Arzneimittel und Therapie

Asthma erhöht Präeklampsierisiko bei Schwangeren

Die Präeklampsie ist eine zumeist in der zweiten Schwangerschaftshälfte auftretende Erkrankung, die sich in etwa 5 bis 7% aller Schwangerschaften entwickelt. Sie ist gekennzeichnet durch die Leitsymptome Hypertonie, vermehrte Eiweißausscheidung im Urin (Proteinurie) und Wassereinlagerungen (Ödeme). Nach einer jetzt erschienenen Metaanalyse, in der 40 Kohortenstudien mit mehr als 1,6 Millionen Teilnehmerinnen ausgewertet wurden, erkranken Asthmapatientinnen in der Schwangerschaft mehr als 50% häufiger an einer Präeklampsie.
Foto: Pictor International
Etwa 5 bis 7% aller Schwangeren ent­wickeln während der Schwangerschaft eine Präeklampsie. Das Erkrankungsrisiko ist für Asthmapatientinnen etwa doppelt so hoch.

Die Präeklampsie gehört zu den hypertensiven Erkrankungen in der Schwangerschaft. Sie tritt in der Regel erst nach der 20. Schwangerschaftswoche auf. Neben den Leitsymptomen klagen viele Patientinnen über Kopfschmerzen und Benommenheit, Übelkeit und Erbrechen. In schweren Fällen können auch die Leber (HELLP-Syndrom) oder das Zentralnervensystem betroffen sein. Etwa 50.000 Schwangere sterben jährlich weltweit an der Erkrankung. Als Folge einer Mangelversorgung mit Sauerstoff kann es beim Ungeborenen zu Entwicklungsstörungen kommen. Die Zahl der tot geborenen oder in den ersten sieben Lebenstagen verstorbenen Kinder ist bei einer Präeklampsie 5 bis 20% höher als bei einer normal verlaufenden Schwangerschaft.

Die Ursachen für eine Präeklampsie sind nicht eindeutig geklärt; es spielen aber offensichtlich blutdruckregulierende Substanzen wie Endolin eine Rolle. Erstgebärende und Frauen über 35 Jahren sind häufiger betroffen. Neben einer bereits bestehenden Hypertonie kann offensichtlich auch Asthma ein erheblicher Risikofaktor für eine Präeklampsie sein. Das zeigt eine jetzt erschienene Meta-Studie, in der die Ergebnisse von Untersuchungen ausgewertet wurden, die zwischen 1975 und März 2009 erschienen waren.

Die Auswertung von 40 Kohortenstudien mit mehr als 1,6 Millionen Teilnehmerinnen zeigt eine um 54% erhöhte Häufigkeit für eine Präeklampsie in der Schwangerschaft bei Asthmapatientinnen. Auch für das Ungeborene kann dies fatale Folgen haben. In vielen Fällen kommt es zu Entwicklungsver

zögerungen; sie sind vergleichsweise um 22% öfter zu leicht für ihr fetales Alter (Gestationsalter), und Kinder dieser Patientinnen haben ein um 46% häufigeres niedriges Geburtsgewicht. Auffällig war jedoch ein deutlich schwächerer und nicht mehr signifikanter Zusammenhang zwischen Präeklampsie und Asthmaerkrankung bei einer medikamentösen Therapie der Patientinnen. So gebe es keine Hinweise für die Schädlichkeit einer Behandlung mit inhalativen Steroiden oder kurzwirkenden Beta-Agonisten.

Ein Problem sei, so die Autoren, die mangelnde Compliance der Patientinnen, die nach einer Asthmadiagnose während der Schwangerschaft um die Gesundheit ihres ungeborenen Kindes durch die medikamentöse Therapie besorgt seien. Es sei daher eine intensive Betreuung der Patientinnen während der Schwangerschaft mit dem Ziel notwendig, die Medikation bedarfsgerecht fortzusetzen und Exazerbationen zu vermeiden, wobei aber ein unnötiger Einsatz von Medikamenten – entsprechend den Leitlinien – vermieden werden solle.

Hypertensiver Notfall


Bei Verdacht auf die Entwicklung einer Präeklampsie (Hypertonie > 140/90 mmHg und Proteinurie (> 300 mg g/24 Stunden) oder Proteinurie und rasche Ödementwicklung oder Gewichtszunahme (> 2 kg/Woche) sollte eine Krankenhauseinweisung in Betracht gezogen werden, da fulminante Verläufe möglich sind. Bei Schwangeren sind Blutdruckwerte über 160/100 mmHg nur kurzzeitig und nur unter stationärer Beobachtung zu tolerieren. Ein hypertensiver Notfall in der Schwangerschaft liegt vor, wenn stark erhöhte Blutdruckwerte mit einer hypertensiven Enzephalopathie (Sehstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Bewusstseinsstörungen) oder einem Lungenödem einhergehen.



Quelle

Murphy, V.E.; et al.: A meta-analysis of adverse perinatal outcomes in women with asthma. BJOG 2011; doi: 10.1111/j.1471-0528.2011.03055.x, vom 13. Juli 2011.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2011, Nr. 30, S. 35

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