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Arzneimittel und Therapie
Polystyrol-Mikrosphären regen die Wundheilung an
Die Klärung der Ätiologie chronischer Wunden und die daraus resultierende kausale Therapie stehen im modernen Wundmanagement an erster Stelle. Daran schließt sich die übliche phasen orientierte, moderne Wundtherapie an. Doch nicht jede chronische Wunde lässt sich so abheilen. Mit Polyheal™ steht nun eine Option zur Verfügung "für Patienten, bei denen wir bislang gescheitert sind", so Prof. Dr. Joachim Dissemond, Essen, auf einer von Teva Pharma veranstalteten Pressekonferenz in München. "Das Produkt ist indiziert, wenn trotz ursachenbezogener Behandlung und konventioneller feuchter Wundtherapie die Wundheilung weiterhin stagniert."
Wundheilung angeregt
Polyheal™ ist ein Medizinprodukt mit 5 µm großen, negativ geladenen Polystyrol-Mikrosphären (NPM), die in einer Nährlösung suspendiert sind. Sie scheinen in der Lage, den endogenen Wundheilungsprozess anzustoßen. "NPM kehren den stagnierenden Heilungsprozess chronischer Wunden durch Anregung von Zellproliferation und Zellmigration um", erläuterte Prof. Dr. Dr. Thomas Ruzicka, München. Dabei scheinen die Polystyrol-Kügelchen in alle Prozesse der Wundheilung einzugreifen, wie Dr. Hanna Kaufmann, Israel, erläuterte. In tierexperimentellen Untersuchungen wandern Makrophagen nach Applikation der Suspension in die Wundregion ein. Gefäßneubildung und Kollagensynthese werden angeregt. In-vitro-Experimente zeigen zudem eine Aktivierung der Genexpression in Monozyten, Makrophagen und Fibroblasten sowie einen Anstieg der Konzentrationen von Kollagenen, Zytokinen und Wachstumsfaktoren. Neueste Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Interaktion der Polystyrol-Mikrosphären mit Entzündungszellen die Wundheilung beschleunigt, indem sie verschiedene intrazelluläre Signalwege induzieren, die für die Gewebereparatur notwendig sind, erläuterte Kaufmann.
Bessere Granulationsrate
Auch bei Patienten mit therapieresistenten chronischen Wunden können Polystyrol-Mikrosphären die Entwicklung von gesundem Granulationsgewebe fördern und die Wundoberfläche reduzieren. Dies ist in mehr als 250 Fällen dokumentiert. Durchgeführt wurden insgesamt eine prospektive, randomisierte Doppelblindstudie im Vergleich mit Kochsalz (n = 66), zwei Anwendungsbeobachtungen (n = 24 und n = 43) und eine prospektive Multizenterstudie (n = 24). In der kontrollierten Studie mit vierwöchiger Behandlungsphase und achtwöchigem Follow-up wurde unter Polystyrol-Mikrosphären eine signifikant bessere Granulationsrate erreicht, unabhängig von der Wundgröße. Der primäre Endpunkt (≥ 75% Granulation) wurde zehn Tage früher erreicht. Dieser Unterschied war zwar nicht signifikant, aber klinisch relevant. Die Wundgröße nahm unter Polystyrol-Mikrosphären ebenfalls deutlicher ab (-39% vs. -15%). Auch bei Wunden mit frei liegenden Knochen verbesserte sich die Wundsituation (NPM: 5/7; Kochsalz 0/3). Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse, unerwartete Reaktionen oder systemische Wirkungen wurden nicht beobachtet. In einzelnen Fällen kam es zu einer Hypergranulation, die einen Stopp der Therapie und ein Débridement erforderlich macht. Um dies zu vermeiden, sollte die Behandlung beendet werden, sobald die Wundoberfläche vollständig mit Granulationsgewebe bedeckt ist.
Das Medizinprodukt Polyheal™ (CE-Zertifizierung, Klasse IIB 0482) ist eine sterile fertige Lösung, die direkt aus dem Fläschchen auf die Wunde aufgetragen wird. Die Anwendung erfolgt zweimal täglich, in der Regel über vier Wochen. Das Produkt ist nicht zur Anwendung bei infizierten oder nekrotischen Wunden bestimmt.
Apothekerin Dr. Beate Fessler
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