Arzneimittel und Therapie

Entzugssymptome und EPS-Symptome bei Neugeborenen

Eine Therapie mit Antipsychotika kann mit zahlreichen unerwünschten Wirkungen verbunden sein. Offensichtlich kann die Einnahme entsprechender Medikamente in den letzten Monaten einer Schwangerschaft auch zu Bewegungsstörungen (EPS-Symptomen) und Entzugssymptomen bei Neugeborenen führen. Nachdem in der jüngsten Vergangenheit zahlreiche Fälle bekannt wurden, lässt die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA diese Warnung jetzt in die Fachinformationen aller Wirkstoffe einfügen.
Vorsicht in der Schwangerschaft! Eine Antipsychotika-Therapie der Mutter im dritten Trimester der Schwangerschaft kann bei Neugeborenen zu Bewegungsstörungen oder Entzugssymptomen führen. Foto: DAK

Bislang gibt es keine gesicherten Daten über eine mögliche Schädigung von Neugeborenen durch eine Neuroleptika-Therapie der Mutter während der Schwangerschaft. Allerdings gilt die Empfehlung, eine bestehende Therapie zwar nicht unmittelbar nach Bekanntwerden der Schwangerschaft abzubrechen; dennoch sollten im ersten Drittel sowie unmittelbar vor dem errechneten Geburtstermin Neuroleptika nur eingenommen werden, wenn es wirklich erforderlich ist. Während der übrigen Zeit sei die Einnahme von Neuroleptika unproblematisch und daher eine Applikation dieser Substanzen während der Schwangerschaft grundsätzlich möglich. Es war allerdings auch bekannt, dass es nach einer Einnahme in den letzten Tagen vor der Geburt zu Bewegungsstörungen (extrapyramidaler Symptomatik) bei Neugeborenen kommen kann, die unter Umständen wochenlang anhält.

Warnung vor Entzugssymptomen bei Neugeborenen

In den letzten drei Monaten der Schwangerschaft kann die Einnahme von Neuroleptika (Antipsychotika) beim Neugeborenen zu Bewegungsstörungen (EPS-Symptomen) und Entzugssymptomen führen. Diese Warnung lässt die US-Gesundheitsbehörde FDA jetzt in die Fachinformationen aller Wirkstoffe einfügen. Der Mitteilung sind zudem verschiedene Informationen für Patientinnen und behandelnde Ärzte hinzugefügt.

Der FDA lagen 69 Fallberichte zu einer neonatalen EPS oder aber zu Entzugssymptomen nach einer Antipsychotika-Therapie der Mutter im letzten Trimester der Schwangerschaft vor. Die Fälle ließen sich nicht auf bestimmte Gruppen von Neuroleptika einschränken. Es wurden allerdings in keinem Fall Blutproben entnommen, sodass sich Zweifel an einen unmittelbaren Zusammenhang letztlich nicht ausräumen lassen. So hatten in vielen Fällen Schwangere neben Neuroleptika weitere Medikamente eingenommen, die mit Entzugssymptomen assoziiert sind (Antidepressiva, Benzodiazepine; andere Hypnotika, Opioide). Es gab jedoch einzelne Fälle, die eindeutig auf Entzugssymptome nach einer ausschließlichen Antipsychotika-Therapie hinwiesen.

Antipsychotika sind plazentagängig!

Die Informationen für Ärzte enthalten den Hinweis, dass alle Antipsychotika plazentagängig sind. Auch sollten die Patientinnen über die Risiken einer Neuroleptika-Therapie während der Schwangerschaft aufgeklärt werden. Besonderes Augenmerk sollte auf eine mögliche Symptomatik von extrapyramidalen Ereignissen oder Neuroleptika-Entzug bei Neugeborenen gerichtet werden. Einige Neugeborene erholen sich innerhalb kurzer Zeit, andere müssen über längere Zeit stationär behandelt werden. Patientinnen sollten allerdings eine bestehende Therapie nach Bekanntwerden der Schwangerschaft nicht abbrechen und dem behandelnden Arzt jederzeit eigene Bedenken zu allen Therapien während der Schwangerschaft vortragen.


Quelle

www.fda.gov: FDA Drug Safety Communication: Antipsychotic drug labels updated on use during pregnancy and risk of abnormal muscle movements and withdrawal symptoms in newborns, Mitteilung vom 22. Februar 2011.

www.psychiatrie.de/therapien


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2011, Nr. 9, S. 35

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