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Erythropoietin hemmt das Immunsystem

Erythropoietin wird derzeit bei Dialysepatienten mit einer Anämie eingesetzt. Nun haben Wissenschaftler herausgefunden, dass das Glycoprotein-Hormon auch immunsupprimierende Eigenschaften besitzt.

Der stimulierende Effekt des Erythropoietins auf die Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen ist negativ durch den missbräuchlichen Einsatz im Sport weltweit bekannt geworden. Positiv ist, dass niereninsuffiziente Patienten, die ein Problem mit der Bildung roter Blutkörperchen haben, beim Vorliegen einer Anämie während der Dialyse zusätzlich mit dem Hormon versorgt werden können. Forscher der Universität Innsbruck haben nun einen neuen Effekt von Erythropoietin herausgefunden: Es supprimiert das Immunsystem des Menschen. Der Rezeptor für Erythropoietin befindet sich sowohl auf den Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen als auch auf den Zellen des Immunsystems. Bisher war die Funktion dieser Rezeptoren jedoch unbekannt. Vorangegangene Studien hatten einen inhibitorischen Effekt auf die Bildung pro-inflammatorischer Gene gezeigt, so dass die Forschergruppe um Dr. Günter Weiss Experimente an Mausmodellen durchführte, um die genaue Wirkweise zu verstehen. Das erste Modell beinhaltete eine systemische Infektion der Tiere mit Salmonellen. Im Versuch fiel auf, dass Tiere, die mit Erythropoietin behandelt wurden, weniger Überlebenschancen besaßen als Tiere ohne Behandlung. Die Studienautoren schlossen daraus, dass Erythropoietin das Immunsystem beeinträchtigte, so dass dieses schlechter gegen die systemische Infektion vorgehen konnte. Im zweiten Modell untersuchten die Wissenschaftler Mäuse, die unter einer künstlich hervorgerufenen Entzündung der Darmschleimhaut litten. Die Tiere mit Colitis profitierten von einer Erythropoietin-Gabe. So beeinflusst Erythropoietin die Produktion des Transkriptionsfaktors NF-κB, der an der Entstehung von Entzündungen beteiligt ist, und zusätzlich die Expression von Cytokinen wie den Tumornekrosefaktor α. Die Forscher sehen in ihren Ergebnissen die Bestätigung, dass Erythropoietin einen immunsupprimierenden Effekt aufweist und im Zusammenhang mit B-Zell-gesteuerten Entzündungsprozessen eingesetzt werden kann.

sk


Quelle: www.eurekalert, Meldung vom 20.1.2011



DAZ 2011, Nr. 6, S. 8

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