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Arzneimittel und Therapie
Langzeitinsulinanalog Degludec® in Phase-III-Studie
Viele Typ-2-Diabetes-Patienten würden es sicherlich begrüßen, wenn sie nicht tagtäglich das strenge Schema der Insulin-Applikation einhalten müssten. So hat es immer wieder Entwicklungen von Basalinsulinanaloga gegeben, die darauf zielten, den Zeitraum zwischen den einzelnen Anwendungen zu vergrößern. Die Ergebnisse sind bislang allerdings noch nicht befriedigend. Das dänische Unternehmen Novo Nordisk hat jetzt ein vielversprechendes Präparat entwickelt, dessen Marktzulassung nach erfolgreichem Abschluss der Phase-III-Studien geplant ist. Durch Veränderungen der terminalen B-Kette von humanem Insulin wurde eine Präparation entwickelt, die nach der Injektion subkutan lösliche Multi-Hexamere bildet. Aus diesem Depot wird Insulin Degludec® kontinuierlich in die Zirkulation freigesetzt. Dies soll zu einem "ultralangen" und gleichmäßigen Wirkprofil führen.
Insulin Degludec® nur dreimal pro Woche applizieren
Im Rahmen der Jahrestagung der EASD (European Association for the Study of Diabetes) wurden die Ergebnisse einer Phase-II-Studie mit dem neuen Insulinanalog vorgestellt. Ziel dieser Studie war es, Wirksamkeit und Sicherheit des neuen Insulins zu überprüfen. Jeweils etwa 60 Patienten mit einem Typ-2-Diabetes erhielten über 16 Wochen hinweg entweder Insulin Degludec® in einer Präparation für eine einmalige Anwendung pro Tag oder aber eine spezielle Präparation von Degludec®, die nur an drei Tagen pro Woche verabreicht wurde, eine dritte Gruppe zum Vergleich Insulin Glargin (Lantus®). Alle Patienten bekamen gleichzeitig Metformin und die Dosis der Insuline wurde nach Bedarf so angepasst, dass die Nüchternglucose bei 4,0 bis 6,0 mmol/l (70 bis 110 mg/dl) lag. In allen drei Behandlungsgruppen konnte der HbA1c -Wert von anfangs 8,7% deutlich gesenkt werden: Der Mittelwert lag nach 16 Wochen mit Insulin Glargin bei 7,2%, mit Degludec® einmal täglich bei 7,4% und mit Degludec® dreimal/Woche bei 7,3%. Die Rate an Hypoglykämien war gering und nur in einem Falle wurde eine schwere Hypoglykämie verzeichnet (in der Gruppe Degludec® dreimal/Woche). Als häufigste Nebenwirkungen wurden Kopfschmerzen, Durchfall und Nasopharyngitis genannt, allerdings meist schwach bis mäßig.
Diese Vergleichsstudie belegt – allerdings an einer sehr begrenzten Zahl von Teilnehmern – , dass das neue Insulin Degludec® gut wirksam ist und dass die spezielle Präparation des neuen Präparats auch nur dreimal pro Woche gespritzt werden muss. Jetzt beginnt Novo Nordisk mit einem umfangreichen Phase-III-Studien-Programm, dessen erste Ergebnisse in der ersten Jahreshälfte 2011 erwartet werden. Das gesamte Programm umfasst 17 Einzelstudien, an denen insgesamt etwa 10.000 Probanden teilnehmen sollen.
Die Entwicklung des Langzeitanalogon mit einer noch flacheren Wirkkurve als bisherige Basalinsulinanaloga wird aber auch kritisch begleitet. So äußerte sich in diesem Zusammenhang der Präsident der Österreichischen Diabetes Gesellschaft, Priv.-Doz. Dr. Raimund Weitgasser. "Ich habe auch einige Patienten dazu befragt, was sie von einem zwei- bis dreimal wöchentlich zu injizierenden Insulin halten würden. Offenbar haben manche Patienten größere Schwierigkeiten damit, ein Basalinsulin in der erforderlichen Regelmäßigkeit zu injizieren als ein prandiales Insulin, das zu jeder Mahlzeit gespritzt wird. Dieser Aspekt ist bei einem Insulin, das nur an bestimmten Wochentagen injiziert werden soll, sicherlich noch mehr zu beachten."
Quelle
Mathieu, C.; et al.: Insulin degludec, a new-generation, ultra-long-acting insulin used once daily or 3-times weekly in people with type 2 diabetes: comparison to insulin glargine. 46th EASD Annual Meeting of the European Association for the Study of Diabetes. Abstract 4. Diabetol. (2010) 53 (1): 8.
Weitgasser, R.: Neues zur Insulintherapie. Diabetesforum 2010(4).
Dr. Hans-Peter Hanssen
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