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Arzneimittel und Therapie
Neuer DDP-4-Inhibitor Linagliptin
Seit dem 1. Oktober ist beim ABDATA Pharma-Daten-Service das Antidiabetikum Lina gliptin (Trajenta® 5 mg Filmtabletten, Boehringer Ingelheim/Lilly) als Neueinführung gemeldet.
Linagliptin ist nach Sitagliptin (Januvia®), Vildagliptin (Galvus®, Jalra®) und Saxa gliptin (Onglyza®) der vierte DPP-4- (Dipeptidyl-Peptidase-4-)Inhibitor, der zugelassen wurde. Es ist bei erwachsenen Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus zur Verbesserung der Blutzuckerkon trolle indiziert, und zwar sowohl als Monotherapeutikum als auch für die Zweifachtherapie in Kombination mit Metformin sowie zur Dreifachtherapie in Kombination mit einem Sulfonylharnstoff und Metformin.
Erhöht Spiegel der Inkretinhormone
DPP-4-Inhibitoren hemmen den Abbau des Glucagon-like-Peptid 1 (GLP1) und steigern damit dessen Aktivität. Das Hormon GLP1 wird nach oraler Glucoseaufnahme ausgeschüttet. Es stimuliert glucoseabhängig die Insulinfreisetzung, hemmt die postprandiale Glucagonsekretion und verzögert die Nährstoffabsorption vom Darm in den Blutkreislauf. GLP1 wird im Körper innerhalb von wenigen Minuten durch das Enzym Dipeptidyl-Peptidase 4 (DPP 4) inaktiviert. Gliptine blockieren dieses und erhöhen damit den Spiegel von GLP1. Sie wirken damit bedarfsgerecht nur dann, wenn GLP1 nach einer Kohlenhydrat aufnahme auch ausgeschüttet wird. Bei Typ-2-Diabetikern mit Hyperglykämie führen diese Veränderungen der Insulin- und Glucagonspiegel zu einer Reduktion von Hämoglobin A1c (HbA1c) und zu erniedrigten Nüchtern- und postprandialen Blutzucker werten.
Linagliptin wirkt als Dipeptidyl-Peptidase-4-(DPP-4-)Inhibitor. Der neue Wirkstoff bindet reversibel an das DPP-4-Enzym und hemmt es, verhindert so den Abbau der Inkretine durch DPP 4 und erhöht deren Plasmakonzentration. Dadurch steigert Linagliptin indirekt die Insulinfreisetzung und senkt die Glucagonspiegel jeweils glucoseabhängig.
Einmal täglich 5 mg
Linagliptin wird unabhängig von der Nahrung oral in einer Dosis von einmal täglich 5 mg eingenommen. Da der Arzneistoff vor allem unverstoffwechselt über Galle und Darm ausgeschieden wird, muss die Dosis nicht an die Leber- und Nierenfunktion der Patienten angepasst werden.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Linagliptin und Metformin soll die Dosis von Metformin beibehalten werden. Bei Anwendung von Linagliptin in Kombination mit einem Sulfonylharnstoff kann unter Umständen eine niedrigere Dosierung des Sulfonylharnstoffs in Betracht gezogen werden, um das Risiko einer Hypoglykämie zu senken.
Die absolute Bioverfügbarkeit von Linagliptin beträgt etwa 30%. Der Metabolismus spielt im Abbau von Linagliptin eine untergeordnete Rolle. Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln werden daher nicht erwartet.
Linagliptin wird im Stuhl (80%) oder Urin (5%) ausgeschieden. Die renale Clearance im Steady state wird mit ungefähr 70 ml/min angegeben.
Gut verträglich
Wirksamkeit und Sicherheit von Linagliptin wurden in acht doppelblinden, placebokontrollierten Studien bei rund 3800 Pa tienten mit Typ-2-Diabetes nachgewiesen – sowohl bei Monotherapie als auch in Kombi nation mit Metformin, Glimepirid und Pioglitazon. Linagliptin ist gut verträglich; die häufigste Nebenwirkung ist eine Hypoglykämie.
Nebenwirkungen
Die Sicherheit von Linagliptin wurde bei insgesamt 4687 Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus untersucht, von denen 4040 die therapeutische Dosis von 5 mg erhielten. In placebokontrollierten Studien wurden 2566 Patienten mit der therapeutischen Dosis von 5 mg Linagliptin behandelt. Die zusammengefasste Auswertung der placebokontrollierten Studien zeigt, dass die Gesamtinzidenz von unerwünschten Ereignissen bei mit Placebo behandelten Patienten vergleichbar mit der bei Patienten ist, die 5 mg Linagliptin erhielten (54% gegenüber 55%). Die Anzahl der Therapieabbrüche aufgrund von unerwünschten Ereignissen war bei Patienten, die Placebo erhielten, im Vergleich zu Patienten, die 5 mg Linagliptin erhielten, höher (4% gegenüber 2%).
Die häufigste Nebenwirkung war eine Hypoglykämie bei der Dreifachkombination Linagliptin, Metformin und Sulfonylharnstoff (15% gegenüber 8% bei Placebo). In placebokontrollierten Studien trat bei 5% der Patienten unter Linagliptin-Gabe eine Hypoglykämie als Nebenwirkung auf, die bei 87% leicht und bei 13% mäßig war. Keine der Hypoglyk ämien wurde als schwer eingestuft.
Bei der Anwendung von Lina gliptin in Kombination mit einem Sulfonylharnstoff ist daher Vorsicht geboten. Eine Reduktion der Sulfonylharnstoffdosis kann in Betracht gezogen werden.
Steckbrief: LinagliptinHandelsname: Trajenta Hersteller: Boehringer Ingelheim, Ingelheim Einführungsdatum: 1. Oktober 2011 Zusammensetzung: 1 Filmtablette enthält 5 mg Linagliptin. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Mannitol, vorverkleisterte Stärke (Mais), Maisstärke, Copovidon, Magnesiumstearat; Tablettenüberzug: Hypromellose, Titandioxid (E 171), Talkum, Macrogol (6000), Eisen(III)-oxid (E 172). Packungsgrößen, Preise und PZN: 30 Filmtabletten, 64,93 Euro, PZN 9213849; 60 Filmtabletten, 120,23 Euro, PZN 9213855; 100 Filmtabletten, 193,93 Euro, PZN 9213861. Stoffklasse: Antidiabetika, Dipeptidyl-Peptidase-4 (DPP-4)-Inhibitor; ATC-Code: A10BH05. Indikation: Zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 bei erwachsenen Patienten zur Monotherapie oder als Kombinationstherapie mit Metformin und/oder einem Sulfonylharnstoff. Dosierung: 5 mg einmal täglich, zu jeder Tageszeit unabhängig von einer Mahlzeit. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile Nebenwirkungen: Hypoglykämie Wechselwirkungen: Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln werden nicht erwartet. Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen: Da Sulfonylharnstoffe Hypoglykämien verursachen, ist bei der Anwendung von Linagliptin in Kombination mit einem Sulfonylharnstoff Vorsicht geboten. Eine Reduktion der Sulfonylharnstoffdosis kann in Betracht gezogen werden. |
Quelle Fachinformation zu Trajenta®, Stand August 2011.
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