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- DAZ 26/2012
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Arzneimittel und Therapie
Risiko für Antibiotika-Versagen gesenkt
In Entwicklungsländern sind schwerwiegende bakterielle Infektionen eine Hauptursache für die Säuglingssterblichkeit. Bei der erschreckend hohen Zahl von einer Million Neugeborenen, die beispielsweise jährlich in Indien versterben, ist etwa ein Viertel auf eine Pneumonie, Sepsis oder Meningitis zurückzuführen.
Gleichzeitig ist Zinkmangel in diesen Ländern weit verbreitet. Als ein Grund dafür wird der niedrige Verzehr von tierischem Eiweiß, einer wichtigen Zinkquelle, gesehen. Verschiedene Untersuchungen konnten bereits zeigen, dass in Entwicklungsländern eine Zinksupplementation bei Kindern unter fünf Jahren das Auftreten, die Schwere und die Sterblichkeit bei Diarrhö und Pneumonie vermindern kann. Diese Befunde veranlassten im Jahre 2004 die WHO und die UNICEF zu der Empfehlung, Durchfallepisoden bei Kindern nicht nur mittels oraler Rehydratation, sondern auch mit Zink zu behandeln. Experten gehen davon aus, dass eine Supplementation relativ einfach und kostengünstig durchgeführt werden kann, da der Mineralstoff in flüssigen und teilbaren Darreichungsformen auf dem Markt ist. Noch nicht genau bekannt ist der Wirkungsmechanismus: antioxidative Eigenschaften sowie eine Modulation der Entzündungsreaktion werden diskutiert. Zink reduziert beispielsweise die Expression von Zytokinen wie IL-1B, TNF alpha, und Interleukin 6, die in Zusammenhang mit Organversagen bei Sepsis stehen.
Begleitende Zinkgabe
In die randomisierte placebokontrollierte Studie an drei Kliniken in Neu-Delhi wurden Säuglinge im Alter zwischen sieben und 120 Tagen mit einer schwerwiegenden Infektion eingeschlossen. Zusätzlich zu einer Antibiotika-Therapie erhielten sie täglich 10 mg Zink oral (n = 332) oder Placebo (n = 323). Primärer Endpunkt war das Versagen der Antibiotikatherapie. Dieser war erreicht, wenn sieben Tage nach Randomisierung auf ein anderes Antibiotikum umgestellt wurde, der Säugling intensivmedizinisch behandelt werden musste (z. B. mit mechanischer Beatmung) oder innerhalb von 21 Tagen verstarb.
Unter einer Zink-Supplementation war das Risiko eines Scheitern der Antibiotikatherapie um 40% niedriger als unter Placebo (relative risk reduktion 40%, 95% CI 10 bis 60, p = 0,0113). 34 (10%) Kinder der Zink-Gruppe konnten durch das Antibiotikum nicht geheilt werden, in der Placebogruppe waren es dagegen 55 (17%). Nicht statistisch signifikant war der Unterschied in der Zahl der Todesfälle zwischen Zink- bzw. Placebogruppe (10 vs. 17, relative risk 0,57, 95% CI 0,27 bis 1,23, p = 0,15).
Alter |
mg Zink/Tag |
|
m |
w |
|
Säuglinge | ||
0 bis unter 4 Monate |
1,0 |
|
4 bis 12 Monate |
2,0 |
|
Kinder | ||
1 bis unter 4 Jahre |
3,0 |
|
4 bis unter 7 Jahre |
5,0 |
|
7 bis unter 10 Jahre |
7,0 |
|
10 bis unter 13 Jahre |
9,0 |
7,0 |
13 bis unter 15 Jahre |
9,5 |
7,0 |
Jugendliche und Erwachsene | ||
15 bis unter 19 Jahre |
10,0 |
7,0 |
19 bis unter 65 Jahre |
10,0 |
7,0 |
65 Jahre und älter |
10,0 |
7,0 |
Schwangere ab 4. Monat |
10,0 |
|
Stillende |
11,0 |
Weiteres Vorgehen
Kommentatoren der Studie meinen, dass diese Ergebnisse in weiteren Untersuchungen bestätigt werden müssten, bevor daraus praktische Empfehlungen abgeleitet werden können. Auch die Autoren selbst regen weitere Untersuchungen an. Falls diese erfolgreich sind, könnte eine Zinkgabe begleitend zu einer Antibiotikatherapie einen wichtigen Beitrag zur Senkung der Säuglingssterblichkeit in Entwicklungsländern leisten.
QuelleBhatnagar, S.; et al.: Zinc as adjunct treatment in infants aged between 7 and 120 days with probable serious bacterial infection. Lancet 379: 2072 – 2078 (2012).Walker, C.L., Black, R.E.: Zinc treatment for serious infections in young infants. Lancet 379: 2031 – 2033 (2012).
Apothekerin Dr. Claudia Bruhn
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