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- DAZ 26/2012
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Arzneimittel und Therapie
Unter Antihypertensiva Harnsäurespiegel kontrollieren!
Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch eine erhöhte Konzentration an Harnsäure (Hyperurikämie) im Blut ausgelöst wird. Bei der primären Hyperurikämie ist Gicht erblich bedingt, in selteneren Fällen ist sie Folge anderer Erkrankungen (sekundäre Hyperurikämie). In den Industrieländern haben 20 bis 30% der Männer und 3% der Frauen einen erhöhten Harnsäurespiegel, etwa jeder Zehnte erkrankt an Gicht. Da Hypertoniker oft gleichzeitig an einer Hyperurikämie leiden und Antihypertensiva andererseits in unterschiedlicher Weise auf den Harnsäurestoffwechsel wirken, stellt sich die Frage, ob durch die Medikation das Gichtrisiko beeinflusst wird. In einer Fall-Kontrollstudie wurden die Daten von nahezu 1,8 Millionen Patienten zwischen 2000 und 2007 ausgewertet. Bei fast 25.000 von ihnen war im Untersuchungszeitraum die Erstdiagnose einer Gichterkrankung gestellt worden. Die Daten dieser Probanden im Alter zwischen 20 bis 79 Jahren wurden dann mit 50.000 Vergleichspersonen als Kontrollgruppe verglichen; wobei mögliche Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, BMI, Alkohol- und Drogenkonsum sowie weitere Erkrankungen und Medikation berücksichtigt wurden. Zunächst konnte erneut ein Zusammenhang zwischen Gicht und Bluthochdruck aufgezeigt werden. Mehr als die Hälfte der Gichtpatienten, aber nur etwa jeder dritte Proband aus der Kontrollgruppe, hatte eine Hypertonie. Weiterhin konnte ein unterschiedliches Gichtrisiko für die applizierten Blutdrucksenker nachgewiesen werden. Das Risiko war für eine Medikation unter Diuretika (36%), Betablockern (48%), ACE-Hemmern (24%) und verschiedenen AT-II-Blockern (29%) signifikant erhöht. Signifikant geringer im Vergleich zur Gesamtpopulation der hypertensiven Probanden war das Gichtrisiko hingegen bei Patienten, die mit Calciumantagonisten (13%) oder mit dem AT-II-Blocker Losartan (19%) behandelt wurden. Die Signifikanz der Ergebnisse zu den einzelnen Wirkstoffen stieg dabei mit der Dauer der Therapie. Im Hinblick auf die bekannte Wirkungsweise der Antihypertensiva auf den Harnsäurestoffwechsel sind die Ergebnisse nicht unbedingt unerwartet. Im Gegensatz zu anderen AT-II-Blockern hat Losartan eine Harnsäure-ausscheidende Wirkung, da es den URAT1-Transporter in den renalen Tubuluszellen hemmt. Für Calciumantagonisten ist ebenfalls eine urikosurische Wirkung nachgewiesen worden. Eine Erhöhung des Harnsäurespiegels kann andererseits eine Folge der Therapie mit ACE-Hemmern und Thiaziddiuretika sein. Als Fazit – so die Autoren – sei eine kontinuierliche Kontrolle des Harnsäurespiegels bei antihypertensiver Therapie unerlässlich und Patienten mit erhöhtem Gichtrisiko und Hypertonie sollten vorzugsweise mit Calciumantagonisten und Losartan behandelt werden.
Quelle
Dr. Hans-Peter Hanssen
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