- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 46/2011
- Welche Mikronährstoffe ...
Fortbildung
Welche Mikronährstoffe sind wirklich sinnvoll?
Bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises sollte neben allen medikamentösen Strategien auch immer eine Gewichtsreduktion im Auge behalten werden, so Gröber. Übergewicht führt zu einer starken Belastung der Gelenke, vor allem Knie- und Hüftgelenk sind dankbar für jedes Gramm Körpergewicht weniger. Die üblicherweise eingesetzten Analgetika bekämpfen nicht die eigentliche Erkrankung, sondern nur das Symptom Schmerz. Dagegen können mit Glucosamin sulfat sowohl symptommodifizierende als auch krankheitsmodifizierende Wirkungen erreicht werden, betonte Gröber. Glucosaminsulfat stimuliert anabole Prozesse: so steigert es die Protean gkykansynthese an humanen Chondrozyten, es werden vermehrt Prolin und Sulfat in die Knorpelmatrix eingebaut und die Wasserbindungskapazität im Knorpel wird erhöht. Glucosaminsulfat hemmt aber auch zugleich katabole Vorgänge im Knorpel. Dazu gehören eine Hemmung der Peroxidbildung, die Aktivitätsminderung lysosomaler Enzyme sowie von Kollagenase und Phospholipase A.
In klinischen Studien war Glucos aminsulfat im Vergleich zu Placebo wirksamer und im Vergleich zu NSAIDs häufig genauso wirksam. Die chemisch-physikalischen Eigenschaften ermöglichen bei systemischer Applikation von Glucosaminsulfat eine schnelle Verteilung im Körper mit Tropismus zum Gelenkknorpel.
Als positiv hob Gröber hervor, dass Glucosaminsulfat einen relativ schnellen Wirkungsbeginn nach etwa zwei Wochen zeigt. Zudem kann die therapeutische Wirkung nach Beendigung einer zwölfwöchigen Standardtherapie bis zu acht Wochen anhalten.
Es zeigte sich, dass Glucosaminsulfat genauso gut vertragen wird wie Placebo und deutlich besser als NSAIDs. Nach Ansicht von Gröber hat sich die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von Glucosaminsulfat in der umfangreichen Anwendung in der klinischen Praxis bewährt. Gröber empfiehlt bei Arthrose mindestens 1000 g Glucosaminsulfat pro Tag über mindestens sechs Wochen einzunehmen. Danach muss entschieden werden, ob der Patient davon profitiert oder nicht.
Gröber wies darauf hin, dass Deutschland ein Vitamin-D-Mangelland sei, weil in unseren Breiten nur tagsüber im Sommer ein UV-Index über 3 erreicht werden kann, der die körpereigene Synthese ermöglicht. Von Oktober bis Mai sei keine Vitamin-D-Synthese möglich. Mehr als 90% der Deutschen haben Blutspiegel unter 75 nmol/l, damit einen zu geringen Vitamin-D-Spiegel. Da fast allen Organen Vitamin-D-Rezeptoren besitzen, kann ein Mangel viele Folgen haben. So steige die Häufigkeit von Herzinfarkten und Schlaganfällen sowie das Risiko für Krebs. Eine Zufuhr von bis zu 50 µg (2000 I.E.) täglich sieht Gröber beim gesunden Erwachsenen dauerhaft als unbedenklich an. Ebenso wie beim Vitamin D klaffe in Deutschland auch ein Lücke zwischen Calciumbedarf und Calciumstatus. Gesunde Knochen brauchen aber Calcium und Vitamin D. Eine adäquate Vitamin-D-Aufnahme ist Voraussetzung für eine optimale Calciumverwertung. Daneben kann eine Calciumaufnahme gefördert werden durch Milchzucker, Zitronensäure z. B. Zitrusfrüchte und damit angesäuerte Fruchtsäfte sowie durch basenbildende Lebensmittel. Als Faktoren, die die Calciumausscheidung beeinflussen können, nannte Gröber den Säureüberschuss in der Ernährung durch unsere "Wohlstandskost" sowie den zu geringen Verzehr pflanzlicher Lebensmittel. In den Fachinformationen der Osteoporosetherapeutika wird eine Calciumsupplementation oder zumindest eine ausreichende Calciumzufuhr empfohlen, ebenso wird zu einer Calciumreichen Ernährung aufgefordert (1200 bis 1500 mg pro Tag). In Deutschland nehmen Frauen über 51 Jahre aber im Durchschnitt nur etwa 800 bis 900 mg pro Tag auf. Gröbers Tipp: auch beim Trinken darauf achten, dass Calcium-reiche Mineralwässer ausgewählt werden. Nicht unterschätzt werden darf, dass gerade bei Älteren die Fähigkeit abnimmt, Calcium zu resorbieren. Daher sollten 500 mg Calcium in ca. 750 ml Wasser aufgelöst und verteilt über den ganzen Tag portionsweise zwischen den Mahlzeiten getrunken werden. So werde mehr resorbiert und die Verträglichkeit verbessert.
ck
DAZ 2011, Nr. 46, S. 89
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.