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Arzneimittel und Therapie
Maserneliminierung bis 2015 als Ziel
Den Vorstellungen der europäischen WHO (WHO-Regionalkomitee für Europa) zufolge sollten Masern in Europa bereits seit 2010 ausgerottet sein. Dieses Ziel wurde bislang nicht erreicht, da die dazu erforderlichen Impfraten nicht erreicht wurden. Ein Grund hierfür ist die Verharmlosung der potenziellen Gefahr, die von einer Masernerkrankung ausgeht. So werden mögliche Komplikationen wie Otitis, Pneumonien, Enzephalitis, die subakute sklerosierende Panenzephalitis oder Todesfälle häufig unterschätzt. Masern sind eine der ansteckendsten Krankheiten überhaupt. Die Ansteckungsfähigkeit beginnt bereits mehrere Tage vor den ersten Symptomen.
Masern – aktuelle STIKO-Empfehlung 2010Standardimpfung mit MMR-Kombinationsimpfstoff
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Ferner wird die Tatsache verkannt, dass keine spezifische Therapie der Masernerkrankung möglich ist.
Eine regionale Eliminierung der Masern ist möglich, wenn 95% und mehr der Bevölkerung immun sind bzw. wenn eine Masern-Inzidenz von weniger als 0,1 Fällen pro 100.000 Einwohner vorliegt. Durch diesen hohen Anteil an Geimpften besteht auch ein Herdenschutz für Säuglinge, die aufgrund ihres Alters zwar noch nicht geimpft werden können, aber besonders anfällig für Masern-assoziierte Komplikationen sind. Die Herdenimmunität in Deutschland ist allerdings nicht ausreichend, um eine Ausbreitung der Masern zu verhindern.
Nationaler ImpfplanIm Hinblick auf Erkrankungen, die durch Impfungen verhindert werden können, verfolgt die Bundesrepublik dieselben Ziele wie die WHO und EU. Hierzu gehören die Masernelimination, die Ausrottung der Röteln und des kongenitalen Rötelnsyndroms, die Polioeradikation und die Erhöhung der Influenza-Impfquoten. Einzelne Bundesländer haben landesspezifische Impfziele definiert. Der Entwurf eines nationalen Impfplans, der bei der 2. Nationalen Impfkonferenz 2011 in Stuttgart vorgestellt wurde, soll bei der Verwirklichung gemeinsamer Impfziele helfen. Der nationale Impfplan muss mit den Bundesländern, den Bundesbehörden (Robert Koch-Institut und Paul-Ehrlich-Institut) sowie weiteren Fachgremien wie der STIKO abgestimmt werden. Der Plan beschreibt unter anderem die Entwicklung und Zulassung von Impfstoffen, Impfempfehlungen, die Rolle der STIKO, die Umsetzung von Impfstrategien, Aufklärung und Fortbildung, Impfschäden und die Überwachung von Impfprogrammen. Der erste Entwurf soll in der Gesundheitsministerkonferenz abgestimmt und im Sommer veröffentlicht werden. |
Eradikation von Masern und Röteln
Weltweit beträgt die Masernimpfquote 83%; einige Gebiete wie Nord- und Südamerika sind bereits seit 2002 masernfrei. Die Zahl der Todesfälle aufgrund einer Masernerkrankung fiel zwischen 2000 und 2008 von 733.000 auf 164.000. In Deutschland ist das Ziel, die Masern zu eliminieren, derzeit noch nicht erreicht, wenn auch die Impfraten während der letzten zehn Jahre angestiegen sind. Schuleingangsuntersuchungen in Deutschland haben gezeigt, dass die Impfquote der zweimaligen Impfung gegen Masern deutlich gestiegen ist. So lag 2010 die Quote für die erste Impfung bei 96%, für die zweite Impfung aber nur bei 89%. Die Impfraten sind in den neuen Bundesländern deutlich höher als in den alten Bundesländern. Kommt es zu Masernausbrüchen, wie etwa 2006, so sind vorwiegend Bewohner der alten Bundesländer betroffen. Mit den Masern sollen auch die Röteln ausgerottet werden, das heißt, auch hier wird eine Impfquote von mehr als 95% und eine Senkung der Inzidenz eines kongenitalen Röteln-Syndroms auf weniger als ein Fall pro 100.000 Geburten angestrebt. Wichtige Strategien hierzu sind ergänzende Impfaktivitäten (z. B. Beratung in Schulen, Röteln-Impfung bei Frauen im gebärfähigen Alter), Überzeugungsarbeit, Aufklärung, Impfkampagnen und eine verbesserte Kommunikation. Bündelt man diese Maßnahmen, so können folgende Ziele der WHO in absehbarer Zeit erreicht werden:
Absenken der Inzidenz von Masern und Röteln auf 1 Fall pro 1 Million Einwohner pro Jahr.
Erreichen und Aufrechterhalten einer Impfquote von mindesten 95% mit zwei Masern-Röteln-Impfdosen.
Durchführung einer laborgestützten Surveillance mit einem Anteil von mindestens 80% laborbestätigter Erkrankungen unter den gemeldeten Masern/Rötelnfällen, da bei sinkender Inzidenz die Spezifität einer klinischen Diagnose abnimmt.
Quelle
Prof. Dr. Reinhard Burger, Berlin; Dr. Ole Wichmann, Berlin: 2. Nationale Impfkonferenz "Impfen. Wirklichkeit und Vision" Stuttgart, 8. und 9. Februar 2011.
Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
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