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Arzneimittel und Therapie
Verhüten mit dem Ring: Nur alle vier Wochen an Kontrazeption denken
Die Optionen für eine hormonelle Kontrazeption sind inzwischen vielfältig. Deren Sicherheit ist hoch, vorausgesetzt die Compliance stimmt. Doch genau damit haben viele Frauen Probleme. Vier von zehn Frauen gaben in einer Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zum Verhütungsverhalten Erwachsener an, die "Pille" schon einmal vergessen zu haben. Verbessern lässt sich die Compliance durch den vaginalen Verhütungsring, der bereits als Nuvaring® (11,7 mg Etonogestrel, 2,7 mg Ethinylestradiol, MSD) auf dem Markt ist und nun auch von Pfizer unter dem Markennamen Circlet® vaginales Freisetzungssystem angeboten wird. Er wird von der Frau selbst am ersten Tag des Zyklus in die Vagina eingesetzt und verbleibt dort 21 Tage. Dann wird er entfernt. Nach einer einwöchigen "ringfreien" Zeit wird ein neuer Vaginalring eingesetzt. Eine Langzeitbehandlung ist grundsätzlich möglich, aber nicht zugelassen, so Prof. Dr. Dr. Elisabeth Merkle, Stuttgart, auf dem Fachpresseworkshop "Verhütung soll eine runde Sache sein! Circlet® – der Monatsring von Pfizer" am 7. Februar in Berlin. Der Pearl Index des neuen Verhütungsringes liegt bei 0,96, und damit ähnlich hoch wie bei anderen kombinierten hormonellen Verhütungsmitteln – ohne dass täglich an die Pilleneinnahme gedacht werden muss. Dank der einfachen Anwendung ist die Compliance sehr hoch: Bei knapp 86% der Zyklen wurden einer Studie zufolge all Kriterien für die korrekte Applikation erfüllt.
Weniger Zwischenblutungen
Während der Tragezeit setzt der Vaginalring kontinuierlich Hormone frei, im Durchschnitt täglich 120 µg Etonogestrel und 15 µg Ethinylestradiol (EE), die von der Vaginalschleimhaut resorbiert werden. Im Gegensatz zu oralen Kontrazeptiva werden dadurch konstante Hormonserumspiegel erreicht. Dies hat auch Auswirkungen auf die Inzidenz von Zwischenblutungen: Im Vergleich mit einem oralen Kontrazeptivum (30 µg Ethinylestradiol/ Levonorgestrel, n = 518) traten Zwischenblutungen bei "Ring"-Anwenderinnen (n = 512) seltener auf. Das erwünschte Blutungsmuster mit leichten Blutungen nur während der Hormonpausen wurde entsprechend bei mehr Frauen erreicht. Der günstige Effekt kombinierter hormoneller Kontrazeptiva auf das prämenstruelle Syndrom, Mittelschmerz und Dysmenorrhö kommt auch bei Verwendung des Vaginalrings zum Tragen.
Kein Wirksamkeitsverlust bei Erbrechen und Diarrhö
Einen Vorteil bietet der Vaginalring auch bei Magen-Darm-Störungen, die die Wirksamkeit oraler Kontrazeptiva reduzieren. Da die Hormone lokal über die Vaginalschleimhaut resorbiert werden, wird deren Wirksamkeit durch Erbrechen und Diarrhö nicht beeinträchtigt. Merkle präsentierte zugleich Daten, nach denen die Hormonspiegel nicht durch die oralen Antibiotika Amoxicillin und Doxycyclin reduziert werden. Die kontrazeptive Wirkung wird durch diese Antibiotika nicht beeinträchtigt.
Hohe Akzeptanz, auch beim Partner
Manche Frauen befürchten, dass sie selbst oder ihr Partner den Ring als störend empfinden könnten. Eine Untersuchung zur Zufriedenheit der Anwenderinnen konnte hier Entwarnung geben. Mehr als drei Viertel der Frauen spürten den Ring beim Geschlechtsverkehr nicht, weniger als 5% selten oder nie. Etwa 10% der Partner spürten den Ring immer oder häufig. Aber nur etwa 3% aller befragten Männer lehnten diese Form der Verhütung ab. Zudem besteht die Möglichkeit, den Vaginalring täglich bis zu drei Stunden aus der Scheide zu entfernen, ohne dass eine Einbuße der kontrazeptiven Wirkung befürchtet werden muss. Vor dem erneuten Einsetzen sollte er mit fließendem Wasser abgespült werden. Insgesamt waren mehr als 90% der befragten Frauen mit dem Vaginalring zufrieden.
