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BAI: IMS-Health-Studie zu Importarzneien einstellen

BERLIN (ks). Der Bundesverband der Arzneimittel-Importeure e. V. (BAI) fordert den Stopp der mithilfe von Apotheken durchgeführten Import-Studie des Marktforschungsunternehmens IMS Health. Er bezweifelt, dass die Studie, die vergangene Woche für Schlagzeilen sorgte, tatsächlich von Motiven wie der Arzneimittelsicherheit getragen ist. Der BAI beruft sich dabei auf "Originalunterlagen" von IMS, die zeigten, dass es bei der Marktuntersuchung eigentlich darum gehe, Importarzneimittel als unliebsame Konkurrenz im EU-Markt zu behindern.

IMS Health hat bestätigt, dass es derzeit mit Apotheken eine Studie durchführt, über die noch bis Juni 2012 detaillierte Informationen zur Abgabe bestimmter Importarzneimittel abgefragt werden. Bei dieser Erhebung sollen Apotheken insbesondere Angaben zu den Herkunftsländern der Medikamente machen, jede einzelne Packung unter Einschluss der Chargennummern sowie des Namens und der Adresse des jeweiligen Importeurs fotografieren, auf einen Speicherstick laden und diesen samt schriftlicher Dokumentation monatlich an IMS zurücksenden. Das Unternehmen zahlt jeder teilnehmenden Apotheke Honorare, deren Höhe sich nach der Anzahl der abgegebenen und dokumentierten Packungen der jeweiligen Arzneimittel bemisst.

Letzte Woche aufgekommene Vorwürfe, mit der Studie werde Industrie-Spionage betrieben, wies IMS Health zurück. Ziel der Untersuchungen sei, festzustellen, welche Warenmenge ein Land zur ausreichenden Versorgung der Bevölkerung benötige. Es gehe um Produktionsplanung und die Aufrechterhaltung einer störungsfreien Arzneimittelversorgung. Zudem seien die beauftragenden Pharmaunternehmen an der Aufdeckung von Arzneimittelfälschungen interessiert (siehe hierzu auch AZ Nr. 35, 2011, S. 2).

BAI: Importabwehr als Ziel

Der BAI-Vorstandsvorsitzende und EurimPharm-Geschäftsführer, Andreas Mohringer, sieht in der Studie allerdings eine ganz andere Zielsetzung: Nämlich "den freien EU-Warenverkehr und Wettbewerb zulasten der deutschen Anbieter preisgünstigerer Importarzneimittel zu behindern". Der BAI verweist darauf, dass IMS bereits 2010 unter der Überschrift "Neue Geschäftsmodelle für die Pharmaindustrie" und dem Untertitel "effektive & effiziente Pharmadistribution" eine an die Pharmakonzerne gerichtete Studie präsentiert habe. Hierin habe man den Originalherstellern erklärt, "dass signifikante Marktanteile mit Binnenumsätzen der deutschen Tochtergesellschaften global agierender Pharmaunternehmen lokal verloren gehen". Konstatiert habe man zudem, "… dass pharmazeutische Unternehmen den Warenfluss steuern wollen, u. a. für die Parallelimport-Abwehr". Im März 2011 habe IMS sein Angebot laut BAI wiederholt. Unter anderem mit der Aussage: "So lassen sich vonseiten des Konzerns entsprechende unternehmenspolitische Maßnahmen ableiten, die eine geringere Zufuhr von Waren in dieses Land vorsehen." Überdies verweisen die Importeure auf den derzeit von IMS an die teilnehmenden Apotheken versandten Leitfaden zur Durchführung der Fotodokumentation. Darin heiße es: "Wir sind im Wesentlichen daran interessiert, für die im Erfassungsbogen aufgeführten Präparate pro Land die Anzahl der Packungen zu erheben und per Foto zu dokumentieren."

Diese Zielsetzung, so Mohringer, möge den kommerziellen Interessen der multinationalen Pharmakonzerne und auch von IMS entsprechen, richte sich aber gegen die der Allgemeinheit. Denn eine Behinderung der Importe führe zu höheren Kosten für die Patienten und das Gesundheitssystem. "Diese Markterhebung muss deshalb sofort eingestellt werden", fordert Mohringer.



DAZ 2011, Nr. 35, S. 20

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