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Arzneimittel und Therapie
Odontoblasten helfen dem Gebiss bei der Kariesabwehr
Odontoblasten sitzen am Rand des Zahnmarks direkt an der Grenze zur Zahnbeinschicht. Sie sind mit freien Nervenenden verbunden und daher mitverantwortlich für die Schmerzempfindlichkeit der Zähne. Ihre Hauptaufgabe ist die Bildung von Dentin (Substantia eburnea). Das gelbliche Dentin besteht zu etwa 70% aus Calciumhydroxylapatit, zu 20% aus organischen Bestandteilen (vorwiegend Kollagen) und Wasser. Die knochenähnliche Substanz kann lebenslang durch Biomineralisation neu gebildet werden. Sie umschließt das Zahnmark, in dem sich Blutgefäße, Nerven und Bindegewebe befinden, und schützt es damit sowohl vor mechanischen als auch vor chemischen oder mikrobiellen Schäden.
Vielfältiger Schutz vor bakteriellen Infektionen
Die Schutzfunktion der Dentin-produzierenden Odontoblasten scheint jedoch noch weit darüber hinauszugehen. US-amerikanische Wissenschaftler untersuchten jetzt 32 frisch gezogene Zähne, von denen die eine Hälfte gesund und die andere Hälfte von Karies befallen war. Der Vergleich zeigte, dass die Abwehrreaktion gegen bakterielle Infektionen offensichtlich mit einer Immunreaktion des mit Karies befallenen Zahnes beginnt: Zunächst identifizieren die Odontoblasten die Karieserreger. Dann veranlassen die Zellen die Produktion von sogenannten Defensinen, antimikrobiellen Peptiden, um direkt gegen die Infektion vorzugehen. Außerdem beginnen sie mit der Ausschüttung von Botenstoffen, um Leukozyten zu den befallenen Stellen zu lotsen. Zudem werden durch spezielle Proteine wie Interleukine Entzündungsprozesse eingeleitet.
Diese Prozesse sind insgesamt sehr effektiv bei der Bekämpfung von bakteriellen Karieserregern. Es besteht allerdings die Gefahr, dass derartige Entzündungsprozesse auch außer Kontrolle geraten können und das Zahnmark erheblich geschädigt wird. Doch auch in einem solchen Fall sind Odontoblasten offensichtlich aktiv. Sie produzieren nicht nur Substanzen, die eine Entzündung fördern, sondern auch Proteine, die den Entzündungsprozess später wieder eindämmen. Vor allem dieser Befund ist möglicherweise wichtig für künftige Zahnbehandlungen, vermuten die Autoren der Studie, die davon ausgehen, dass sie einen Ansatzpunkt gefunden haben, irreversible Schäden durch Entzündungen im Zahn zu verhindern.
Quelle
Horst, O.V.; et al.: Caries Induced Cytokine Network in the Odontoblast Layer of Human Teeth. BMC Immunology 2011, 12:9 doi:10.1186/1471-2172-12-9, vom 24. Januar 2011.
Dr. Hans-Peter Hanssen
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