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Aus Kammern und Verbänden
Onkologische Versorgung nicht nur wirtschaftlich betrachten
Zum 19. Mal trafen sich vom 28. bis 30. Januar 2011 Angehörige onkologischer Berufsgruppen zur Fortbildung und zum Erfahrungsaustausch im Harburger Kongress-Hotel Lindtner. Das breit gefächerte Programm umfasste rund 70 Veranstaltungen, darunter zahlreiche Workshops, Zertifikatskurse, zwei Satelliten-Symposien, Posterpräsentationen und eine begleitende Industrieausstellung. Diese Mischung ermöglichte eine aktuelle, praxisnahe Information und den Dialog zwischen den einzelnen Berufsgruppen.
Als Repräsentantin der Apothekerkammer Hamburg hob Prof. Dr. Dorothee Dartsch die Bedeutung der onkologischen Versorgung hervor, die nicht nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet werden dürfe. Der einseitigen Darstellung direkter Kosten müssten auch die indirekten Kosten gegenübergestellt werden, um den Wert einer Therapie beurteilen zu können. Hierfür seien allerdings noch mehr validen Daten erforderlich. Dasselbe gelte auch für die Beurteilung der Arzneimittelsicherheit, die derzeit erst ansatzweise möglich ist.
In seinen einleitenden Worten wies Klaus Meier, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Onkologische Pharmazie (DGOP), auf die wichtigste Aufgabe der onkologischen Pharmazie – die Versorgung und Unterstützung des Krebspatienten – hin und leitete damit in den ersten Teil der Tagung über, der sich mit gesellschaftlichen und politischen Aspekten der onkologischen Versorgung befasste. Nach einem historischen Überblick über die Entwicklung zytostatischer Therapien durch Prof. Dr. Mathias Freund, Rostock, befasste sich Dr. Harald Terpe, Bündnis 90/Die Grünen, mit dem Problem, ethische Grundlagen, Leistungsansprüche und begrenzte Ressourcen miteinander zu verbinden. Die Frage, ob medizinischer Fortschritt immer mit erhöhten Kosten einhergeht, ist nur durch einen Vergleich direkter und indirekter Kosten zu beantworten. Diese Forderung wurde unter anderem auch beim interaktiven berufspolitischen Forum "Qualität und Wirtschaftlichkeit der onkologischen Arzneimittelversorgung" erhoben, an dem neben Repräsentanten der Berufsverbände auch Vertreter der Politik und Krankenkassen sowie der Deutschen Krebsgesellschaft teilnahmen.
Keine Zentralisierung, mehr Multiprofessionalität
Im Mittelpunkt dieser Diskussion standen Fragen der Zentralisierung, der Ausschreibung sowie der Qualitätssicherung. Ferner wurde die Rolle des Apothekers bei der Versorgung onkologischer Patienten beleuchtet. Alle Teilnehmer des berufspolitischen Forums befürworteten eine ortsnahe Netzwerkbildung und eine multiprofessionelle Zusammenarbeit aller onkologisch tätigen Berufsgruppen. Die Bildung von Netzwerken setzt eine dezentralisierte, wohnortnahe Versorgung des Patienten voraus. Eine Zentralisierung steht dem entgegen und würde eine Oligo- oder Monopolbildung begünstigen. Dasselbe gilt für Ausschreibungen, die von den Diskutanten mehrheitlich abgelehnt wurden, da bei einer rein preisorientierten Entscheidung Qualitätseinbußen zu befürchten sind. Einigkeit in der Diskussionsrunde herrschte auch über die zukünftige Rolle des Pharmazeuten, der verstärkt im onkologischen Team mitarbeiten soll. Künftige Diskussionspunkte hierzu sind etwa, welche Qualifikationen dazu erforderlich sind (z. B. Fachapotheker, Nachweis bestimmter Qualitätsstandards) und ob sich die pharmazeutische Versorgung auch in einer entsprechenden Vergütung niederschlagen könnte.
Breites Spektrum onkologisch-pharmazeutischer Themen
Zwei weitere Schwerpunkte der Tagung befassten sich mit der oralen Zytostatikatherapie und den Gesprächen mit Tumorpatienten. Die Bedeutung eines Gesprächs wird häufig unterschätzt und einfache Regeln der Kommunikation und der emphatischen Gesprächsführung sind oftmals nicht bekannt. In seinem Exkurs über das ärztliche Handeln angesichts von Grenzen wurde diese Problematik von Prof. Dr. Matthias Volkenandt, München, dargestellt und anhand praxisnaher Dialoge verdeutlicht.
Beim internationalen Symposium zur oralen Zytostatikatherapie wurde unter anderem das DGOP-Projekt "Orale Zytostatika – sicher und effektiv" vorgestellt.
Ein Symposium der NOGGO (Nord-Ostdeutsche Gesellschaft für Gynäkologische Onkologie) zum schwierigen Gespräch befasste sich mit der Aufklärung älterer Patienten oder von Patienten mit Migrationshintergrund.
Weitere Vorträge befassten sich mit neuen Therapien und Entwicklungen, der Verbesserung ambulanter onkologischer Therapien, der Behandlung geriatrischer Patienten sowie Fragen der Arzneimittelsicherheit und der Problematik von Wechselwirkungen.
Der eintägige PTA-Kongress spiegelte ebenfalls das ganze Spektrum der onkologischen Pharmazie und Betreuung tumorkranker Patienten wider und erstreckte sich über Supportivmaßnahmen, Fragen der Arbeitstechnik, der Behandlung spezieller Tumorerkrankungen bis hin zur Musiktherapie.
pj
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