Tipps zur AnwendungWann wird der erste Ring eingelegt? Wenn im vorangegangenen Monat keine hormonellen Verhütungsmittel angewendet wurde, wird der erste Ring am ersten Tag des Monatszyklus (d. h. am ersten Tag der Monatsblutung) eingelegt. Wenn im vorangegangenen Monat eine kombinierte Pille eingenommen wurde, sollte der Ring spätestens am ersten Tag nach der Tabletten-freien Zeit der Pille eingelegt werden. Wie wird der Ring eingelegt? Bevor der Ring eingelegt oder entfernt wird, sollte man sich die Hände waschen. Der Ring wird aus dem Beutel entnommen und zwischen Daumen und Zeigefinger festgehalten. In einer für die Einlage bequemsten Haltung, wie ein angewinkeltes Bein, hockend oder liegend, werden die gegenüberliegenden Seiten des Rings zusammengedrückt und der Ring in die Scheide eingeführt. Liegt er richtig, so sollte man nichts spüren. Bei dem Gefühl, dass der Ring nicht richtig liegt, kann er behutsam etwas tiefer in die Scheide geschoben werden. Es ist nicht wichtig, dass der Ring an einer bestimmten Stelle in der Scheide liegt. Wie wird der Ring entfernt? Nach drei Wochen wird der Ring aus der Scheide entfernt, indem mit dem Zeigefinger in den Ring eingehakt oder der Rand mit zwei Fingern ergriffen und herausgezogen wird. Der gebrauchte Ring kann, vorzugsweise im wiederverschließbaren Beutel, mit dem Haushaltsmüll entsorgt werden. Und wenn der Ring versehentlich entfernt wurde? Wurde der Ring nicht richtig eingelegt oder bei der Entfernung eines Tampons, während des Geschlechtsverkehrs oder bei einem Gebärmuttervorfall aus der Scheide ausgestoßen, kann er – wenn der Ring weniger als drei Stunden außerhalb der Scheide war – mit kühlem bis lauwarmem (nicht heißem) Wasser abgespült und wieder eingelegt werden. War der Ring mehr als drei Stunden außerhalb der Scheide, kann die empfängnisverhütende Wirkung beeinträchtigt sein. [Quelle: Fachinformation Circlet®, Stand September 2011] |
Bakterielle Vaginalinfekte nicht häufiger
Kann der Vaginalring herausfallen? Diese Sorge, die manche Frauen beschäftigt, ist völlig unbegründet, machte Dr. Karin Schaudig, Hamburg, deutlich. Zudem betonte sie, dass das Risiko vaginaler Symptome nicht erhöht ist. "Eher im Gegenteil". Bei Ring-Anwenderinnen werden mehr Lactobacillus-Kolonien und eine erhöhte vaginale Feuchtigkeit gefunden. Eine Evidenz für vermehrte bakterielle Vaginalinfekte besteht dagegen nicht. Andere Befunde wie der vaginale pH-Wert oder die Konzentration vaginaler Leukozyten sind vergleichbar zur Pillen-Anwendung.
Zu den typischen "Ring-Patientinnen" gehören laut Schaudig wegen der niedrigen Ethinylestradiol-Dosis Frauen mit ausgeprägtem Brustspannen, Kopfschmerzen oder leichter Übelkeit. Bei Frauen mit Essstörungen bietet der Vaginalring den Vorteil, dass keine orale Applikation erforderlich ist und Resorptionsprobleme für die Wirkung irrelevant sind. Die gute Zykluskontrolle macht ihn ideal bei Frauen mit Zwischenblutungen. Für Frauen, die in Schichtarbeit tätig sind oder die, wie etwa Stewardessen, immer wieder Zeitzonen überfliegen, macht er die konsequente Kontrazeption einfacher. Laut Schaudig ist er durchaus auch eine Option für junge Frauen, die erstmals hormonell verhüten. Vorausgesetzt, sie verwenden bereits Tampons.
Apothekerin Dr. Beate Fessler
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