Arzneimittel und Therapie

Wundermittel gegen Haarausfall?

Auch Stress wird als einer der möglichen Gründe für den Verlust des Haares immer wieder diskutiert. Eher zufällig haben US-Wissenschaftler während ihrer Untersuchungen zur Wirkung des Stresshormons Corticotropin (ACTH) und eines Antihormons bei gastrointestinalen Störungen, eine überraschende Entdeckung gemacht. Der synthetische Hemmstoff Astressin B erwies sich im Tierversuch als potentes, langfristig wirksames Haarwuchsmittel.

An gentechnisch veränderten Mäusen, die als Modell für Untersuchungen zu Stress allgemein gelten, testeten die Wissenschaftler den synthetischen CRF-Rezeptorantagonisten Astressin B. Die Labormäuse produzieren im Übermaß CRF (Corticotropin Releasing Factor oder Corticoliberin), ein im Hypothalamus gebildetes Peptid, das im Hypophysenvorderlappen das "Stresshormon" Corticotropin (ACTH) freisetzt. Diese ständig unter Stress stehenden Labormäuse verlieren allmählich ihr Fell auf dem Rücken. Eigentlich sollte die Wirkung des Stresshormons und bestimmte Hemmstoffe des Corticotropin Releasing Factors auf gastrointestinale Störungen untersucht werden. Überraschenderweise wuchs das Fell der Mäuse wieder vollständig nach, nachdem sie über fünf Tage Astressin B erhalten hatten. Auch drei Monate später trat kein neuer Haarausfall auf. Daraufhin wurde jungen Mäusen, die noch im Vollbesitz ihres Felles waren, der Hemmstoff verabreicht. In vier Monaten kam es auch unter Stress zu keinem Haarausfall. Astressin B gehört zu einer Gruppe von Substanzen, die eine ähnliche Struktur haben wie der Corticotropin Releasing Factor CRF, aber entgegengesetzt wirken, also die Freisetzung von Corticotropin hemmen. Die Wissenschaftler haben bereits ein Patent auf Astressin B als Haarwuchsmittel beantragt, obwohl noch nicht klar ist, ob die Substanz auch beim Menschen wirksam und darüber hinaus gesundheitlich unbedenklich ist.


Quelle

Wang, L.; et al.: CRF Receptor Antagonist Astressin-B Reverses and Prevents Alopecia in CRF Over-Expressing Mice. PLoS ONE 2011; 6(2): e16377. doi:10.1371 vom 16. Februar 2011.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2011, Nr. 9, S. 41

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