Arzneimittel und Therapie

Escitalopram verringert Hitzewallungen in der Menopause

Die Einnahme des selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmers Escitalopram führt bei Frauen in den Wechseljahren zu einer deutlichen Reduktion der Hitzewallungen. Dieses Ergebnis ist unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit der betroffenen Frau.
Die Therapie mit Escitalopram führte zu einer raschen Reduktion postmenopausaler Hitzewallungen. Wie der Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer die Hitzewallungen lindert, ist unklar. Da die Wirkung innerhalb der ersten Woche eintritt, scheint es nicht derselbe Mechanismus wie bei der antidepressiven Therapie zu sein. Foto: ABDA

Seitdem Hormonersatztherapien nur noch sehr restriktiv verordnet werden, ist man auf der Suche nach wirksamen Mitteln zur Linderung von Hitzewallungen in der Menopause. Mögliche Kandidaten sind selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer, deren Wirksamkeit aber unterschiedlich beurteilt wird. So zeigt etwa eine gepoolte Analyse aus sieben Studien eine Reduktion der Hitzewallungen zwischen 3% und 41% im Vergleich mit einer Placebo-Therapie. Um zu einem konkreteren Ergebnis zu gelangen und das Ansprechen unterschiedlicher Ethnien auf eine antidepressive Therapie beurteilen zu können, wurde in den USA eine multizentrische Studie mit Angehörigen verschiedener Herkunft durchgeführt. Dies vor dem Hintergrund, dass Afroamerikanerinnen stärker unter Hitzewallungen leiden als weiße Amerikanerinnen.

Multizentrische Studie

An der multizentrischen, randomisierten, placebo-kontrollierten, doppelblinden Studie nahmen 205 Frauen, darunter knapp die Hälfte Afroamerikanerinnen teil. Ihr durchschnittliches Alter lag bei 54 Jahren. Alle Frauen klagten unter starken postmenopausalen Hitzewallungen (mindestens 28 Hitzewallungen oder Episoden von Nachtschweiß wöchentlich oder störende Episoden von Nachtschweiß und/oder Hitzewallungen während vier oder mehr Tagen pro Woche) und wiesen ansonsten einen guten Allgemeinzustand auf. Frauen mit schweren depressiven Erkrankungen oder Psychosen waren von der Studie ausgeschlossen. Die Teilnehmerinnen wurden zwei Gruppen zugeordnet und erhielten eine der folgenden Therapien:

  • Kontrollgruppe: Placebo-Therapie während 8 Wochen

  • Verum-Gruppe: täglich 10 mg Escitalopram während acht Wochen; falls nach vier Wochen keine Reduktion der Hitzewallungen um 50% erreicht wurde, erfolgte eine Dosiserhöhung auf täglich 20 mg Escitalopram für weitere vier Wochen.

Der primäre Studienendpunkt umfasste Häufigkeit und Intensität der Hitzewallung nach vier und nach acht Wochen. Der sekundäre Studienendpunkt beschrieb die Häufigkeit von Hitzewallungen und die klinische Besserung (definiert als Rückgang der Hitzewallungen um mindestens 50%). Bei 70% der Frauen in der Verum-Gruppe und bei 51% in der Placebo-Gruppe wurde die Dosis nach vier Wochen erhöht.

Besserung unter der antidepressiven Therapie

Die Auswertung der Daten mithilfe einer Intention-to-treat-Analyse ergab folgende Ergebnisse:

  • Im Vergleich zur Placebo-Therapie führte die Einnahme von Escitalopram zu einem stärkeren Rückgang der Hitzewallungen und zu einer Abschwächung ihrer Intensität. So sank unter Therapie mit dem selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer die Zahl der Hitzewallungen von im Mittel 9,78 pro Tag vor Therapiebeginn auf 5,26 pro Tag zu Studienende nach acht Wochen. Unter der Placebo-Therapie wurde ein Rückgang auf 6,43 Episoden verzeichnet. Das entspricht einem Rückgang der Beschwerden um 47% unter Escitalopram vs. 33% unter Placebo.

  • Über eine klinische Verbesserung (Rückgang der Hitzewallungen um mindestens die Hälfte) nach acht Wochen berichteten 55% der Frauen der Escitalopram-Gruppe (vs. 36% in der Placebo-Gruppe). Bei 19% der Verum-Gruppe (vs. 9% unter Placebo) wurde eine Reduktion um mindestens 75% erzielt.

  • Die Wirksamkeit war unabhängig von der Dauer der Menopause, der ethnischen Zugehörigkeit oder dem Vorliegen einer Depression.

  • Nach Absetzen der Escitalopram-Therapie nahmen die Beschwerden wieder signifikant zu. Bis zur elften Woche, also innerhalb von drei Wochen nach Studienende, stieg die Zahl der Hitzwallungen um im Mittel 1,83 auf 7,18 pro Tag an. Bei den Frauen, die ein Placebo erhalten hatten, lag die Zunahme bei 0,24 pro Tag.

  • In der Escitalopram-Gruppe war die Therapiezufriedenheit ausgeprägter als in der Placebo-Gruppe.

  • Beide Medikationen wurden ähnlich gut vertragen. Neun Frauen der Verum- und zwei der Placebo-Gruppe brachen die Therapie aufgrund unerwünschter Effekte ab. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen waren Schwindel, Benommenheit, lebhafte Träume, Übelkeit und vermehrtes Schwitzen.

Die Therapie mit Escitalopram führte zu einer raschen Reduktion postmenopausaler Hitzewallungen. Wie der Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer die Hitzewallungen lindert, ist unklar. Da der Erfolg innerhalb der ersten Woche eintrat, scheint es nicht derselbe Wirkmechanismus wie bei der antidepressiven Therapie zu sein. Welche Rolle Serotonin-Rezeptoren bei dem Zustandekommen von Hitzewallungen spielen, ist derzeit noch nicht bekannt.


Quelle

Freeman E., et al.: Efficacy of escitalopram for hot flashes in healthy menopausal women. JAMA 305, 267 – 274 (2011).


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr



DAZ 2011, Nr. 7, S. 42

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.