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Treuhand: Apotheken im AMNOG-Würgegriff

QUEDLINBURG (lk). Die wirtschaftliche Situation der Apotheken ist nach aktuellen Zahlen der Treuhand Hannover GmbH "alles andere als erfreulich". Die Apotheken müssen sich nicht nur für dieses Jahr, sondern auch im Jahr 2012 auf weiterhin schwierige Zeiten einstellen: "Die Apotheken befinden sich im Würgegriff von AMNOG & Co.", sagte Ursula Hasan-Boehme, Geschäftsführerin der Treuhand Hannover, in ihrem Vortrag vor dem Quedlinburger Kreis.
Foto: Jürgen R. Draxler
Ursula Hasan-Boehme Geschäftsführung der Treuhand Hannover, konnte den Apothekern bei ihrem Vortrag vor dem Quedlinburger Kreis keine Hoffnungen für das kommende Jahr geben.

Nach aktuellen Treuhand-Daten sinke der durchschnittliche Rohgewinn der Apotheken in den westlichen Bundesländern in diesem Jahr weiter auf 25,7 Prozent nach 26,3 Prozent im Jahr 2010. Ostdeutsche Apotheken könnten im Durchschnitt nur noch einen Rohgewinn von 23,5 Prozent erwarten nach 24,1 Prozent im Vorjahr. Der Apothekenumsatz sei bis Ende August in westdeutschen Apotheken nur noch um ein Prozent gestiegen, in den ostdeutschen Ländern dagegen um 0,1 Prozent gesunken, so HasanBoehme.

Knapp 30 Prozent der Apotheken in Existenznöten

Für eine "typische Apotheke" mit einem Jahresumsatz von 1,2 bis 1,5 Millionen Euro zieht diese Entwicklung existenzbedrohende Einschnitte nach sich. Allein der erhöhte GKV-Abschlag kostet jede Apotheke 5600 Euro. Die Einbußen aufgrund der verschlechterten Einkaufskonditionen schlügen mit nochmals mindestens 6500 Euro zu Buche. Für die "typische Apotheke" sinkt laut Treuhand-Prognose der Rohgewinn im laufenden Jahr sogar auf nur noch 24,8 Prozent. Nach Abzug der Betriebskosten verbleibe nur noch ein Betriebsergebnis vor Steuer von 60.000 Euro nach 75.000 Euro im Vorjahr. "Das ist ein Rückgang von 19,8 Prozent", so Hasan-Boehme. Der "Verfügungsbetrag", also das Nettoeinkommen aus der Apotheke nach Steuern und Altersvorsorge betrag danach nur noch 30.000 Euro für den Apotheker.

Laut Treuhand leben inzwischen 27,9 Prozent der Apotheken mit einem Betriebsergebnis bis zu 49.000 Euro am Rand oder unterhalb der Existenzgrenze. Gut ein Drittel der Apotheken erzielen Betriebsergebnisse zwischen 50.000 und 99.000 Euro. Und nur zehn Prozent erwirtschaften ein Betriebsergebnis über 200.000 Euro.

Trend hängt von Rabattpoker mit Großhandel ab

Im kommenden Jahr wird sich der negative Trend laut Treuhand möglicherweise sogar noch fortsetzen. Das hängt im wesentlichen von der Verhandlungsposition der Apotheken im anstehenden Rabattpoker mit dem Großhandel ab. Zwar prognostiziert die Treuhand für 2012 einen leicht um zwei Prozent steigenden Apothekenumsatz. Für den Rohgewinn sagt die Treuhand in der ungünstigen Variante jedoch eine nochmalige Einbuße von 0,4 Prozentpunkten auf nur noch 24,4 Prozent voraus. Danach würde das Betriebsergebnis für die typische Apotheke von 60.000 auf 56.000 Euro sinken. Für den Inhaber verbliebe in diesem Szenario nur noch ein Unternehmerlohn nach Steuern und Altersvorsorge von 26.000 Euro für ein Jahr Arbeit.

Schonungslose Analyse vornehmen

Als Reaktion auf die verschlechterten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen empfahl Treuhand-Geschäftsführerin Hasan-Boehme vor dem Quedlinburger Kreis eine schonungslose Analyse der Lage jeder Apotheke: "Wo stehe ich?" Die Betriebsprozesse müssten auf noch vorhandene Effizienzreserven abgeklopft werden. Die Konditionen mit dem Großhandel müssten noch härter verhandelt werden. Es sollten Angebote verschiedener Lieferanten eingeholt werden. Gebühren und Rabatt-Ausschlüsse sollten in Frage gestellt werden. Regelmäßig sollten die Großhandelskonditionen von der Apotheke nachverhandelt werden.

In der Umstellungsphase der Großhandelsmargen zum Jahreswechsel sei zu prüfen, ob es ratsam sei, bei Artikeln bis zu 36,80 Euro einen Vorrat anzulegen. Bis zu diesem Preis ist die neue Großhandelsspanne günstiger als die bisherige. Hasan-Boehme warnte jedoch vor zu großer Lagerbildung: "Sie müssen die Ware auch wieder absetzen können". Das Risiko durch Änderungen in Rabattverträgen müsse beachtet werden.



DAZ 2011, Nr. 45, S. 22

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