Selbstmedikation

Ambroxol bei Entzündungsprozessen im Bronchialsystem

Mit dem Schleimlöser Ambroxol werden die Atemwege nicht nur bei einem akuten Erkältungshusten befreit und vor neuen Entzündungen geschützt. Auch COPD-Patienten mit Entzündungsprozessen im Bronchialsystem profitieren insbesondere aufgrund der antiinflammatorischen Wirkung von Ambroxol. Die Deutsche Atemwegsliga und die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin berücksichtigen für beide Anwendungen den Einsatz von Ambroxol in ihren aktuellen Leitlinien.

Weltweit nimmt die Häufigkeit der chronisch obstruktiven Lungenkrankheit, der COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease), zu. Schätzungen zufolge wird die chronische Atemwegserkrankung im Jahre 2020 die dritthäufigste Todesursache sein, wie auf dem Boehringer Ingelheim Hustentag 2011 am 4. Oktober in Hamburg deutlich wurde. In Deutschland leiden darunter derzeit etwa fünf bis zehn Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Bei der COPD führt ein schleichender, entzündlicher Prozess in der Lunge zu einer Schädigung der Bronchien sowie zu einer Verengung der Atemwege. Dies bewirkt letztlich die Zerstörung der Lungenbläschen und eine Einschränkung der Lungenfunktion, was sich in den Symptomen ständiger Husten, vermehrter Auswurf und Luftnot selbst bei geringer Belastung äußert. Der Betroffene ist schließlich nur noch eingeschränkt körperlich belastbar.

Zerstörerische Entzündungsprozesse

Aufgrund einer dauerhaften Entzündung der Atemwege verkrampft die Bronchialmuskulatur (Bronchospasmus), die Schleimhaut in den Bronchien schwillt an (Ödem) und es wird vermehrt Schleim produziert (Hyperkrinie). Hauptauslöser stellt das inhalative Zigarettenrauchen dar, aber auch häufige Atemwegsinfekte können die Entwicklung einer COPD begünstigen. Infolge der ständigen Irritation der Bronchialschleimhaut kommt es zur Einwanderung von neutrophilen Granulozyten und Makrophagen. Diese Phagozyten produzieren wiederum Entzündungsstoffe, die unter anderem durch Anlocken neuer Entzündungszellen den chronischen Krankheitsprozess unterhalten. Vermehrt freigesetzte Proteasen zerstören die Wand der Alveolen, woraus sich ein Lungenemphysem entwickelt. Es treten fibrotische Veränderungen der Bronchialwand mit zunehmender Einengung der Atemwege auf, was eine progressive, nicht vollständig reversible Behinderung des Atemflusses, und zwar vor allem bei der Ausatmung, bedingt. Daraus resultiert ein erhöhtes Restluftvolumen mit einer Abnahme der inspiratorischen Vitalkapazität. Zudem beschleunigt sich kompensatorisch die Atmung (Tachypnoe). Da zunehmend mehr Luft in der Lunge verbleibt, kann der Luftaustausch nur noch in sehr begrenztem Maße stattfinden und es folgt eine Überblähung der Lunge.

Eingriff in den Entzündungsprozess

Um den komplexen Kreislauf aus Schädigung, Entzündung und klinischer Symptomatik zu unterbrechen, ist eine konsequente Nicotinkarenz erforderlich. Außerdem kommen entzündungshemmende Corticosteroide sowie lang- und kurzwirksame Bronchodilatatoren zur Anwendung. Neben der Standardtherapie werden bei COPD-Patienten ergänzend auch Substanzen mit sekretolytischen Eigenschaften wie Ambroxol eingesetzt. Verschiedene Studien zeigen, dass der Wirkstoff unter anderem die Produktion von dünnflüssigem Schleim fördert und den Abtransport von zähem Schleim verstärkt. Dadurch werden bei COPD-Patienten ihre subjektiven Beschwerden signifikant vermindert und sie benötigen weniger Antibiotika und Corticosteroide. Bei kontinuierlicher Ambroxol-Einnahme werden die Erkrankungszeiten kürzer und Exazerbationen deutlich weniger. So können Arbeitsfehltage um bis zu ein Drittel reduziert werden, wie Prof. Dr. med. Jürgen Fischer betonte. Der Pneumologe hob auch hervor, dass COPD-Patienten zudem von den antiinflammatorischen Eigenschaften des Wirkstoffs profitieren. Diese konnten in einer aktuellen Untersuchung an Bronchialepithelzellen belegt werden. Es zeigte sich, dass Ambroxol beim Abbau der Arachidonsäure die Produktion entzündungsfördernder Mediatoren wie das Leukotrien LTB4 hemmen und antientzündliche Prozesse über eine Stimulation entzündungsbeendender Faktoren wie Lipoxin A4 fördern kann.


Apothekerin Gode Meyer-Chlond



DAZ 2011, Nr. 46, S. 71

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