Thema aus psychologischer beziehungsweise entwicklungsbiologischer Sicht.


Preise 2013


Auch im nächsten Jahr vergibt die Stiftung Rufzeichen Gesundheit! wieder einen Gesundheits- und Medienpreis. Die Ausschreibungsunterlagen sind ab Dezember 2012 über die Website abrufbar.

Sonderpreis der Jury: "Herzensangelegenheit 50+"

Ein mit 5000 Euro dotierter Sonderpreis der Jury ging dieses Jahr an Apotheker: Das Wissenschaftliche Institut für Prävention im Gesundheitswesen (Wipig), Bayerische Landesapothekerkammer, hatte mit "Herzensangelegenheit 50+" ein Präventionsprogramm für öffentliche Apotheken ins Leben gerufen. Wipig-Geschäftsführer Dr. Helmut Schlager verwies auf die Mission seines Hauses, Präventionsaktivitäten zu bündeln, mit anderen Akteuren des Gesundheitswesens zu vernetzten und wissenschaftlich zu beleuchten: "Koronare Herzerkrankungen haben ganz häufig das metabolische Syndrom als Auslöser, deswegen haben wir uns für die Aktion entschieden." Daran nahmen 13 Apotheken in Nordostbayern teil, einer Region mit der höchsten Mortalität an koronaren Herzerkrankungen im Bundesland. Vor Ort sprachen die Kollegen gezielt 50- bis 70-jährige Kunden an. Die Prävention begleiteten Apotheken mit niedrigschwelligen Angeboten rund um Ernährung und Bewegung. Jetzt erfolgte eine Zwischenauswertung zusammen mit der Universität Erlangen sowie dem Institut für Fettstoffwechsel und Hämorheologie in Windach. Die Daten von 1906 Kunden zeigen signifikante Verbesserungen hinsichtlich des Körpergewichts, des HDL-Cholesterins und des Blutdrucks. Bei 65,5 Prozent der Patienten mit metabolischem Syndrom verringerten sich außerdem diverse Risikofaktoren. Jetzt soll das Projekt flächendeckend im Kammerbezirk umgesetzt werden.

Dazu Erika Fink, Präsidentin der Bundesapothekerkammer und Jurymitglied: "Das Besondere ist aus meiner Sicht, dass das Projekt deutlich zeigt, wie weit man kommen kann, wenn man Apotheken mit einbezieht."

Sonderpreis: "KinderLeicht – Abnehmen im Bausteinsystem"

Mit einer jüngeren Zielgruppe arbeitet Agnes Streber, Gründerin und Leiterin des Ernährungsinstituts "KinderLeicht". Sie hat ein Bausteinsystem entwickelt, das übergewichtigen Nachwuchs beim Abnehmen unterstützt, und zwar nachhaltig. Die Jury honorierte Strebers Engagement mit einem Sonderpreis in Höhe von 2000 Euro.

Laut Dr. Marianne Koch, Jurymitglied und Ehrenpräsidentin der Deutschen Schmerzliga, sei "die Kombination der Module unglaublich gut durchdacht". Damit werde vor allem das Verständnis der Familie für das Problem gefördert und die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern gestärkt, speziell bei Gesundheitsthemen.

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