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Neue Apothekenbetriebsordnung sensibel justieren

DAVOS (du). In ihrer Eröffnungsrede zum Pharmacon Davos 2011, der 41. internationalen Fortbildungswoche der Bundesapothekerkammer, beklagte die BAK-Präsidentin Erika Fink erneut die massiven Belastungen durch die Kostendämpfungsgesetze der schwarz-gelben Regierung. Die wirtschaftliche Situation der Apotheker sei insbesondere aufgrund der Auswirkungen des AMNOG angespannt, der Spielraum für erforderliche wirtschaftliche Investitionen eingeengt. Deshalb mahnte Fink bei der anstehenden Novellierung der Apothekenbetriebsordnung Augenmaß an. Sorge bereitet ihr vor allem, dass an die Rezeptur in der Apotheke die gleichen Anforderungen gestellt werden könnten wie an pharmazeutische Unternehmen.
Erika Fink, Die Präsidentin der Bundesapothekerkammer, sieht in der anstehenden Novellierung der Apothekenbetriebsordnung Sprengstoff und will sich für eine "sensible Justierung" einsetzen. Foto: ABDA

Fink machte deutlich, dass die Hoffnungen, die gerade von Apothekern in die christlich-sozial/liberale Bundesregierung gesetzt worden sind, enttäuscht worden sind. Nur wenige hätten sich vorstellen können, dass in einem Jahr gleich drei Gesetze zur Kostendämpfung auf den Weg gebracht werden: das GKV-Änderungsgesetz, das GKV-Finanzierungsgesetz und das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG). Vor allem das AMNOG belaste die Apotheken massiv, sowohl durch Mehrarbeit als auch finanziell. Einmal mehr müssten Apotheker den Patienten immer unverständlicher werdende neue gesetzliche Regelungen wie die Packungsgrößenverordnung erklären.

Klare Regelungen und eine adäquate Entlohnung

Im Koalitionsvertrag hatten CDU/CSU und FDP noch betont, dass die flächendeckende und sichere Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln für sie hohe Priorität habe und die freiberuflichen Apothekerinnen und Apotheker dabei eine zentrale und wichtige Rolle spielen. Die Zusage, für diese Aufgabe für eine adäquate Entlohnung zu sorgen, würde allerdings gerne vergessen, so Fink. Arzneimittel würden nur als Kostenfaktor gesehen. Es sei keine Rede davon, dass Arzneimittel der Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten dienen, durch die Krankenhausaufenthalte verhindert und andere teure Therapien reduziert werden, von einer Verbesserung der Lebensqualität ganz zu schweigen. Weil Arzneimittel jedoch risikobehaftet sind, gehören sie in die Hand des Apothekers, so Fink. Dabei bestehe insbesondere Handlungsbedarf bei der Betreuung von multimorbiden und alten Patienten. Fink begrüßte es, dass der deutsche Verordnungsgeber im Gegensatz zu einigen anderen europäischen Ländern an der Apothekenpflicht für OTC-Arzneimittel bislang noch festhält. Sie hält dies aus Gründen der Arzneimittelsicherheit für zwingend erforderlich.

Von der Politik wünscht sich Fink klare handhabbare Regelungen, die den Apothekern die Arbeit ermöglichen, für die sie ausgebildet sind und für die sie sich ständig fortbilden. Apotheker sind Arzneimittelfachleute, die für Patientinnen und Patienten da sein wollen. Sie wollen nicht als Erfüllungsgehilfen für sozialrechtliche Regelungen zum Wohl der Krankenkassen missbraucht werden.

Augenmaß bei Anforderungen zur Rezeptur gefordert

Sorge bereitet Fink die anstehende Novellierung der Apothekenbetriebsordnung. Ein 2010 bekannt gewordener, inoffizieller und inzwischen zurückgezogener Referentenentwurf habe eine Grundrichtung erkennen lassen, die sich sicher auch im zu erwartenden offiziellen Referentenentwurf wieder finden lassen werde: Qualitätssicherung und Qualitätsverbesserung. Fink begrüßt dies ausdrücklich, mahnt aber Augenmaß bei der Umsetzung an, so vor allem bei den Anforderungen zur Herstellung von Rezepturen in der Apotheke. Gleiche Anforderungen wie an pharmazeutische Unternehmer lehnte Fink ebenso ab wie eine Verpflichtung zur Zwangsberatung von Patientinnen und Patienten. Man setze sich mit Nachdruck beim Bundesministerium für Gesundheit dafür ein, dass die neue Apothekenbetriebsordnung entsprechend sensibel justiert wird. Mit den Worten "Fachwissen, pharmazeutische Kompetenz, Empathie, Kommunikationsfähigkeit und Erarbeiten von Problemlösungen, das sind unsere Stärken, für die es sich einzusetzen lohnt", eröffnete Fink die 41. Fortbildungswoche der Bundesapothekerkammer in Davos, in deren Mittelpunkt die Therapie endokrinologischer Erkrankungen steht.



DAZ 2011, Nr. 6, S. 36

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