Arzneimittel und Therapie

FDA bezweifelt präventive Wirkung von Fenofibrat

Der Lipidsenker Fenofibrat wird zur Behandlung der primären und sekundären Hyperlipoproteinämie sowie bei Hypercholesterinämie und Hypertriglyzeridämie eingesetzt. Die ACCORD-Studie sollte die zusätzliche Verbesserung einer Simvastatin-Therapie bei Patienten mit Typ-2-Diabetes belegen. Jetzt hat sich die amerikanische Arzneibehörde FDA zu den Studienergebnissen, die bereits vor mehr als drei Jahren Aufsehen erregten, mit einer abschließenden Bewertung geäußert: sie bezweifelt eine präventiven Wirkung des Lipidsenkers.

Durch Fenofibrat werden vor allem der Triglycerid- und der Cholesterinspiegel im Blut vermindert. Der Wirkmechanismus ist nicht genau geklärt. Diskutiert wird eine Aktivierung des PPARα (Peroxisome Proliferator Activated Receptor Type Alpha). Durch die Aktivierung von PPARα wird die Aktivität der Lipoproteinlipase erhöht und die Bildung von Apolipoprotein CIII vermindert. Über diesen Mechanismus steigert Fenofibrat die Lipolyse und Elimination atherogener, triglyceridreicher Partikel aus dem Plasma. Nach den ersten Ergebnissen der ACCORD (Action to Control Cardiovascular Risk in Diabetes)-Studie wurden große Hoffnungen in eine Behandlung mit Fenofibrat und Simvastatin gesetzt, da sie eine wesentliche Reduzierung der kardiovaskulären Ereignisse bei Patienten mit atherogener Dyslipidämie (niedrige HDL- und hohe Triglyceridwerte) zeigte. Das kardiovaskuläre Risiko konnte danach um zusätzliche 31% gemindert werden.

Nutzen der Kombitherapie mit Simvastatin nicht belegt

In der jetzt durchgeführten Neubewertung der randomisierten ACCORD-Studie mit insgesamt 5518 Patienten sollte der Nachweis für eine Verbesserung der Simvastatin-Wirkung bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 durch eine zusätzliche Therapie mit Fenofibrat erbracht werden. 2765 Studienteilnehmer erhielten Simvastatin plus Fenofibrat, 2753 Simvastatin plus Placebo. Primärer Endpunkt waren schwere kardiovaskuläre Ereignisse wie Schlaganfall oder Herzinfarkt. Die Ergebnisse waren jedoch enttäuschend. Nach insgesamt 4,7 Jahren Therapie kam es lediglich zu einer nicht signifikanten Reduktion der kardiovaskulären Ereignisse um 8% gegenüber der Monotherapie mit Simvastatin. Für Frauen wurde sogar eine Erhöhung des Risikos gefunden, während Männer vergleichsweise weniger Herzinfarkte oder Schlaganfälle erlitten. Möglicherweise könnte die Kombinationstherapie allerdings für Patienten mit hohen Triglycerid- und niedrigen HDL-Werten sinnvoll sein wie eine weitere Subguppen- Analyse zeigte.

Bereits im Mai dieses Jahres war auf einer Gutachtertagung der US-amerikanischen Arzneibehörde FDA über die klinische Bedeutung der Studienergebnisse diskutiert worden. Jetzt hat die FDA zu den Ergebnissen Stellung bezogen und in einer abschließenden Bewertung die präventive Wirkung des Lipidsenkers bezweifelt. Der Hersteller Abbott Laboratories wurde aufgefordert, für sein Präparat Trilipix™, das Fenofibrat in einer Formulierung mit verzögerter Freisetzung enthält, eine Folgestudie zur Medikation bei Patienten mit hohen Triglycerid- und niedrigen HDL-Werten vorzulegen. In der Fachinformation werden Ärzte auf die Ergebnisse der ACCORD-Studie hingewiesen und im Medication Guide Patienten gebeten, die Notwendigkeit zur Fortsetzung einer Trilipix™-Therapie mit ihrem Arzt zu besprechen.


Quelle

www.fda.gov: FDA Drug Safety Communication:Review update of Trilipix (fenofibric acid) and the ACCORD Lipid trial, Mitteilung vom 9. November 2011.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2011, Nr. 46, S. 53

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